Endlich wird Buchgestaltung von Mexiko bis Argentinien in einem sensationellen Bildband gewürdigt.
Unser Wissen über die reiche Geschichte von Grafikdesign außerhalb der »Ersten Welt« ist ehrlich gestanden ziemlich unterentwickelt … Der Verlag Editorial RM, wohl das wichtigste Sprachrohr für die visuelle Kultur Lateinamerikas, schließt nun so manche Bildungslücke mit »Diagramming Modernity«, einem 800seitigen Band über Buchdesign und -illustration der brodelnden 1920er bis 1940er Jahre.
Intellektuelle und Künstler:innen aus Mittel- und Südamerika reisten damals regelmäßig nach Paris, verarbeiteten Einflüsse von Jugendstil, Symbolismus, Futurismus, Kubismus, Expressionismus oder Art Déco in ihren Heimatländern.
Auch politisch brach eine radikal neue Zeit an, besonders die mexikanische Revolution gab den Anstoß für eine neue Wertschätzung indigener Kulturen. Hierzulande kennt man bestenfalls die mexikanischen Muralist:innen mit Frida-Kahlo-Ehemann Diego de Rivera, doch der sogenannte Indigenismus erfasste ab 1920 den ganzen Kontinent, wie »Diagramming Modernity« zeigt.
Der sowohl auf Englisch auch auf Spanisch erschienene Band erzählt von vielen wegweisenden Gestalter:innen und entfaltet ein buntgemischtes Panorama von tropischer Politpropaganda bis zum illustrierten Fußball-Gedichtband.
Rodrigo Gutiérrez Viñuales, Riccardo Boglione: Diagramming Modernity. Books and Graphic Design in Latin America, 1920–1940. Editorial RM/Ediciones La Bahía, Barcelona 2023 816 Seiten 50 Euro ISBN 978-84-17975-79-1