Das letzte Jahr brachte für viele Designorganisationen Aufregung und neue Entwicklungen in Richtung Diversity. Bei fünf von ihnen – von ADC, AIGA bis tgm – haben wir nachgefragt
Was für ein verrücktes, turbulentes, herausforderndes Jahr! Die Pandemie legte 2020 die gesamte Welt lahm. Wir erlebten eine stillstehende Wirtschaft und menschenleere Großstädte. Zugleich aber auch sich überschlagende Ereignisse. Die Demonstrationen in Weißrussland etwa, wo sich so viele mutige Menschen weder von einem Virus noch von staatlich verordneter Polizeigewalt davon abhielten ließen, für ihre Rechte einzustehen. Und es – leider noch immer ohne Ergebnis – weiterhin tun. Oder die eskalierende Polizeigewalt in Amerika, die der 2013 entstandenen Black-Lives-Matter-Bewegung weit über die USA hinaus Unterstützung brachte und auch dazu beitrug, dass der Welt eine weitere Amtszeit von Donald Trump erspart blieb. Viele Menschen, darunter zahlreiche Kreative, entdeckten sich als politische Wesen neu, verließen ihre Komfortzone und nahmen aktiv am Geschehen teil.
Diese Ereignisse gingen auch an den Berufsverbänden der Kreativbranche nicht spurlos vorbei. Altehrwürdige Institutionen wie AIGA oder TDC New York sahen sich plötzlich mit dem Vorwurf des Rassismus konfrontiert und mussten reagieren. Aber auch hierzulande, etwa bei ADC oder tgm, gab es Bewegung. Uns allen wird 2020 als Corona-Jahr in Erinnerung bleiben. Zu den guten Dingen unter all dem Schrecklichen zählt, dass die Kreativverbände begonnen haben, sich kritisch mit sich selbst auseinanderzusetzen und weiterzuentwickeln – mit konkreten Schritten hin zu jüngeren, weiblicheren, diverseren Organisationen.
»Wir wollen dem Art Directors Club das Stigma des Altherrenvereins nehmen«
Im Oktober 2020 wurde Dörte Spengler-Ahrens, Kreativchefin von Jung von Matt/ Saga, zur ersten Präsidentin des Art Directors Club für Deutschland gewählt.
Wie fühlt es sich an, die erste Präsidentin des ADC zu sein?
Dörte Spengler-Ahrens: Gar nicht so ganz neu, ich war ja zuvor Vizepräsidentin – nach 18 Jahren im Club weiß ich um die Verantwortung dieses Amtes. Dass ich die erste Frau in dieser Position bin, macht mich zwar stolz, ist aber zweitrangig – eine Frau bin ich ja auch schon länger. Doch gibt es mir die Möglichkeit, noch mehr für die Förderung von Frauen und von Diversity zu tun. Das war mir immer eine Herzensangelegenheit. Und dann sind da die großen Aufgaben, die uns als ADC bevorstehen, etwa die Relevanz von Kreativität für die wirtschaftliche Entwicklung deutlich zu machen. Da hoffe ich auf die Unterstützung aller Mitglieder, egal ob Mann oder Frau, jung, alt …
So geht's weiter
TDC New York & The One Club for Creativity: Neuanfang mit starkem Partner
AIGA: Farbe bekennen
tgm: »Vereine brauchen immer wieder frischen Wind«