Auch die Creative Professionals verbocken mal so richtig was im Job. Inklusive Erik Spiekermann, der uns im Gespräch mehr darüber verriet …
Hast du schon mal richtig was verbockt? Erik Spiekermann: Das ist schon länger her. 1995 haben wir für Volkswagen die Hausschrift umgestaltet, die dann auf allen Rechnern des Unternehmens installiert werden musste. Schriften zu installieren war damals schwierig. 60.000 Leute sollten sie an einem bestimmten Tag laden. Deshalb hatten wir Disketten verschickt und extra ein Nottelefon und eine Faxnummer eingerichtet. Wir waren überzeugt, alles richtig gemacht zu haben.
Zwei Tage später kamen die ersten Beschwerden über Fax. »Scheißschrift. Was habt ihr denn da für einen Mist fabriziert?« Plötzlich gab es Geschäftsbriefe in der Cooper Black, weil wir vergessen hatten, dass der Drucker die Schrift nicht einfach ersetzt. Mitarbeiter hatten die Cooper Black wohl privat für die Einladung zum Geburtstag der Oma oder die Kirchenzeitung genutzt. Und der Drucker verwendet immer die Schrift, die zuletzt geladen worden war.
Mit einem Deinstaller entfernten wir in der nächsten Runde stillschweigend alle alten Fonts und luden die neue Hausschrift. Das war natürlich ein echter Worst Case. Erst bei so einem großen Auftraggeber angeben, was für ein toller Hecht man ist, und dann passiert so etwas. Ich wollte auswandern, meinen Namen ändern.
Mehr zum Thema »Fehler, die sich Creative Professionals sparen können« lesen Sie in der Titelstory in PAGE 10.2017:
Überschätzt man sich am Anfang der Karriere eher mal?
Es gibt zwei diametral entgegensetzte Fehler, die junge Gestalter immer wieder machen. Der eine ist, zu meinen, man könnte alles und müsste nicht um Rat fragen. Eitelkeit ist immer hinderlich. Demgegenüber steht zu wenig Selbstvertrauen. Egal, welcher Auftrag reinkommt, diese Menschen glauben: »Das bekomme ich nie hin.« Sie fragen nicht um Hilfe, weil sie nicht dumm dastehen wollen. Fragen tut aber nicht weh, verletzt keine Ehre, und hinterher ist man schlauer. Statt es selbst schlecht zu machen, sollte man lieber jemanden fragen, der es besser kann – ganz gleich, ob es um spezielle Coding- oder Photoshop-Techniken geht.
Kommt es noch vor, dass du unsicher bist?
Ja, manchmal, wenn ich von etwas keine Ahnung habe. Aber dann ist da das Männchen auf der Schulter und sagt: »Komm, Erik, in deiner 45-jährigen Laufbahn hast du noch immer einen Weg oder jemanden gefunden, der dich unterstützt!« Sagen Sie beim Kunden nie: »Ich kann das nicht.« Man muss genug Selbstvertrauen haben, den Auftrag an Land zu ziehen, und dann läuft man schnell nach Hause und ruft die richtigen Personen an. Aber machen Sie das dem Auftraggeber gegenüber auch transparent! Wenn Sie den kompetenten Kollegen verstecken, dauert alles nur länger, die Kommunikation wird verwässert, und es kommen doch noch Fehler dabei heraus.