Gestickte Identität für Ivano-Frankivsk
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imbulance aus Kiew entwarf eine Identität für die ukrainische Universitätsstadt Ivano-Frankivsk – und orientierte sich dabei an deren Volkskunst und turbulenter Historie.
Über Historie zu schreiben ist wie einen Ozean zu trinken und anschließend eine Tasse voll zu pinkeln soll der französische Schriftsteller Gustave Flaubert gesagt haben – und laut eigener Angaben kamen sich der kanadische Grafikdesigner Jovan Rocanov und die Mitglieder der Agentur Aimbulance genauso vor, als sie eine Identität für die ukrainische Stadt Ivano-Frankivsk entwickelten.
Gerade mal etwas über 200.000 Einwohner zählt das Universitätsstädtchen, aber was dessen Historie angeht, kann es gleich mehrere Geschichtsbücher füllen. 1662 von der polnischen Adelsfamilie Potocki gegründet, wurde die Stadt 1772 österreichisch, gehörte später zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, war Hauptstadt der Westukrainischen Volksrepublik, 1921 polnisch, wurde 1939 der Sowjetunion angegliedert …
Um diese wechselhafte Geschichte und so unterschiedliche Identitäten wie der polnischen Gründer, des österreichischen Imperiums und der sowjetischen Autoritäten zusammenzubringen, entwickelte Aimbulance ein Erscheinungsbild, das sich einerseits an das Rathaus von Ivano-Frankivsk, einer eigensinnigen Art-Deco-Schönheit, anlehnt, darüber hinaus die lokale Stickkunst zitiert – und andererseits die Verschiedenartigkeit der Historie unterstreicht.
Den Kreuz-förmigen Grundriss des Rathauses, des Ratusha, übersetzen sie ein Corporate Identity, die im Kreuzstich die Stickkunst zitiert und zugleich sehr variabel ist. Mit hohem Wiedererkennungswert des Kreuzstichs, verweist sie in stilisierter Baumform auf die umgebende Natur, mit Stiften auf die heimische Literatur, auf Architektur, Künste und anderen lokalen Besonderheiten.
Das Erscheinungsbild findet sich auf T-Shirts, Tassen, Flaggen, Stickern und Notizheften wieder, ist Muster oder steht als einzelner Kreuzstich für sich allein.
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