Statt der üblichen Ausstellung beim Rundgang der HBK Braunschweig machen über 4000 live auf dem Campus produzierte Plakate auf die unklare Zukunft des Designstudiengangs aufmerksam
Bild: Tilda SchneiderVom 13. Bis 16. Juli fand der Tag der offenen Tür an der Hochschule der Bildenden Künste in Braunschweig statt – diesmal allerdings ohne die Arbeiten der Studierenden aus der Visuellen Kommunikation.
Diese organisierten stattdessen die Protestaktion »VK brennt« in über 4000 Plakaten, die als öffentliche »Druck-Performance« während der drei Tage in einem Ausstellungsraum der HBK gestaltet, mit einem Risographen produziert und plakatiert wurden.
Bild: Tilda Schneider
Studiengang im Umbruch
Die Studierenden der visuellen Kommunikation taten sich für die Aktion zusammen, um Missstände und die unklare Zukunft des Studiengangs anzuprangern. Die Unruhe habe bereits 2014 mit der Streichung des Masters »Communcation Arts« begonnen. Seitdem müssen sich die Studierenden nach dem Bachelor neu orientieren.
Zudem wird der gesamte Designbereich der Hochschule – darunter »Visuelle Kommunikation«, »Design in der digitalen Gesellschaft« und der Master »Transformation Design« momentan neu strukturiert. In einem offiziellen Statement erklärt die Hochschulleitung: »Aktuell findet für die Institute und Studiengänge des Designs an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig eine Strukturberatung durch eine Expert*innen-Kommission statt. Ziel ist es, den Design-Bereich neu aufzustellen und zu stärken. Darin liegt auch eine große Chance für die zukünftige Entwicklung des Designs an einer Kunsthochschule.«
Teil der Umstrukturierung ist nach Angaben der Studierenden allerdings auch, dass bis auf weiteres keine unbefristeten Professuren fürs Design ausgeschrieben werden dürfen und von 14 auf maximal 12 Professuren reduziert werden soll. In einem Interview mit der Braunschweiger Zeitung im April sprach die HBK-Präsidentin Prof. Ana Dimke sogar nur von »acht bis elf Professuren.«
Bild: Tilda Schneider
»Diese Umstände führen bei den Studierenden zu enormen Unsicherheiten, da eine längerfristige Planung des Studienverlaufs und der Lehrinhalte unmöglich ist.«
sagen Lotte Riedel und Leo Bleßmann, die studentischen Vertreter:innen des Instituts
Studierende tun sich zusammen
Die Studierenden und Lehrenden der visuellen Kommunikation setzten sich in Gesprächen mit der Hochschulleitung dafür ein, das Design an der HBK wie versprochen zu stärken, nicht weiter abzubauen. Geändert habe sich allerdings nicht viel.
Deshalb beschlossen die Nachwuchskreativen in einer Vollversammlung, beim Rundgang 2023 keine Semesterarbeiten zu zeigen, sondern öffentlich zu protestieren. Die Organisation übernahmen 11 Studierende, insgesamt beteiligten sich rund 70 junge Designer:innen an der Aktion.
Bild: Tilda Schneider
Vor Ort Druck machen
Unter Ankündigung einer »Druck Performance« zum Rundgang buchten die Organisator:innen den größten Ausstellungsraum der HBK. Während der drei Rundgangtage wurden dort über 200 Motive gestaltet, in kleinen Auflagen gedruckt und plakatiert.
Während des Rundgangs wuchs die Protestaktion über den Ausstellungsraum hinaus in den Verwaltungstrakt und über den Campus der Hochschule – wo die Plakate laut der Organisator:innen allerdings vom Gebäudemanagement immer wieder entfernt wurden.
»Während des mehrtägigen Protests solidarisierten sich viele Besucher*innen, sowie Studierende und Lehrende anderer Studiengänge mit der Visuellen Kommunikation«, erzählen Lotte Riedel und Leo Bleßmann. »Das Feedback war durchweg positiv.« Die Studierenden und Lehrenden der Visuellen Kommunikation warten nun auf eine Reaktion seitens der Hochschulleitung. Wir drücken die Daumen!
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