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Vom Pionier zum Bremser

Schriften können heute auf hochauflösenden Bildschirmen raffinierter, sauberer und schöner erscheinen als je zuvor auf Papier – doch Safari unterstützt dies nicht.

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Es war kein Zufall, dass Apple 1985 die Druckvorstufe revolutionierte. Wir wissen das seit zehn Jahren, aus der le­gendären Rede des Apple-Gründers auf einer Abschlussfeier der Stanford-Universität. Steve Jobs sprach so persönlich wie nie zuvor über sein Leben zwischen Adoption, Apple und Krebs­diagnose. Und über sein eigenes, of­fen­sichtlich missglücktes Studium.

Es geht um Jobs’ Zeit am Reed College in Portland, wo er nach wenigen Wochen die Brocken hinwarf. Doch weil ihn die handgezeichneten Plaka­te und Beschilderungen auf dem Unigelände faszinierten, besuchte er – zum Zeitvertreib – den Kalligrafiekurs der Hochschule. »Ich lernte Serif- von Sans-Serif-Schriften zu unterscheiden, wie man die Abstände verschiedener Buch­stabenkombinatio­nen variiert und was gute Typografie ausmacht. Das faszinierte mich, schien aber keinen prakti­schen Nutzen für mein zukünftiges Leben zu haben«, erzählte Steve Jobs. Doch Jahre später bei der Entwicklung des Macs, sei alles wieder da gewesen. »Wenn ich diesen Kurs nicht besucht hätte, wäre der Mac nicht mit verschie­denen Schriftarten und pro­por­tio­na­len Fonts auf den Markt gekommen.«

Seit jener Zeit galt Apple für Jahre als Vorreiter guter Typografie, wenn auch die Font-Ausstattung von Mac OS mit grau melierten Klassikern wie Ame­rican Typewriter, Avenir oder Palatino manchmal für Verwunderung sorgte. Myriad als Unternehmensschrift bescherte Apple 2002 ein kla­res Pro­fil. Lucida Grande war als Bild­schirm­schrift für OS X lange Trend­set­ter.

Wa­rum schenkte Apple dem wichtigsten Baustein seines Betriebssystems so wenig Beachtung: der Schrift?

Mit Einführung des iPhones 2007 und der Entscheidung, die am Bildschirm nicht gerade leicht lesbare Hel­vetica für das mobile Betriebssystem zu verwenden, verlor Apple die typografische Pionierrolle. Steve Jobs war – zumindest im Bereich Schrift – nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Typogra­fen und Schriftentwerfer verspotteten das Unternehmen, das so viele Komponenten seiner Hard- und Software selbst entwickelte und patentierte. Wa­rum schenkte es dem wichtigsten Baustein seines Betriebssystems, mit dem der Nutzer ständig in Kontakt ist und auf den die User Interfaces von Millionen von Apps aufbauen, so wenig Beachtung: der Schrift?

Erst in diesem Jahr wird Helvetica endlich durch eine Eigenentwicklung abgelöst, die für die Premiere der Apple Watch entstand, Arbeitstitel: San Fran­cisco. Es ist die erste Schrift, die das kalifornische Unternehmen für die Be­lange eines Betriebssystems im ei­ge­nen Designlabor entworfen hat, unter Lei­tung des Schriftgestalters Antonio Cave­doni. Sie soll, ebenfalls noch in diesem Jahr, auch in Apples Desktop-Rechnern und Laptops ihren Dienst aufneh­men. Damit löst sich ein über Jahre ge­führter Kampf der Typografie-Gemeinde in Luft auf.

Doch es gibt noch ein zweites typografisches Feuergefecht. Streitpunkt ist Safari. Seit Jahren hinkt der Brow­ser den modernen Font-Technologien hinterher. Er war der letzte Browser, der WOFF, das offene Web-Font-Format, unterstützte. Zurzeit warten alle darauf, dass Safari endlich auch Open­Type-Features un­terstützt, also Kapitälchen, Tabellenziffern, kontext­sen­si­tive Zeichen et cetera. Kerning und einfache Ligaturen werden durch Ap­ples eigene Font-Techno­logie aus Web-Fonts herausgelesen, aber nicht nativ unterstützt.

»Web-Typography-Brow­ser-Ranking von gut bis schlecht: Firefox, Internet Explorer, Chrome, Opera, Sa­fari.«

Bram Stein, Adobes Font-Experte, for­mulierte die Rolle von Safari auf Twitter so: »Web-Typography-Brow­ser-Ranking von gut bis schlecht: Firefox, Internet Explorer, Chrome, Opera, Sa­fari.« Auch Typedesigner sind verärgert. Sie haben in den letzten Jahren hart daran gearbeitet, dass Schriften auf den hochauflösenden Bildschirmen raf­finierter, ästhetischer, saube­rer und schö­ner erscheinen als je zuvor auf Pa­pier. Und schneller, etwa mit dem neu­en, kompakten WOFF 2, das von Safari wieder nicht unterstützt wird.

Während Apple vor dreißig Jahren die schriftliche Kommunikation revolutionierte und beschleunigte, er­weist sich das Unternehmen heute mit Safa­ri als Bremser auf diesem Gebiet.

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