Bachelorarbeit: Ethik spielerisch vermitteln
Mit dem Spiel »Was tun?« fordert die Kommunikationsdesignerin Elena Wüllner an der Folkwang Universität der Künste in Essen zu Diskussionen auf
Von der gefundenen Brieftasche, übers Schwarzfahren bis hin zu den Schulden eines Staates – Elena Wüllner regt uns mit ihrer Bachelorarbeit zum Nachdenken an.
Die frisch gebackene Designerin gestaltete an der UdK Folkwang im Studiengang Kommunikationsdesign ein eigenes Spiel, das sich mit ethischen Problematiken auseinandersetzt.
Debatten anregen: So funktioniert´s
Mit »Was tun?« kann man in bis zu zwei Stunden langen Runden große und kleine Diskussionen führen. Zu Beginn erhalten die vier Spieler:innen jeweils eine Orientierungskarte und ein Infoheft, in dem über 30 ethische Modelle erklärt sind.
Im Spiel geht es allerdings um die vier ethischen Grundrichtungen – Utilitarismus, Pragmatismus, Deontologie und Werte-Ethik – die Wüllner durch ein klares Farbschema symbolisiert. Dieses ermöglicht den Spielenden, ihre Entscheidungen mittles entsprechend lackierter Holzkugeln in einem kleinen Steg zu dokumentieren und so ihr eigenes Ethik-Profil zu visualisieren.
Entscheiden, Diskutieren und Reflektieren
Den Lauf des Spieles bestimmen drei Kartentypen, die zufällig mit einem Kreisel ausgewählt werden. Bei einer Entscheidungskarte gibt es unterschiedliche Antwortmöglichkeiten. Die Gruppe rät dann mittels Spielmünzen, welche Antwort der oder die Spielende gewählt hat. So entsteht ein Meinungsbild in der Gruppe über »richtig« und »falsch«. Je nach ethischer Grundrichtung ihrer Antwort erhalten die Spieler:innen eine farblich passende Kugel, die sie auf ihrem Steg ergänzen können.
Bei Wissensfragen geht es darum, die richtige Antwort zu finden. Dabei wechseln sich Fakten und humorvolle Beispiele ab. Ereigniskarten skizzieren Schicksalsschläge und gesellschaftliche Problematiken. Sie sind dazu gedacht, eine Diskussion in der Runde anzustoßen. Wer sich dabei entgegen der allgemeinen Haltung entschieden hat, muss eine seiner Entscheidungskugeln wieder abgeben. Gespielt wird, bis die gemeinsame Spiel-Leiste voll ist.
»Bei mir gibt weder Gewinner noch Verlierer, keine ›richtigen‹ Antworten und auch nicht die ›eine‹ Wahrheit. Es gibt nur gute Gründe. Und die Diskussion unter den Spielenden.«
Elena Wüllner, Kommunikationsdesignerin, Düsseldorf
Feinfühlige Gestaltung und Nachhaltiges Packaging
Visuell macht das Spiel genauso viel her wie intellektuell: Die Kartenrückseiten, Spielmünzen und Infohefte zieren überlagerte Gesichter von Ethik-Expert:innen aus der Geschichte, Philosophie und Wissenschaft, um zu zeigen, dass es auch hier nicht die eine Wahrheit, sondern unterschiedliche Perspektiven gibt
Bei der Produktion hat Elena Wüllner selbst einige ethische Entscheidungen getroffen und sich für ein Packaging aus Recycling Karton, lackierte Holzkugeln und recyceltes MDF für Spielmünzen, Stege und den Kreisel entschieden.
Wer das Spiel selbst einmal ausprobieren möchte, findet die Arbeit in der Wanderausstellung des Joseph Binder Awards in Österreich, bei dem »Was tun?« mit dem Henry Steiner Prize ausgezeichnet wurde. Ab März können ethische Fragen im WEI SRAUM. Designforum Tirol diskutiert werden.
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