Weniger Plastik: Flip-Flops statt Flundern
Um zu verhindern, dass wir bald nur noch Plastikmüll aus dem Meer angeln, lassen sich Kreative einiges einfallen. Von Strohhalmen aus Glas über Tüten, die sich im Wasser auflösen, bis zu Wasserkugeln, die man essen kann.
Wir alle wissen, dass es höchste Zeit ist, etwas zu verändern, passieren tut nach wie vor zu wenig. Etwa 8,3 Milliarden Tonnen Plastik wurden seit 1950 produziert, das geht aus einer Studie hervor, die der Physiker Roland Geyer von der University of California 2017 veröffentlichte. Wiederverwertet wurden davon nur rund 9 Prozent. Mit 37 Kilogramm Plastikmüll, die jeder Deutsche im Jahr produziert, liegen wir mehr als 6 Kilogramm über dem EU-Durchschnitt. Immerhin hat Deutschland eine hohe Recyclingquote und nutzt nichtrecycelten Kunststoff energetisch. Das heißt, er wird verbrannt und für die Gewinnung von Strom und Wärme genutzt.
Aber die Plastikflut steigt immer weiter. Im Jahr 2050 könnte in den Meeren mehr Plastik schwimmen als Fische, sagen Forscher der Ellen MacArthur Foundation. Wollen wir das wirklich?
Die Designerin Anneliese Bunk lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen sehr plastikarm in München. Schon vor ein paar Jahren, als sie noch eine eigene kleine Werbeagentur leitete, ging es ihr gehörig auf die Nerven, dass nach jedem Einkauf Unmengen von Plastik den Mülleimer verstopften. Der Dokumentarfilm »Plastic Planet« gab ihr schließlich den notwendigen Schubs, tatsächlich etwas zu verändern – die naturtasche entstand.
»Papiertaschen belasten die Umwelt zwar weniger als Plastik, aber für ihre Herstellung werden große Mengen Schwefelsäure und andere Chemikalien benötigt – alles andere als optimal«, sagt Anneliese Bunk. Als umweltfreundliche Alternative zu Plastik- und Papiertüten entwickelte sie Taschen aus Stoff, die den Verpackungsmüll beim Einkauf von Obst, Gemüse und Brot deutlich reduzieren. »Die naturtasche spart Ressourcen, denn Biobaumwolle wächst schneller nach als Holz für Papier. Sie ist frei von Schadstoffen und damit optimal für Lebensmittel. Und anders als bei Beuteln aus Kunstfaser gelangt beim Waschen kein Mikroplastik ins Wasser«, erklärt die Designerin.
Ihre Agentur hat sie inzwischen geschlossen, der Onlineshop naturtasche.de brummt. Und seit sie gemeinsam mit einer befreundeten Journalistin das Buch »Besser leben ohne Plastik« geschrieben hat, das auf der »Spiegel«-Bestsellerliste landete, reist Anneliese Bunk kreuz und quer durch Deutschland, um Vorträge zu halten. »Plastikfasten ist gar nicht so schwer«, lautet das Fazit der Designerin. »Auch die Kinder und mein Mann, der anfangs noch hoffte, das Ganze sei nur eine vorübergehende Phase, sind mittlerweile überzeugt. Geht es doch mal nicht ganz ohne Kunststoff, ist das eben so – von strikten Verboten halte ich nichts.«
Noch viel mehr Infos und spannende Projekte zum Plastik vermeiden oder Plastik recyceln finden Sie in der PAGE 12.2018.
Im Jahr 2050 könnte dreimal mehr Plastik im Meer schwimmen als Fische. Um darauf aufmerksam zu machen, redesignte die Stockholmer Agentur Stendahls für die West Coast Foundation das klassische Fischplakat – Hering, Flunder und Co wurden durch diverse Plastikobjekte inklusive deren lateinischer Bezeichnung ersetzt und an beliebten Strandpromenaden aufgestellt. Wer gerade nicht nach Schweden kommt, kann das Poster für rund 10 Euro hier bestellen, der Erlös geht zu 100 Prozent an die Organisation.
Zugegeben, diese Art des Trinkens ist gewöhnungsbedürftig. Egal, ob man den Inhalt aus der aus Pflanzenfasern und Algen bestehenden Ooho-Kugel saugt oder sie gleich ganz futtert.
Mit Trinkhalmen aus Glas schmeckt der Drink gleich doppelt gut. Die des Start-ups HALM sind aus Spezialglas gefertigt und spülmaschinenfest.
Zusammen mit der Organisation Parley for the Oceans entwickelte adidas Trikots, die zum Teil aus an Stränden gesammeltem, recyceltem Plastik bestehen. Real Madrid und Bayern München haben solche Trikots für die Saison 2018/19, diese sind auch über den Fanshop zu kaufen. Hoffen wir, dass von den rund 90 Euro, die das Trikot kostet, ein Großteil an Parleys for the Ocean geht.
Mit ihrer naturtasche bietet Anneliese Bunk eine umweltfreundliche Alternative zu Plastik- und Papiertüten. Die Biobaumwolltaschen eignen sich nicht nur zum Einkaufen, sondern auch zum Aufbewahren von frischen Lebensmitteln im Kühlschrank.
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