
Wie Agenturen wachsen: Field.io mal drei
Wir haben Gründer:innen gefragt, wie sie geschäftliche Herausforderungen angehen. Marcus Wendt von Field.io hat sich entschieden, sein Studio dreizuteilen.
Weitere Entwicklung
Im Jahr 2015 stellte Field.io die ersten Mitarbeitenden ein. »Wenn man übers Jahr eine bestimmte Höhe an Freelancer-Ausgaben hat und konstant ausgebucht ist, ergibt es einfach Sinn, jemanden fest anzustellen«, erklärt Marcus. Mit dem Abgeben von kreativen Aufgaben tat er sich erst schwer – vor allem, weil der Stil des Büros so persönlich war. Mit der Zeit ist er aber in die Führungsrolle hineingewachsen und freut sich über die Selbstständigkeit der Kreativteams.
2018 zog Vera nach Berlin und gründete dort einen weiteren Field.io-Standort. Seitdem betrieben sie die Agentur ernsthafter unter wirtschaftlichen Aspekten. »Mit veränderten Lebensumständen haben sich auch unsere Ansprüche an die Arbeit verändert – wir wollten mehr Sicherheit und Zeit für unser Privatleben«, erklärt Marcus. Anfang 2023 stieg Vera aus, seitdem führt Marcus die mittlerweile 25-köpfige Agentur alleine.
Heutige Struktur
Ende 2022 stellte sich Field.io neu auf. »Es begann damit, dass wir eine neue Website brauchten. Dabei stellten wir fest, dass unser Portfolio über die Jahre sehr breit geworden ist – statt der ursprünglichen Boutique sah es ein bisschen nach Gemischtwarenladen aus«, erinnert sich Marcus. Deshalb beschlossen sie, die Arbeit des Studios in drei Kategorien aufzuteilen: Field.io ist zuständig für visuelle Gestaltung und Brand Experience Design, Field.systems macht Projekte rund um Future Spaces und Design Systems, und unter dem Namen Field.blue laufen experimentelle und künstlerische Arbeiten. »Im Grunde handelt es sich um drei unterschiedliche Businessmodelle«, erklärt Marcus. »Field.io ist ein Designstudio, Field.systems ein Software-Start-up und Field.blue eine Kunstplattform.«
Die Aufteilung dient hauptsächlich der Präsentation nach außen, intern arbeiten alle Mitarbeitenden – bis auf einige Spezialist:innen – je nach Projekt in allen Bereichen. Es gibt vier Kreativteams mit je einem Creative Director, die sehr eigenständig arbeiten. »Ich mag dieses Modell des ‚Team of Teams‘, bei dem kleine Gruppen autark arbeiten und eigene Entscheidungen treffen«, sagt Marcus. Das lasse ihm die Freiheit, an Kunstprojekten und der Außendarstellung der Agentur zu arbeiten. Durch regelmäßige Check-ins mit den Teams behält er den Überblick, über geschäftskritische Themen wie Neukunden und Personal wird gemeinsam entschieden.
Die Mitarbeitenden arbeiten remote von verschiedenen Orten, die Büros in London und Berlin dienen als eine Art »Clubhouse« für alle, die dort arbeiten wollen sowie für Zusammenkünfte. Die Kundschaft ist amerikanisch geprägt. Das habe sich so ergeben, weil dortige Unternehmen kleineren Agenturen eher eine Chance geben würden, so Marcus‘ Erfahrung.
Beratung und Hilfe
»Ich bin von Natur aus Autodidakt«, sagt Marcus von sich. Rückblickend würde er seinem jüngeren Ich raten, sich früher Vertrauenspersonen zum Austausch zu suchen. Mittlerweile hat er ein Netzwerk an Leuten für unterschiedliche Themen – vom Steuerberater in Deutschland über den Anwalt in England bis hin zu anderen Studioinhaber:innen.
Ausblick
Das Designstudio Field.io müsse nicht sehr viel größer werden, meint Marcus. Wachstumspotenzial sieht er vor allem bei Field.systems. Momentan arbeitet dieser Zweig an einem vernetzten Content-Ausspielsystem für die Screens in Nike Flagship Stores weltweit. Das Team könnte laut Marcus gut 40 Personen stark werden. Field.blue liefe eher nebenher mit wechselnder Besetzung von drei bis vier Personen.
Marcus‘ Tipps
- Beschäftigt euch mit Gruppendynamiken! Das vergessen viele, wenn sie Teams zusammenstellen. Ich kann dazu das Buch »Scaling up« von Verne Harnish empfehlen.
- Sucht euch Personen, denen ihr vertraut, und mit denen ihr auch über geschäftssensible Themen sprechen könnt.
»Ich mag das Modell des ‚Team of Teams‘, bei dem kleine Gruppen autark arbeiten und eigene Entscheidungen treffen«