Die Künstlerin und digitale Illustratorin Josephine Rais nutzt Kunst, um »mit ihrem Umfeld in den Austausch zu treten.« In ihrem Berliner Workspace kreiert sie Werke in Form dynamischer Alltagsszenen und setzt dabei auf Themen wie Identität, Diversität, Toleranz und Gleichberechtigung.
Josephine Rais möchte mit ihrer Kunst einen Diskurs schaffen und im besten Fall positive Emotionen in den Betrachter:innen wecken. Dabei ist das Smiley-Face ein wiederkehrendes Element, welches sich in zahlreichen ihrer Arbeiten entdecken lässt. Wir haben Josephine in ihrem Studio in einer stillgelegten Margarinefabrik getroffen und sprechen über den Anspruch ihrer Kunst und mit welchen Tools sie ihre Workflows als selbstständige Künstlerin optimal strukturiert.
Wie ist deine Leidenschaft für Kunst und Illustration entstanden und wie bist du zu deinen jetzigen Kunstformen gekommen?
Malen und Zeichnen waren schon immer meine Leidenschaften. Ich habe Produktdesign studiert und im Anschluss meinen Master in Strategischem Design angehängt. Mir war lange nicht bewusst, dass Illustrieren ein echter Berufsweg sein kann, mir fehlten hier vor allem weibliche Vorbilder zur Orientierung. Im Studium habe ich dann meinen ganz eigenen Stil gefunden, allerdings wurde mir in der Zeit auch bewusst, dass ich weder als Produkt- noch als strategische Designerin arbeiten möchte. Malen und Illustrieren – darin bin ich aufgegangen. Also habe ich nach dem Masterabschluss alles auf eine Karte gesetzt und mich als Illustratorin selbstständig gemacht. Und das klappt bis jetzt – klopf auf Holz – wirklich gut.
Du hast dich nach dem Studium also direkt für die Selbstständigkeit entschieden, ganz schön mutig. Wie kam es dazu?
Na ja, nicht ganz. Nach meinem Abschluss habe ich mich als visuelle Designerin in einer größeren Agentur in Berlin beworben und den Job nicht bekommen. Während ich nach freien Stellen gesucht habe, wurde mir dann aber bewusst, dass ich mit meinen Illustrationen Geld verdienen möchte, um aus meiner Leidenschaft einen Beruf zu machen. Ich hatte sehr viel Respekt vor dem Schritt in die Selbstständigkeit, aber ich wusste, dass ich es auf jeden Fall versuchen musste, weil ich mir nichts Schöneres vorstellen konnte, als beruflich etwas zu machen, was mir wirklich Spaß macht, worin ich aufgehe.
Und woher nimmst du deine Inspiration? Hast du Vorbilder?
Ich beobachte sehr gerne Menschen und interessiere mich für Architektur, Pop-Kultur, Natur, Musik und vor allem inspirieren mich meine Reisen. Ich liebe es, neue Eindrücke zu gewinnen, sie auf mich wirken zu lassen und in einem Moment eigener Ruhe neue Ideen und kreative Möglichkeiten entstehen zu lassen.
Stichwort Kreativität: Wie ist dein Signature-Stil entstanden und warum taucht das Smiley-Face so häufig als elementares Design-Element in deinen Arbeiten auf?
Ich liebe Farben, Dynamik, ungewöhnliche Posen, verschiedene Charaktere und organische Formen. Und mir ist es wichtig, mit meiner Arbeit eine Geschichte zu erzählen oder eine positive Emotion zu hinterlassen. Ich wünsche mir einfach, dass die Menschen, die meine Werke betrachten, die gleiche Freude empfinden wie ich, wenn ich sie kreiere. Dabei zeichne ich am liebsten weiblich gelesene Menschen – zum einen, weil ich mich selbst zu ihnen zähle, zum anderen, weil ich ihnen mehr Raum und Sichtbarkeit geben möchte. Außerdem liebe ich es, mit meinem Stil zu experimentieren und ihn in kleinen Schritten weiterzuentwickeln. Ich mag Veränderungen und neue Herausforderungen. Generell hinterfrage ich ständig, was meine Arbeit aussagt, und sehe darin immer Verbesserungspotenzial. Meine Kunst war schon immer mein Safespace, mein Ort des Rückzugs und Komforts, aus dem ich neue Kraft schöpfen kann. Umso mehr mich Außeneinflüsse belasten, umso fröhlicher wird meine Kunst. Die Smileys haben deshalb vermehrt zu Beginn der Pandemie und den ersten Lockdowns Platz in meinen Arbeiten gefunden.
Du hast bereits erwähnt, dass es dir sehr wichtig ist, mit deinen Werken Botschaften zu transportieren. »Weiblichkeit« und »Identität« sind hier wiederkehrende Begriffe bzw. Themen – warum hast du deinen Fokus auf diese Inhalte gelegt?
Die eigene Identität ist eine Frage, die uns alle beschäftigt, besonders in jungen Jahren. Wer bin ich, wer möchte ich sein und wie möchte ich sein? Meine Kunst ist mein persönlicher Weg, diese Fragen für mich selbst zu ergründen und mit meinem Umfeld in den Austausch darüber zu treten. Und wie ich eben schon erwähnt habe: Am liebsten zeichne ich weiblich gelesene Menschen, weil ich diesen mehr Raum und Sichtbarkeit geben möchte, da das meiner Meinung nach immer noch nicht ausreichend getan wird. So möchte ich die Betrachter*innen in eine tolerante, vielfältige und gleichberechtigte Welt entführen.
Diese Tools nutzt Illustratorin Josephine Rais!
Welche Kunstformen übst du aktuell aus, um diesen Themen Raum zu geben und welche Tools oder Funktionen nutzt du besonders häufig für die Umsetzung?
Aktuell erstelle ich digitale Illustrationen, Murals, also Wandgemälde, Acrylgemälde auf Leinwand, teilweise auch gemixt mit getufteten Elementen und getuftete Teppiche. Dabei handelt es sich um eine spezielle Webtechnik, bei der Fäden maschinell in ein Grundmaterial eingestochen und fixiert werden. Außerdem lerne ich gerade Animation und beschäftige mich seit ein paar Wochen mit AI-generierten Artworks – superaktuell und superspannend. Für meine digitalen Arbeiten nutze ich mein iPad, für große Werke wie z. B. das Projekt in Hongkong nutze ich eine Kombination aus Adobe Fresco und Adobe Illustrator für die finale Ausarbeitung. Und zu meinen nahezu alltäglichen Funktionen gehören auf jeden Fall die Schnittmaske und das Formerstellungswerkzeug. Die Schnittmaske ist ein super hilfreiches Tool in Adobe Fresco. Sie wendet auf eine oder mehrere Ebenen eine Maske an, wobei die unterste Ebene den sichtbaren Rahmen bestimmt. Ich nutze das zum Beispiel, um meine Illustrationen zu schattieren. Das Formerstellungswerkzeug ist ein Tool von Adobe Illustrator, welches einen ähnlichen Effekt hat, allerdings werden hier Flächen voneinander abgezogen. Das Formerstellungswerkzeug wird meistens verwendet, um neue Formen zu erstellen, ich verwende es aber meistens, um mehrere Flächen aneinander anzupassen.
Wie gerade schon kurz von dir erwähnt: Du hast in Wanchai, Hongkong, ein beeindruckendes 30×9 Meter großes Wandbild als Key Visual für die Hotellinie Ying’nFlo entworfen und bei der Umsetzung vor Ort mitgewirkt. Welche Gedanken stecken hinter dem Werk?
Ja, genau – ich durfte Teil eines ziemlich coolen Projekts in Hongkong sein, was meinem Fernweh und meinem Sammeln von Inspiration sehr gutgetan hat. Kurz zum Hintergrund: Die Langham Hospitality Group feierte ihr 20-jähriges Bestehen mit der Einführung von Ying’nFlo, einer Hotelmarke der gehobenen Mittelklasse, und ich wurde gebeten, das Key Visual der neuen Marke zu entwerfen, das ein vielfältiges, soziales, neugieriges, junges und dynamisches Umfeld in einem großen Kunstwerk einfangen sollte, was wiederum aus mehreren einzelnen Kunstwerken besteht. Mein persönliches Highlight bei diesem Projekt war die Einladung nach Hongkong und die Fertigstellung des 30×9 Meter großen Wandbildes in Zusammenarbeit mit dem Team von Current Projects an der Außenfassade des Gebäudes. Das Wandbild ist eine Adaption des Key Visuals inklusive eines QR-Codes, der auf die Website verweist. Mein Ziel hierbei war es, den Fokus auf Spaß, kulturellen Austausch und das Entdecken und Erleben neuer Dinge beim Reisen zu legen – ob als Alleinreisende*r oder in Gesellschaft. Da das Konzept der Hotellinie Ying’nFlo auch die Unterbringung von Haustieren vorsieht, war es mir eine Freude, einen kleinen pelzigen Freund in mein Kunstwerk einzubeziehen. Nach zwei Wochen Arbeit reiht sich mein Wandbild nun in die zahlreichen farbenfrohen Fassaden unterschiedlicher Stadtteile Hongkongs ein. Im Zuge der Eröffnung wurden außerdem zwei Straßenbahnen und eine Straßenbahnhaltestelle mit dem Key Visual beklebt. Eine für mich und mein Portfolio komplett neue Kunstform, was ich wirklich toll finde.
Von Hongkong zurück nach Berlin: Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag von Josephine Rais so aus?
Mein Tag beginnt meistens mit E-Mails und Kaffee. Und ich beginne jede Woche mit einer Wochenübersicht, schreibe meine To-Do’s also in eine Liste für die Woche bzw. für den Tag, je nachdem wie viel zu tun ist. Diesen kleinen, für mich aber sehr effektiven Step habe ich mir angewöhnt, seitdem ich selbstständig bin. Er hilft mir sehr, strukturiert und effektiv zu arbeiten. Ich arbeite aktuell von zwei verschiedenen Plätzen aus: Zum einen in meinem Shared Office mit sechs weiteren Kreativen zusammen. Von dort erledige ich meist alle digitalen Arbeiten, Bürokratisches, Calls, Portfolio-Aufbereitungen etc. Mein zweiter Arbeitsplatz ist mein Studio hier in der alten Margarinefabrik, wo ich meinen Tuftingrahmen und meine Leinwände habe. Hier entstehen also meine Teppiche, meine Acrylbilder und alles andere Handwerkliche. Ein typischer Projektablauf beginnt bei mir dann mit dem Briefing der Kund*innen, welches meist als Kombination aus Call und Präsentation stattfindet. Trotzdem bevorzuge ich es, das Briefing im Anschluss als PDF zu bekommen. Denn je nach Umfang und Komplexität des Projekts, brauche ich die Infos nochmal zum Nachschlagen und das kann ich am besten in einer PDF-Datei. Im Anschluss beginne ich direkt mit meinem Brainstorming, also ersten Ideen und Skizzen, die ich wiederum den Kunden*innen als kurze PDF-Präsentation schicke. Dieser Vorgang wiederholt sich dann bis zum finalen Artwork. Für mich hat sich diese Arbeitsweise als sehr effektiv herausgestellt, da die Kund*innen ihr Feedback direkt über die Kommentarfunktion an der entsprechenden Stelle im PDF einfügen können. Oftmals erübrigt sich dadurch ein Call und für mich persönlich ist es so einfacher, das Feedback strukturiert durchzugehen und ggf. einzuarbeiten. Das heißt, ein typischer Arbeitsalltag im Leben der Josephine Rais besteht oftmals aus dem Umsetzen kreativer Ideen und dem Abstimmen dieser Ideen.
Und abseits von Kundenaufträgen, wo können Interessierte deine Werke erwerben?
Neben meinen Originalen verkaufe ich auch ein paar ausgewählte FineArt Prints in meinem Onlineshop. Hier arbeite ich mit meinem Kooperationspartner The Printspace zusammen, die meine digitalen Illustrationen vom PDF zu farbenfrohen FineArtPrints umwandeln und verschicken. Zur Überprüfung meiner Druckdatei nutze ich Adobe Acrobat, da die Prints »on demand« produziert werden und die Prozesse voll automatisiert ablaufen. Die Preflight Funktion von Acrobat zeigt transparente Flächen in meinen Illustrationen an und ich kann außerdem die Auflösung meiner Illustrationen überprüfen. Da ich viel pixelbasiert und mit Farbabstufungen arbeite, ist dies eine der wichtigsten Kontrollfunktionen, mit der ich direkten Einfluss auf die Qualität vom Endprodukt nehmen kann. Ich habe auch immer wieder Projekte, in denen ich Pantone oder Volltonfarben anlege. Hier setze ich auf die Ausgabevorschau von Adobe Acrobat, um die einzelnen Farbkanäle zu selektieren und zu überprüfen. Farben und ihr Zusammenspiel sind ein besonderes Merkmal meiner Arbeit, da möchte ich nichts dem Zufall überlassen.
Partner dieses Beitrags ist Adobe mit Adobe Acrobat Pro und dem wohl bekanntesten und beliebtesten Datei-Format der Welt: dem PDF. Kaum ein Datei-Format hat den digitalen Alltag von Milliarden Menschen so sehr geprägt wie das PDF – in diesem Jahr feiert Adobe den 30. Geburtstag des Portable Document Formats sowie des PDF Readers Adobe Acrobat.
Adobe Acrobat Pro bringt euer PDF-Erlebnis auf ein professionelles Level: Mit Acrobat Pro lassen sich PDF-Dokumente gemeinsam bearbeiten, man kann Feedback und Freigaben einholen oder Dokumente aus verschiedenen Quellen in einem PDF zusammenfügen. Unterschiedlichste Formate können außerdem von überall und auf jedem Gerät in PDF-Dateien umgewandelt, bearbeitet und kombiniert werden.
Josephine nutzt Acrobat Pro zum Beispiel, um Kund:innen ihre Ideen vorzustellen: »Meine Präsentationen baue ich tatsächlich sehr akkurat, nach meiner Erfahrung ist die überzeugende Darstellung einer Idee oft schon die halbe Miete.« Wer Adobe Acrobat Pro und seine innovativen Funktionen einmal ausprobieren möchte, kann die PDF-Komplettlösung jetzt 7 Tage kostenlos testen.
Zum Abschluss würden wir gerne noch wissen, was deine Pläne für die Zukunft sind und welche Ziele oder vielleicht auch Träume du aktuell verfolgst?
Mein größter Traum ist es definitiv, ein dreidimensionales Objekt zu kreieren, vielleicht eine Skulptur meiner Illustrationen, eine Schale, Vase oder ein Objekt im Raum. Aktuell habe ich noch keine konkrete Vision, aber sehr viele Ideen. Außerdem möchte ich mich im Sommer wieder etwas mehr aufs Tufting konzentrieren. Am liebsten würde ich gerne eine weitere große Installation malen und »betuften«.
Das klingt auf jeden Fall spannend! Danke dir für das tolle Gespräch und viel Erfolg für deine Zukunft.
Weitere Informationen rund um Josephine Rais und ihre Kunst findet ihr hier: