ie Jury vom Nachwuchspreis des ADC überzeugte Katrin Rodegast mit dem detailreichen Quilt »Soft Cover«. Doch das Talent des Jahres 2012 hat wesentlich mehr im Portfolio. Wir sprachen mit Katrin Rodegast über ihre Arbeit, Inspiration und ihre Zeit bei Sarah Illenberger.
Mitte Mai kürte der Art Directors Club Deutschland wieder die besten Jungkreativen Deutschlands. Bei dem Nachwuchswettbewerb wurden rund 400 Semester-, Abschluss- und Praxisarbeiten eingereicht. Davon wurden 7 mit Gold, 19 mit Silber und 38 mit Bronze ausgezeichnet. Eine besondere Ehre erwies die Jury Katrin Rodegast, die sie zum Talent des Jahres 2012 kürten. Sie verdankt die Auszeichnung ihrer Abschlussarbeit in Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Dortmund.
PAGE: Was hat Sie zu »Soft Cover« inspiriert? Was ist die Idee hinter der Arbeit?
Katrin Rodegast: Die Idee war, ein ungewöhnliches Kommunikationsmittel zu kreieren. Etwas Echtes, nichts Digitales. Ein Medium, mit dem man einen Moment, das Jetzt, die heutige Welt und das Zeitgeschehen für die Nachwelt festhalten kann. Ich wollte diese Geschichten so erzählen und konservieren, wie sie das Publikum noch nicht gesehen hat. Ein Quilt kann dies mindestens genauso gut wie Facebook – durch die aufwändige Produktion stellt er allerdings den größtmöglichen Gegensatz zu einem flüchtigen Posting dar. Gerade im digitalen Social-Media-Zeitalter wollte ich etwas Bleibendes schaffen.
Wie lange haben Sie an dem Projekt gearbeitet?
Insgesamt habe ich vier Monate daran gearbeitet. Zunächst habe ich in der Vergangenheit geforscht und mich mit Wandteppichen und Quilting beschäftigt. Quilts waren immer schon Medien, die Informationen und Familienerinnerungen übermitteln, Wandteppiche haben von Herrschern und Kriegen berichtet. Ich habe die Fertigungstechniken studiert und dann digital ein Muster aus 270 Illustrationen entworfen. Dieses Motivmuster dokumentiert Themen der aktuellen Agenda: zum Beispiel Konsum, Gesellschaft, Umwelt, Politik, Leben und Tod. In Entwurf und Produktion verknüpft sich schließlich Computertechnologie mit traditioneller Quiltkunst: »Soft Cover« ist zwar digital designt, aber handgenäht und mithilfe einer Quilting-Maschine manuell gefertigt.
Basteln bzw. etwas mit Händen zu schaffen, scheint Ihre Lieblingsmethode sein. Was ist Ihr Lieblingsmaterial?
Momentan ist es Papier. Ich habe gerade ein ganzes Büroszenario aus Papier gebaut, um herauszufinden, was mit diesem Material alles möglich ist. Da ich das Material aber letztendlich danach auswähle, welches Thema umzusetzen ist, bin ich offen für alle Materialien und Methoden – so dass ich auch z.B. Metall, Lebensmittel oder Porzellan einsetze.
Woher kommt Ihre Inspiration generell (bei freien und bei Auftragsarbeiten)?
Das kann fast alles sein: Kinderbastelbücher, Museen mit antiken Werken und moderner Kunst, Supermärkte, Flohmärkte, Filme und Songs. Ich habe eine Menge Skizzenbücher, in denen ich spontane Ideen festhalte und sammle, später kommen sie dann für ein passendes Projekt zum Einsatz.
Manche Ihrer Arbeiten erinnern stark an Sarah Illenberger, bei der Sie ja als Assistentin tätig waren. Wie kam es dazu und wie verlief die Zusammenarbeit? Wie hebt sich Ihr persönlicher Stil ab?
Ich habe während des Studiums als Praktikantin bei Sarah Illenberger angefangen, daraus ist dann im Anschluss eine zweijährige Assistenz geworden. Das war eine super Zeit, ich habe an sehr vielen Projekten ziemlich selbstständig mitarbeiten können. Ich habe auch viel über Materialien und über die Abläufe der Produktionen und Fotoshootings gelernt. Mein persönlicher Stil ist sicher ein Stück von dieser Zeit geprägt, aber auch sehr stark von Künstlern wie z.B. Bela Borsodi und Thomas Demand beeinflusst.
Sie haben schon während des Studiums viele Auftragsarbeiten gemacht. Wie geht es jetzt weiter (Agentur oder selbstständig)?
Momentan finde ich es toll, frei zu arbeiten. Dadurch hat man das Glück, sehr viele unterschiedliche Aufträge und Kunden zu bearbeiten: Jede Woche kommt ein neues Thema. Diese Freiheit zu haben, schätze ich als sehr großen Vorteil. Aber ich arbeite auch gerne für Agenturen, denn die Teamarbeit mit den Kollegen dort ist oft sehr produktiv.
Haben Sie Wunschkunden im Kopf?
Ich habe gerade einen Auftrag für das New York Times Magazine fertiggestellt, das war quasi so ein großer Wunschkunde. Letztendlich gibt es aber keine Hitlisten, denn jeder Kunde – ob groß, klein, ob Magazin, Verlag, Werbeagentur oder Unternehmen – ist nicht nur der Auftraggeber, sondern auch eine Inspirationsquelle.
Unsere Bildergalerie zeigt »Soft Cover« sowie weitere Arbeiten aus Katrin Rodegasts Portfolio: