Failure sucks but instructs
PAGE 10.2017 ist da – und darin: jede Menge Fehler, die sich Creative Professionals sparen können!
Editorial: Fallstudien
Es ist alles gut, solange es immer noch schlechter sein könnte. Nicht nur in der Politik, auch anderswo sind unsere Erwartungen bereits so tief unter den Tisch gerutscht, dass schon das Nichteintreffen der Katastrophe ein gigantischer Erfolg sein kann. Nehmen wir nur das gemeine Butterbrot: Wir können uns ärgern, wenn es wieder einmal heruntergefallen ist. Oder aber wir freuen uns, dass es nicht auf der Marmeladenseite gelandet ist. O doch, von wegen alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen: Wir können unser Frühstück statt am genormten Esstisch ebenso am Stehtisch mit höherer Fallstrecke einnehmen, dann dreht sich das Toastbrot einmal mehr – und schon ist Murphy’s Law ausgehebelt. Yhprum!
Was das mit unserem Job zu tun hat? Sehr viel! Denn auch da lassen wir keinen Fettnapf aus. Gerade zu Beginn unseres Berufslebens: Wir kritisieren das bestehende Erscheinungsbild unseres Auftraggebers und übersehen dabei vollkommen, dass er selbst an der Entwicklung beteiligt gewesen sein könnte. Wir argumentieren mit Ästhetik und landen in der Geschmacksfalle. Wir verkalkulieren uns und zahlen am Ende richtig drauf. Wir verzichten auf Usertests und AGB. Wir vergessen Beschnittzugaben und Back-ups. Es gibt da Fälle . . .
Okay, wir dürfen Fehler machen – müssen es sogar: Schließlich wird man aus Fehlern klug. Das allerdings auch nur dann, wenn wir immer wieder neue machen, sprich niemals denselben zweimal. In PAGE 10.207 haben wir denn auch typische Stolperfallen zusammengestellt – damit Sie diese von vornherein umgehen können. Und wir haben Profis gebeten, sich ausnahmsweise mal nicht von ihrer Marmeladen-, oops Schokoladenseite zu zeigen, sondern offenherzig über ihre Missgeschicke zu sprechen.
Doch Vorsicht! Die schlimmsten Fehler sind immer noch die, die bereits andere gemacht haben; von denen wir glauben, dass sie einem selbst nie passieren werden; also jene, von denen wir wissen, dass sie, wenn sie uns passieren, unschöne Folgen haben werden. Und genau diese Fehler stellen sich gerne ein, wenn wir uns auf der sicheren Seite wähnen, wenn uns der Erfolg schon ins Gesicht geschrieben steht und sich Routine einstellt. Aber auch da vertrauen wir dann einfach mal auf die Umkehrung von Murphy’s Law, auf das Gesetz von Yhprum: »Alles, was funktionieren kann, wird auch funktionieren.«
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisherin
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