Zu Besuch bei Waltz Binaire
»Ein bizarrer Ort zwischen Romantik und technischer Neugier – eine Kiez-Insel in einer lebhaften Metropole« beschreibt Mio Loclair das Studio im Prenzlauerberg.
Bild: Anke Hohmeister
Direkt am Berliner Mauerpark, in der Gleimstraße 42, befindet sich das Studio Waltz Binaire. Mitgründer Christian »Mio« Loclair mag an der Gegend, dass sie gleichermaßen dörflich und städtisch ist. »Ich glaube wir brauchen beides«, so Loclair.
Bild: Anke Hohmeister
In einem typischen Berliner Hinterhof – 3. Etage rechts – findet man das Studio. 2015 mit Thomas Johann Lorenz gegründet, verfügt es über einen 100 Quadratmeter große Raum mit offener Küche, wenigen notwendigen Möbeln und Artefakten. Betritt man den Raum, lädt er von selbst zum Beobachten und Nachdenken ein.
Bild: Anke Hohmeister
»Es war uns wichtig einen natürlichen Raum zu schaffen für technologisch fortschrittliche und doch poetische Gedanken.«
Vor dem Einzug 2015 hatte er zu einem Atelier gehört, mit Seilzügen in den Gebälken für Stein-Skulpturen. Der harten Kunstcharme blieb von den minimalistisch Veränderungen unberührt: hochwertiges Parkett, Sanitär sowie eine klare Küche. »Es war uns wichtig einen natürlichen Raum zu schaffen für technologisch fortschrittliche und doch poetische Gedanken«, so Loclair. Die Gründer verzichteten bewusst auf die Gestaltung des Studios damit Gedanken und Projekte darin aufblitzen können.
Bild: Anke Hohmeister
Der Raum sollte ihrer Ansicht nach keine Eitelkeit oder bewusste Designentscheidung tragen, sondern eine sinnliche Ehrlichkeit vermitteln, die zu freien Experimenten und sinnigen Gedanken im Kontext von KI und Design ermutigt. »Dafür darf unser Studio nicht aussehen wie eine Kreuzung aus Blade Runner und Architectural Digest«, so Loclair, der dort international renommierte Künstler, KI Programmierer und Vorstände großer Konzerne und auch schon die PAGE-Redaktion mit Fotografin Anke Hohmeister zu Gast hatte.
Bild: Anke Hohmeister
Teil der Identität von Waltz Binaire ist der wertungsfreie Austausch zwischen Kreativität, Wissenschaft und Ökonomie. Diese Gespräche, abends am warmen Kamin bleiben in Erinnerung: »Ich glaube, wenn unsere Gäste an das Studio denken, dann denken Sie an den Kamin um 21 Uhr. Auf den Boxen läuft das Balanescu Quartet, sie trinken wohl ein Glas Wein, diskutieren über Alan Turing, während auf den Monitoren der Fortschritt der KI Experimente live dokumentiert ist.«
Bild: Anke Hohmeister
Neben dem Kamin steht Helin, die größte Marmorskulptur, die je durch KI geschaffen wurde. Aus schwarzem Carrara-Stein von einem Roboter gefräst, verkörpert sie den Geist des Studios, in dem die Kreativen KI und Design ständig neudenken. Dazu gehört, dass es keine Trennung von Code und Gestaltung gibt und Waltz Binaire nach einer kurzen, aber intensiven Researchphase stets direkt mit der Programmierung beginnt.
Über ihr letztes Projekt, den Social-Experience-Stream Journee, berichten wir in der aktuellen PAGE. Es beschäftigt sich mit dem Trend zu 5G und der Auslagerung von Prozessen in die Cloud. Außerdem stellt es die Frage nach der Zugänglichkeit für alle und zeigt, wie Veranstaltungen in Zukunft virtuell stattfinden können.
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