A Single Year: Jeden Tag ein Plattencover
Das Grafikdesignstudio Weicher Umbruch hat sich einer gestalterischen Herausforderung gestellt …
Side Projects gab es bei Andrea Münch und Markus Läubli schon immer. Mit ausschließlich eigeninitierten Arbeiten haben die beiden ihr Studio Weicher Umbruch gestartet. Und als nach und nach immer mehr Kunden dazu kamen, behielten sie ihre kleinen und größeren Fingerübungen bei.
A Single Year, dieses schöne Grafikdesign-Projekt, das jetzt veröffentlicht wurde, gehört eindeutig zu den größeren.
Die beiden haben sich vorgestellt, ein Plattenlabel zu sein, das Musik herausbringt. Und zwar Musik, die beiden gefällt und einen klaren Wiedererkennungswert hat. Und für das sie jeden Tag ein Plattencover gestalten müssen.
Gereizt hat sie, täglich etwas zu produzieren und der virtuellen Öffentlichkeit zu präsentieren und dabei auch die Möglichkeit zu haben, aktuelle Themen aufzugreifen oder Situationen durch Musik zu kommentieren.
Für den Notfall waren sie aber gerüstet. Mit ungefähr 30 Covern, die sie vorproduziert hatten. Für den Fall der Fälle. Aber da diese bald nach dem Start aufgebraucht waren, haben sie von da an von Tag zu Tag gestaltet.
Natürlich wurde es dabei immer mal wieder brenzlig. Gerade wenn es viele andere Aufträge gab. Aber aufzugeben war für die beiden Grafikdesigner ausgeschlossen. Stattdessen wandelten sie den Druck in Ansporn um, gepaart mit einigen Vorgaben, um sich beim zügigen und gemeinsamen Gestalten nicht in Details zu verheddern.
Mit der Wahl und Größe der Schrift haben sie sich nicht aufgehalten und dazu immer wieder auch Entwürfe von anderen Arbeiten verwendet, die zuvor nicht veröffentlicht wurden und ihnen so schließlich einen öffentlichen Auftritt verschafft.
So entstanden 365 Plattencover bei denen Dolly Partons »9 to 5« sich in eine Eieruhr verwandelt, Blurs »Out of Time« wabbert oder Marvin Gayes »Inner city Blues« sich in Hochhausschluchten verliert.
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Angesichts der wichtigen Rolle der Typografie auch (und gerade) in diesem Bereich finde ich die hier gezeigte diesbezügliche Beschränkung äußerst fragwürdig. Beim offensichtlich gegebenen, weiten Spektrum der zugrunde liegenden Musik wird mit der Verwendung einer derartigen Standardtypografie dem eigentlich ja vielfältigen und individuell-kreativen Ausdruck der einzelnen Musiken geradezu eine alles nivellierende gestalterische Zwangsjacke übergezogen.
So etwas Ähnliches hatten wir doch mit dem Helvetica-affinen grafischen “international style”vor Jahrzehnten schon einmal – mit dem Effekt dass Fluggesellschaften und Sparkassen grafisch weitestgehend verwechselbar wurden…
Gerade gegenüber den oft so individuellen bis anarchischen Ausdrucksformen der populären Musik, insbesondere der Vergangenheit, die ja stets ihren Kontext haben (und letztlich natürlich gegenüber ihren Künstlern) halte ich persönlich etwas mehr Demut und etwas weniger Ego des/der Designer für durchaus angebracht.