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Augmented Reality Zeitreise-App

Die App »Zeitfenster« wurde von Studierenden an der HDM in Stuttgart entwickelt und ermöglicht es, über Augmented Reality an Ort und Stelle in der Stadtgeschichte zurück zu reisen.

Bild Zeitfenster App

Die App »Zeitfenster« wurde von Studierenden an der HDM in Stuttgart entwickelt und ermöglicht es, über Augmented Reality an Ort und Stelle in der Stadtgeschichte zurück zu reisen.

Stadtbilder verändern sich rasend schnell – wo heute ein charmanter Altbau ist, leuchtet morgen ein Fastfood-Logo am Gebäude, oder stehen wir plötzlich einem verspiegelten Neubau gegenüber. Was gestern das wüste Randviertel, ist heute der hippe Szenebezirk, und morgen von gestern. Fragen Sie sich manchmal auch, wie gewisse Ecken Ihrer Stadt in früheren Jahrzehnten ausgesehen haben? Oder in früheren Jahrhunderten? Bevor Kriege, undurchdachte Bauprojekte, oder Gentrifizierung die Architektur veränderten.

Eine App, die Studierende an der Stuttgarter Hochschule der Medien entwickelten, macht es möglich, in der Zeit zurück zu reisen und mit eigenen Augen vor Ort zu erleben, wie die Stadt sich über die Jahre verändert hat. »Zeitfenster« heißt die App, die mithilfe eines Smartphones und historischen Fotografien für das fesselnde Augmented Reality Erlebnis zwischen mobilem City-Guide und Geschichtserfahrung sorgt.

Erstmals wurde sie auf der Media Night in Stuttgart vorgestellt und traf dabei auf enormes Interesse. Ihre Macher, die HDM-Masterstudenten Sven Straubinger, Diana Bullmann, Nils Fröhlich, Benjamin Schaufler und Patrick Burkert, waren überwältigt davon, wie sich das ältere wie jüngere Publikum für die Zeitreise per App begeisterte.

Wir sprachen mit dem Projektleiter Patrick Burkert über das Projekt – in unserer Bildergalerie zeigen wir Eindrücke des »Zeitfenster«-Erlebnisses.

PAGE: Wie kam das Projekt »Zeitfenster« App zustande?

Patrick Burkert: Die Idee dazu hatte ich zusammen mit meinem Kommilitonen Benjamin Schaufler im Frühling letzten Jahres. Wir saßen in einem Biergarten direkt neben dem alten Bahnhof von Stuttgart. An der Fassade des Gebäudes lassen sich heute nur noch Ansätze des Bahnhofs erkennen. Heute ist es ein Kino. Ich fand die Vorstellung interessant, dass dort früher Züge durchgefahren sind und wir haben uns gefragt, wie man die Vergangenheit der Stadt wieder sichtbar machen könnte. Sie nicht nur sehen, sondern erleben. Wir kamen schnell auf die Idee, die Frage mithilfe von Augmented Reality zu lösen, mit einem Smartphone und historischen Fotografien.

An der HDM  hatten wir die Möglichkeit, eine »Studioproduktion« zu belegen und dort ein eigenes Projekt mit den Mitteln der Hochschule umzusetzen. Wir haben unsere Idee vorgestellt und andere Studenten gefunden, die sich beteiligen wollten: Die Designerin Diana Bullmann, den Gestalter Nils Fröhlich und den Entwickler Sven Straubinger. Insgesamt waren wir also fünf Personen und haben das Projekt innerhalb eines Semesters umgesetzt.

Ihr hattet also eine klare Aufgabenteilung?

Zusammen mit Benjamin Schaufler habe ich die Konzeption übernommen und wurde dann auch Projektleiter. Wichtig war uns, dass es auch eine schöne Applikation wird, also auch der Designaspekt im Vordergrund steht. Deshalb war klar, dass wir ein Designteam und ein Entwicklerteam brauchen. Es war ein sehr interdisziplinäres Projekt, mit Studenten aus Mediengestaltung und Medientechnik. Wir haben die Aufgaben aufgeteilt, aber uns auch gegenseitig Input gegeben und kreative Ideen ausgetauscht.

Wie genau funktioniert die App?

Wenn man die »Zeitfenster«-App öffnet, sieht man ein Menü, in dem man zwischen freiem und Themen-Modus wählen kann. Wählt man den freien Modus, sieht man eine Karte mit Pins, die anzeigen, wo in Stuttgart ein »Zeitfenster« lokalisiert ist. Das »Zeitfenster« ist dabei eine Metapher für den Ort, an dem eine historische Aufnahme der Stadt entstanden ist. In einem »Zeitfenster« sind mehrere Fotografien gebündelt, die an diesem Standort um einen herum aufgenommen worden sind. Es gibt auch einen Schiebregler in der App, mit dem man sich sein eigenes »Zeitfenster« einstellen kann: Es lässt sich ein bestimmter Zeitraum auswählen und man sieht dann nur die Pins und Inhalte, die diesem Zeitraum entsprechen.

Hat man also die Pins auf der Karte, kann man direkt in den Kamera-Modus wechseln und bekommt dann die historischen Fotos mittels Augmented Reality ins reale Kamerafenster hineingerechnet. Ich stehe also perspektivisch-korrekt am Ort der historischen Aufnahme und kann mit einem Touch auf den Bildschirm die Fotografie vergrößern und die Transparenz des Bildes oder den Kamerazoom verändern. Das heißt, ich kann das historische Bild wirklich eins zu eins mit der realen Umgebung verschmelzen lassen. Es ist schon ein Erlebnis, wenn man das Gefühl bekommt, in einer anderen Zeit an diesem Ort zu sein.
Das Besondere an der App ist, dass man sich bewegen muss, um sie nutzen zu können. Viele AR-Anwendungen funktionieren ja so, dass man Informationen abrufen kann, egal wo man ist. Das ist bei unserer App anders: Man muss wirklich vor Ort sein und eines dieser »Zeitfenster«, also die Standorte, erreichen, um die Bildansichten aktivieren zu können.

Bild Zeitfenster App Schillerplatz

Bild: Der Schillerplatz durch die App gesehen

Die App erkennt also meinen Standort?

Genau. Wenn Du zum Beispiel am Schlossplatz in Stuttgart stehst, die Kameraansicht geöffnet und ein gewisses Jahrzehnt ausgewählt hast, dann bekommst Du beispielsweise zehn dieser »Zeitfenster« als Pins angezeigt. Je mehr Du Dich einem »Zeitfenster« näherst, desto größer wird der Pin in Deiner Ansicht. Du läufst geradezu in den Pin hinein. Das ist bis auf drei Meter genau. Wenn Du den Standpunkt erreicht hast, werden die Bilder aktiviert und anstelle der Pins siehst Du die historischen Aufnahmen.

Woher stammen denn die historischen Fotos?

Für den aktuellen Prototypen haben wir mit dem Landesmedienzentrum Baden Württemberg zusammengearbeitet, die uns ein umfangreiches Archiv von historischen Fotografien in digitaler Form zur Verfügung stellen konnten. Ebenso das Haus der Geschichte in Stuttgart. Sie haben uns neben dem Bildmaterial auch Informationen geliefert, mit denen wir in der App die Bilder angereichert haben, sodass man auch geschichtliches Hintergrundwissen an den verschiedenen Orten erhält. Eine weitere Methode, die wir uns überlegt haben, ist User Generated Content mittels einer Community. Aber das ist erst der nächste Schritt.

Wie ist der aktuelle Status? Wann wird die App verfügbar sein?

Wir sind noch in der Prototyp-Phase, aber die App ist, so wie sie ist, marktfähig. Wir hoffen, dass wir sie in den nächsten Wochen eigenständig auf den Markt bringen können – oder mit einem Kooperationspartner. Eines unserer Ziele ist es, mit der Idee des User Generated Content weiterzuarbeiten, also eine Community an die App zu hängen. Der User soll selbst sein »Zeitfenster« anlegen und es mit Bildern von seinem Dachboden füttern können.

Sind denn Versionen für andere Städte geplant?

Ja, die App ist so angelegt, dass sie auf andere Städte übertragbar ist. Es ist ein offenes Konzept, was man auch im Logo sieht. Die App soll nicht nur Zugang zu einem Bilderarchiv sein, sondern sie soll auch die Geschichte von kleinen Gemeinden und Städten mithilfe von Fotografien rekonstruierbar und erlebbar machen.

Seht ihr die App primär als Bildungsangebot?

Nein, es soll nicht primär in Richtung Bildung gehen. Wir denken, dass wir irgendwo zwischen reinen Augmented Reality Apps und interaktiven Reiseführern anzusiedeln sind. Es geht ja auch um Entertainment und Erlebnis – darum, einen Mehrwert zu bieten, indem wir Fotografie in einen neuen Kontext stellen. Das eignet sich auch hervorragend für den touristischen Bereich: Stadtführungen und Städteguides – als eine Möglichkeit, die Stadt anders zu erleben, nämlich anhand ihrer Geschichte.

Für welche Smartphones ist die App geeignet?

Im Moment ist es nur für iDevices angelegt, vor allem für das iPhone. Wir planen aber, es so bald wie möglich auch für Android herauszubringen, sobald die Zeit es zulässt.

Wie können sich Interessierte melden, die mit euch kooperieren oder euch unterstützen wollen?

Gerne über unsere Webseite. Da versuchen wir auch gerade, potentielle Nutzer, aber auch Kooperationspartner mit Informationen zur Applikation zu versorgen.

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Sketch-versus-Photoshop-Tutorial: User Interface Design mit Sketch, angelehnt an typische Photoshop-Anwendungsfälle

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Schöne Idee und, wie es sich anhört, sehr gut umgesetzt. Ich bin gespannt auf das Endergebnis und wünsche weiter viel Erfolg.

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