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Wissensmanagement: »Es braucht einen Triggerpunkt, an dem sich die Kultur ändert«

Wir sprachen mit Dr. Ole Keding, Director Strategy & Innovation bei der Hamburger Full-Service-Agentur pilot, über die richtige Unternehmenskultur für einen freien Wissensaustausch.

Ole Keding Wissenmanagement

● Wissensmanagement braucht eine Strategie. Bei der Full-Service-Agentur pilot in Hamburg ist Dr. Ole Keding, Director Strategy & Innovation, für den Flow of Knowledge unter den über 400 Mitarbeitern verantwortlich. Wir wollten von ihm wissen, welche Unternehmenskultur den Austausch fördert und wie man dies positiv beeinflussen kann.

Warum hat pilot eine dezidierte Wissensmanagementstrategie?

Ole Keding: Wir machen das, weil wir eine Agentur mit mehr als vierhundert Mitarbeitern sind und laut Lehrbuch ab einer Unternehmensgröße von 85 Personen das Wissen nicht mehr ungehindert von alleine zirkuliert. Wir verfolgen dabei zwei Ziele: Erstens möchten wir unser Know-how, so gut es geht, für jeden Mitarbeiter vorhalten. Aus diesem Grund sorgen wir dafür, dass es ordentlich abgelegt wird und jeder darauf zugreifen kann. Der zweite Teil ist wesentlich schwieriger zu erreichen: eine Kultur zu pflegen, in der offen Fragen gestellt werden – auch vermeintlich blöde.

Was kann ein Unternehmen tun, um den Austausch zu fördern?

Das ist ein bisschen wie in der Frühzeit von Social Media: Es braucht einen Auslösepunkt, an dem sich die Kultur ändert. Wenn alle sehen, dass es besser für sie ist, Wissen zu teilen, als in einem Meeting mit exklusiven Informationen zu glänzen. Das erreicht man am ehesten mit Anerkennung und Lob für die Mitarbeiter, die ihr Wissen weitergeben. Außerdem muss man eine Kultur der Neugierde stärken. Es nützt nichts, Informationen zu teilen, wenn es dafür keine Resonanz gibt. Aber wenn du merkst, dass du Ping-Pong spielen kannst, indem du zum Beispiel Artikel ins Intranet stellst, die auch andere interessant finden, und dass sich eine Diskussion daraus ergibt, dann ist das gut.

Bei uns ist Wissensaustausch deshalb Teil der Unternehmenskultur, und ein Stück weit setzen wir die Bereitschaft, seine Erkenntnisse und Erfahrungen mit anderen zu teilen, bei unseren Mitarbeitern voraus. In regelmäßigen Feedbackgesprächen würdigen wir zudem Eigenverantwortlichkeit und schätzen es wert, wenn jemand sein Wissen sehr offen teilt und extern Erfahrenes beispielsweise von Konferenzen in die Agentur zurückbringt. Macht das jemand nicht, kommt sofort Druck von der Gruppe: »Teil das doch mal mit uns allen!«

Was hemmt den Wissensflow

Je stärker die Hierarchie in Organisationen ist, desto hemmender wirkt sich das auf den freien Informationsfluss aus. Am hinderlichsten sind Menschen, deren Machtsystem darauf beruht, Kenntnisse für sich zu behalten. Dann zirkuliert Wissen nur in exklusiven Kreisen, und man macht sich ständig Gedanken: Wer darf das wissen? Wer kann das wissen? Je weniger man sich solche Fragen stellt, desto mehr teilt man spontan Informationen, sobald man glaubt, das könnte für jemand anderen nützlich sein.

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