Creativity hoch 3 – Die neue DNA der Ideen
Ab sofort im Handel: PAGE 09.2014
Editorial: Algoritivity
Geistesblitzverwöhnt und kommunikativ sollen wir sein. Nun ja, schon mal aufgeschaut? Starren wir nicht alle wie versteinert auf den Monitor und schotten uns mit Kopfhörern ab? Der Softwarekonzern SAP setzt gar schon auf Autisten im »War for Talents«: Inselwissen, Detailgenauigkeit, Akribie, ein hervorragendes Gedächtnis und eine besondere Art, logisch zu denken – das perfekte Profil für Programmierer! Doch können autistisch veranlagte Menschen in einer Arbeitswelt, in der Teamplayer mit sozialer Kompetenz erwartet werden, überhaupt bestehen? Sie benötigen eine reizarme Umgebung, klare Ansagen, geregelte Abläufe – passt das in eine Branche, die auf Kollaboration, Open Innovation und Dynamik setzt?
In kaum einem Berufszweig gibt es so viele Getriebene wie in unserem. Wir sind fast schon zu Hochfrequenz-Kreativen mutiert. Zu Seismografen, die das Netz rund um die Uhr mit smarten Algo-rithmen nach Ideen durchforsten und in Bruchteilen von Sekunden auf jede noch so kleine Bewegung der Crowd reagieren. Und doch: Während wir noch um unseren Einfluss, unsere Jobs und unsere Pfründe fürchten, zieht still und leise ein Game Changer nach dem anderen an uns vorüber. Mit Ideen, die die technologischen Möglichkeiten sowie die Energie der Communitys intelligent und überraschend nutzen. Mit Ansätzen, die einen echten Mehrwert generieren.
Warum also starren wir wie versteinert auf den Monitor? Warum halten wir Kontakt mit der Community und verlieren dennoch den Anschluss? Warum ertrinken wir in Ideen und dürsten nach mehr? Sind Bots kreativer als wir? Oder verändert die Digitalisierung lediglich unsere Vorstellung von Kreativität? Ja, der Ideen- oder besser: der Wertschöpfungsprozess wandelt sich … und ja, angesichts der hohen Netzdynamik und Big Data kann eine autistische Disposition durchaus von Vorteil sein. SAP erhöht mit seinen gemischten Teams nicht nur die Produktivität des Unternehmens, sondern auch die Kundenzufriedenheit. – Chancen und Herausforderungen im Spannungsfeld von Co-Creation, Code und Community, siehe Seite 20 ff.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
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Schlagwörter:
Kreativbranche
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