Kreativität – Tricks, Fallbeispiele, Trends
Ab sofort im Handel: PAGE 08.2012
Editorial: Open House
»Sollte es jemandem einfallen, ein Haus für missbrauchte Worte einzurichten, dann stünde der Wortfamilie rund um die Kreativität eine ganze Etage zu«, schrieb einmal Gabriele Fischer in »brand eins«. »Das Label klebt auf allem, was man höflichkeitshalber nicht ›interessant‹ nennen kann. Es bezeichnet Wirrköpfe wie Kopfarbeiter, veritable Künstler wie töpfernde Hausfrauen. Und ist inzwischen eigentlich kaum mehr als die Wortvariante eines leichten Kopfschüttelns.« Dem ist im Grunde nichts weiter hinzuzufügen.
Oder doch? Nun, schauen wir uns die komplexen Problemstellungen, denen wir – pardon! – Kreative heute gegenüberstehen, doch an. Wäre es da nicht geradezu ein Glücksfall, wenn sich auf unserer Etage Wirrköpfe und töpfernde Hausfrauen einfinden würden? Wollen wir uns nicht ohnehin von starren Ideenfindungsprozessen verabschieden und der inszenierten Störung sowie dem gesteuerten Zufall Tür und Tor öffnen?
Das Zukunftsinstitut in Kelkheim fordert in seinem »Trend-Update« die Integration aller Beteiligten in Innovationsschleifen. Es spricht von Innovation durch Rekombination, kurzum: von Synnovation. Als Methoden, die uns helfen können, das Thema neu zu erschließen, führt es Open Innovation, Multi-Stakeholder-Brainstormings, Social Design, Innovation Jams, Creatsourcing, Customer Co-Creation, Permanent Beta und last, but not least, Design Thinking an, welches am Hasso-Plattner-Institut gelehrt wird und dort nicht bloß als eine weitere Methode, sondern als »Change im Mindset« verstanden sein will.
Sei’s drum, lassen wir all die Buzzwords doch einfach mal beiseite: Es geht um nichts weniger als um den Abschied vom Elfenbeinturm, um den Sprung ins offene Feld multidisziplinärer Prozesse. Und machen wir uns nichts vor: Wenn es damit getan wäre, sich nur immer wieder neue Methoden auszudenken, hätten wir dann nicht längst alle eine Art kreativen Teilchenbeschleuniger im Haus? Nein, tragfähige Ideen sind und bleiben harte Arbeit. Mit einem leichten Kopfschütteln ist es nicht getan. Werkzeuge, Techniken und Strategien sowie Einblicke in die Kreativschmieden von morgen – siehe Seite 24 ff.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
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Schlagwörter:
Kreativbranche
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