So geht Designkritik richtig!
Von konstruktiver Designkritik profitiert nicht nur der einzelne Gestalter, sondern der ganze Berufsstand – und die Gesellschaft insgesamt. Warum aber ist Designkritik so schwer und was können die Akteure besser machen?
Tatsächlich krankt Designkritik im Internet in vielen Fällen daran, dass sie sehr schnell gehen muss. Aus Gründen der Aktualität sollen die ersten Einschätzungen am besten am selben Tag wie die Vorstellung online gehen. Da bleibt kaum Zeit, um eine fundierte Meinung zu entwickeln. Bei solchen Schnellschüssen wird dann leicht vergessen, dass hinter jedem Design ein Prozess steckt. »Jeder Designer weiß doch, dass Konzepte von Kunden teilweise verwässert werden. Kaum ein Projekt kommt ohne Kompromisse aus«, meint Stefan Bräutigam, Gründer des Designstudios Bräutigam und Rotermund in Hamburg. »Zudem werden die wenigsten Designentscheidungen willkürlich gefällt. Das Verständnis dafür hört man aus den Kritiken im Internet aber sehr selten heraus.« Mehr Abstand und Zeit zur eingehenden Betrachtung könnten also ein Weg sein, die Kritik an Kollegen fairer zu gestalten.
Welche Kriterien für faire Designkritik gibt es?
Designkritik ist zu einem gewissen Grad immer subjektiv, da sich der persönliche Hintergrund und der individuelle Geschmack nie komplett ausblenden lassen. Hinzu kommt, dass es im Grunde keinen festen Kriterienkatalog für die Bewertung von Gestaltung gibt – und auch gar nicht geben kann. Als allgemeingültige Gesichtspunkte gelten beispielsweise die Relevanz eines Designs für seinen Nutzungskontext, seine Fähigkeit, ein Problem zu lösen, und die Originalität der Lösung. Da hört es dann aber mit der Allgemeingültigkeit der Kriterien auch schon auf – und es kommen zeitlich, gesellschaftlich, kulturell und individuell geprägte Faktoren ins Spiel. Birgit Bauer spricht in diesem Zusammenhang von kulturellen Codes, die unsere Bewertung von Design beeinflussen: »Das eigene Urteil ist immer durch die eigene Kultur geprägt. Das geht einem spätestens dann auf, wenn man sich chinesische Websites anschaut: Was dort Kompetenz ausstrahlt, verunsichert uns und wir finden es unübersichtlich.«
Für den Beweis, wie sehr Kritik zeitlichen Veränderungen unterworfen ist, genügt ein Blick in die Designgeschichte: Während zum Beispiel die Hochschule für Gestaltung Ulm eher pragmatisch die Nutzbarkeit von Designprodukten in den Mittelpunkt stellte, gewann im Memphis Design die emotionale und ästhetische Wirkung an Bedeutung. Aktuell spielen bei der Beurteilung von Design – im Produkt- noch mehr als im Kommunikationsdesign – Aspekte der Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle.
Es lassen sich zwar durchaus Qualitäten ausmachen, die man betrachten kann (und muss), aber wie man die jeweilige Umsetzung bewertet, hängt vom Kontext und vom Kritiker ab. »Meinungen sagen oft mehr über den Sprecher aus als über das Objekt«, sagt Heribert Birnbach, Professor für Grafikdesign an der Folkwang Universität der Künste in Essen. »Wer einen Entwurf altmodisch, kitschig, langweilig, modern, naiv et cetera findet, verrät dadurch mehr über sein eigenes Wertesystem, als dass er den Entwurf damit charakterisiert«. Aussagekräftiger wäre es, wenn der Kritiker erklären würde, welche Bestandteile des Designs diese Assoziationen bei ihm hervorrufen.
Der Gestalter Armin Vit, Gründer des Designstudios UnderConsideration in Bloomington und Betreiber des Fachblogs Brand New, orientiert sich bei seinen Kritiken an universellen Designelementen: »Grafisch: Balance, Farbe, Kontrast. Nicht grafisch: Kontext, Markt, Wettbewerb. Letztlich muss jedes Projekt individuell beurteilt werden, weil jeder Kunde anders ist und andere Ziele hat.« So sieht es auch Birgit Bauer: »Wenn ich Design kritisiere, muss ich seinen Kontext kennen, da ich sonst nicht beurteilen kann, ob es die Anforderungen erfüllt oder nicht.« Die Ziele des Auftraggebers sowie die Bedingungen rund um den Designprozess sollte man also kennen oder zumindest im Hinterkopf behalten. (Hier geht’s zu einem ausführlichen Interview mit Armin Vit.)
Wie formuliere ich Designkritik richtig?
Neben formalen und projektbezogenen Kriterien zählt die Art und Weise, wie man Kritik vermittelt. Der Ton macht die Musik – das gilt nicht nur für Social Media, sondern auch im alltäglichen Umgang mit Kollegen und Kunden. Peter Zizka, Gründer der Kommunikationsagentur Heine/Lenz/Zizka in Berlin und Frankfurt, unterscheidet zwei Formen von Kritik innerhalb von Teams: zum einen die gemeinsame Arbeit an einem Projekt, bei der man diskutiert und sich abgleicht, zum anderen die Übermittlung von Kundenfeedback. Besonders bei Letzterem kommt es auf das Feingefühl des Teamleiters oder Projektmanagers an. »In Agenturen arbeiten sehr unterschiedliche Charaktere. Bei einem kann man salopp sein, beim anderen muss man subtiler vorgehen«, sagt Zizka. Problematisch wird es, wenn Designer sich stark über die eigene Arbeit definieren und Kritik an dieser als Kritik an der eigenen Person missverstehen.
Eine sachliche Diskurskultur innerhalb der Agentur ein absolutes Muss für Peter Zizka: »Eine Person, die nicht kritikfähig – und kompromissbereit – ist, stellt immer ein Problem für das gesamte Soziotop eines Unternehmens dar.« Geschmacksurteile haben hier generell nichts zu suchen: »Im Diskurs über eine Designlösung sollte man sich nicht auf Formalien fokussieren – auch wenn sie positiv sind«, warnt Zizka. »Genau so fehl am Platz sind Rechtfertigungen der eigenen Arbeit, wie: ›Ich habe wahnsinnig gut recherchiert‹.« Alle Einwände sollten stets sachlich und lösungsorientiert formuliert sein.
Wichtig ist zudem, dass sich sämtliche Mitarbeiter unabhängig von ihrer Position an der Diskussion beteiligen (können). »In vielen Agenturen verhindern Hierarchien den offenen Austausch«, meint Johannes Erler. »Es ist aber immer schlecht, wenn die Arbeit vom Chef aus Respekt – oder Angst – weniger kritisiert wird als die von anderen. Büros sollten geschützte Räume sein, in denen jede Meinung gleich zählt.« Manche Studios setzen daher auf strukturierte Feedbackprozesse. Sie stecken vorab Vorgaben und Ziele für ein Projekt ab, an denen jeder Entwurf gemessen wird. Vielen fällt es dann leichter, Kritik sachlich zu formulieren – oder überhaupt Bedenken anzumelden.
Ein weiterer Vorteil von konstruktiver Kritik im Team: Auch vor dem Kunden lässt sich die eigene Arbeit besser darstellen. Hat man die Strategie und Herangehensweise intern beschlossen und konsequent umgesetzt, kann man auf geschmackliche Einwände des Auftraggebers leichter argumentativ reagieren. Dabei sollte man nicht gleich in Abwehrhaltung gehen: Insbesondere auf Kunden mit wenig Designerfahrung muss man eingehen. »Oft fehlen den Menschen die Worte, um ihren Eindruck zu beschreiben«, sagt Birgit Bauer. Sie rät dazu, mit Feingefühl zu interpretieren, was uns das Gegenüber sagen will und welche Empfindungen zu einer Aussage führen. »Das gehört zum Beruf eines Designers dazu.«
Kritisieren lernen
Wie man über Design spricht und die eigene Arbeit und die anderer bewertet, lernen Gestalter idealerweise im Studium. Heribert Birnbach beschäftigte sich im Sommersemester 2017 in seinem Kurs »The Good, the Bad and the Ugly« eingehend mit Kriterien zur Designbewertung und brachte gemeinsam mit den Studenten ein Kompendium heraus. Dieses beleuchtet Designkritik aus unterschiedlichen Blickwinkeln, beispielsweise designtheoretisch und -historisch, aus Sicht von Wettbewerbsjurys und von Auftraggebern. Die Studentin Ann-Cathrin Sieren kam dabei zu dem Fazit, dass »Designkritik immer, überall und – am wichtigsten – von jedem stattfindet. Solange ein Design kritisiert wird, erfüllt es bereits ein sehr wichtiges Kriterium – nämlich überhaupt diskutiert zu werden.«
Praxisorientiert geht es beim Projektstudium an der HTW Berlin zu. Hier übt Birgit Bauer mit ihren Studenten regelmäßig, sich über Design auszutauschen. »Der erste Schritt ist, eine Arbeit in eigenen Worten zu beschreiben. Das fällt vielen Studierenden schwer, weil ihnen das Vokabular dafür noch fehlt – oder sie versuchen ganz genau zu sein, beschreiben jede Ecke und vergessen dabei den Gesamteindruck. Aber genau diese Praxis hilft, um sich überhaupt erst ein Urteil zu bilden.« Ähnlich geht Design-Tagebuch-Blogger Achim Schaffrinna vor: Er beschreibt ein Design zunächst detailliert, nimmt sich als Person zurück und kommt erst am Ende zu einer Bewertung (siehe Interview).
Warum ist Designkritik so wichtig?
Ohne Designkritik im Gestalteralltag entstünden wesentlich weniger relevante Arbeiten, und ohne den Abgleich mit Kunden und späteren Nutzern erfüllten viele Kommunikationsangebote nicht ihren Zweck. Doch der Wert von Designkritik reicht noch weiter. Gerade Laien – also den Adressaten und Anwendern – kann sie dabei helfen, die Hintergründe von Design besser zu verstehen. Im Umkehrschluss bedeutet das eine höhere Wertschätzung und mehr Respekt gegenüber Kommunikationsdesign(ern).
»Durch den inflationären Gebrauch ist der Designbegriff unscharf geworden und wird in breiten Teilen der Bevölkerung völlig falsch – nämlich im Sinne einer oberflächlichen Verschönerung – verwendet«, so Heribert Birnbach. Ein öffentlicherer Diskurs über Sinn und Unsinn konkreter Designlösungen könnte helfen, mehr Verständnis für das Tätigkeitsfeld zu schaffen. Einen Schritt in diese Richtung gehen – wenn auch nicht unbedingt vor fachfremdem Publikum – Veranstaltungsformate, bei denen Designer gemeinsam mit ihren Kunden über ihre Projekte berichten, wie etwa bei den Brand Talks von Monotype. Hier sieht man mitunter auch ausgesiebte Ideen und bekommt Erklärungen dafür, warum ein Ergebnis am Ende so und nicht anders aussieht. Das macht die Arbeit von Designern nicht nur für ihre Kollegen besser verständlich, sondern auch für ihre Auftraggeber.
Von fairem und offenem Austausch samt Bereitschaft zur Debatte profitieren letztlich alle. Verstehen Sie diesen Artikel also gern als Aufruf für eine lebendige und respektvolle Diskussion über Ihre und unsere Arbeit. Denn wie Heribert Birnbach sagt: »Ein bisschen mehr Meinung täte uns allen gut.« Wir freuen uns auf Ihr Feedback!
Mehr zum Thema: Designkritik-Kolume von Johannes Erler
Designkritik im Team
Tipps für faire, konstruktive Diskussionen
- Erst mal durchatmen
- Beschreiben, was man sieht
- Entwürfe an den jeweiligen Vorgaben und Zielen des Projekts messen
- Gerne mit positivem Feedback beginnen
- Auf der Sachebene argumentieren, nicht persönlich werden
- Zuhören und offen sein für die Meinung anderer
- Jedem eine Stimme geben und respektvoll reagieren
»Als Gestalter will man die Dinge verbessern – deshalb zielt die meiste Kritik auf Aspekte ab, die sich optimieren lassen«
Seit 2006 schreibt Achim Schaffrinna auf www.designtagebuch.de über Kommunikationsdesign. Sein Blog hat sich als Instanz und als Forum für fundierte und faire Designkritik etabliert, auch über die Kreativbranche hinaus. Wir fragten ihn, was gute Designkritik ausmacht und warum sie so wichtig ist.
Was ist Ihre Motivation hinter Design Tagebuch?
Achim Schaffrinna: Es geht mir nicht darum, nur Designs vorzustellen und meine Meinung kundzutun, sondern mich interessiert die Meinung anderer, sowohl die der Kollegen als auch und besonders die von Laien. Ich sehe den Blog als Forum, in dem beide Seiten zusammenkommen, um sich über Designthemen auszutauschen.
Wieso braucht es dieses Forum dafür?
Es freut mich immer, wenn Designthemen auch außerhalb der Kreativbranche vorgestellt und diskutiert werden. Doch geschieht dies leider meist über skandalisierende Schlagzeilen wie »Das neue Stadtlogo hat 50 000 Euro gekostet«. (Lokal-)Redakteure haben selten die Lust und die Zeit, sich mit Fachthemen wie Kommunikationsdesign und Typografie zu beschäftigen, und suchen eher nach Wegen, zu polarisieren. Also stellen sie das Geld in den Vordergrund und blenden die Hintergründe aus. Das ist schade, denn Kommunikationsdesign betrifft uns alle – in Form von Busfahrplänen, Werbeplakaten, Leitsystemen und Informationstafeln sind wir täglich damit konfrontiert. Die Sinnhaftigkeit von Gestaltung zu hinterfragen sowie die Absichten dahinter offenzulegen finde ich spannend und wichtig.
Das fördert zudem den Respekt gegenüber Kommunikationsdesign.
Ja, denn es geht darum aufzuzeigen, dass nicht allein ein Logo 50 000 Euro kostet, sondern dass es eingebunden ist in ein ganzes Paket von Maßnahmen. Ein Logo ist ja letztlich nur ein kleines Puzzleteil in einem Gesamtkonzept, das im Zusammenspiel von Schriftgestaltern, Textern, Farbexperten, Markenstrategen und Designern im Dialog mit dem Kunden entwickelt wird. Gemeinhin werden Designer als diejenigen betrachtet, die die Dinge lediglich aufhübschen. Tatsächlich sind sie in erster Linie Berater, die in der Lage sind, ganzheitlich zu denken.
Was macht gute Designkritik Ihrer Ansicht nach aus?
Für gute Designkritik braucht es mehr als bloße Meinungsäußerung. Sie sollte sachbezogen und objektiv sein – zudem sollte beim Kritiker die Absicht zu erkennen sein, einen konstruktiven Kommentar abgeben zu wollen. Das ist in der Realität leider nicht immer gegeben. In vielen Fällen steht dabei eher das eigene Empfinden des Kritikers im Mittelpunkt. Eine gute Kritik zeichnet sich aber dadurch aus, dass man sich als Person erst einmal zurücknimmt. Das ist vielleicht die größte Herausforderung.
Wie wichtig ist Fach- und Hintergrundwissen dafür?
Je umfangreicher das Fachwissen ist, über das ein Kritiker verfügt, desto besser kann er Gestaltung einordnen. Um beurteilen zu können, ob ein Design unkonventionell ist, muss ich wissen, welche Konventionen es gibt. Man benötigt einen Fundus, auf den man zugreifen kann, um sagen zu können, ob eine Arbeit andersartig ist und aus der Masse heraussticht.
Heißt das, dass man Designer sein muss, um Design angemessen beurteilen zu können?
Auf keinen Fall – auch wenn das eine in der Kreativbranche weitverbreitete Annahme ist. Um den Geschmack eines Kuchens zu beurteilen, muss ich kein Konditor sein. Grundsätzlich hat jeder das Recht, Kritik zu üben – das gilt auch für Design. Dafür braucht es keine Profession – es sei denn, es soll eine professionelle Kritik sein. Beides hat seine Berechtigung. Design ist ja kein Selbstzweck, sondern es hat eine Funktion und eine Aufgabe. Ob es diese erfüllt, kann der Adressat letztlich sogar besser beurteilen.
Wie gehen Sie an eine Kritik heran?
Mein »Fundus« ist, denke ich, schon ganz gut gefüllt. Wenn ich beispielsweise sage, dass ein Farbkonzept unausgewogen ist, beruht diese Aussage auch auf farbpsychologischen Kriterien und ist nicht nur dem persönlichen Empfinden geschuldet. Für mich ist es ein großes Geschenk, fortwährend Neues dazulernen zu dürfen. Bevor ich zu einem Thema Stellung beziehe, beschäftige ich mich eingehend mit den Hintergründen.
In meinen Kritiken beschreibe ich zunächst objektiv, was das (neue) Design ausmacht – der eigentliche Kommentar folgt später. Sie sind also systematisch aufgebaut – im Gegensatz zu Kritik im Netz, die meist wild, durcheinander und sehr emotional ist. Emotionalität dient der Sache meist nicht. Nach meiner Erfahrung ist es besser, sich als Person zurückzunehmen und zu versuchen, sich dem Thema sachlich zu nähern. Gerade für Designer, die zum Teil sehr viel Herzblut in ihre Arbeit einbringen, ist dies nicht immer einfach. Wer jedoch in der Lage ist, ein wenig Abstand zwischen sich und der eigenen Arbeit herzustellen, dem wird der damit verbundene Perspektivwechsel wertvolle Erkenntnisse liefern.
Sind Sie manchmal gehemmt, wenn Sie einen Designer, den Sie kritisieren, persönlich kennen?
Gute Kritik hat Kollegenschelte nicht nötig. Das steht auch in der Netiquette meines Blogs: nicht die Person kritisieren, sondern die Sache. Es ist etwas anderes, wenn man sagt: »Die Farben, die du da zusammengestellt hast, passen nicht zusammen« als »Ich empfinde das Farbkonzept als unharmonisch«. Mit der zweiten Aussage bleibt man bei sich, bewertet die Sache und greift den anderen nicht an. Das ist sehr wichtig, denn Angriffe werden in der Regel mit Gegenangriffen beantwortet oder erzeugen Rechtfertigungsdruck. Keiner hat es gern, wenn er persönlich kritisiert wird. Ist die Kritik dagegen sachbezogen, kann man auf ihr aufbauen und gemeinsam ein Konzept weiterentwickeln.
Was tun Sie dafür, dass die Diskussion auf Design Tagebuch fair bleibt?
Wie gesagt lege ich großen Wert darauf, dass beim Kritisieren eines Designs die Arbeit im Vordergrund steht. Es darf nicht darum gehen, Agentur-Bashing zu betreiben. Außerdem habe ich das Format »Ausgezeichnet kommentiert!« ins Leben gerufen, in dem ich besonders konstruktive Kommentare prämiere. Es hat sich über die Jahre bei der Stammleserschaft gut etabliert, und manchmal greifen Leser auch selbst moderierend ein, wenn sich jemand im Ton vergreift.
Was ist eigentlich der Grund dafür, dass Designkritik oft so negativ ausfällt?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und lehnt Neues tendenziell erst mal ab. Denn es bedeutet, dass er sich anpassen muss – an eine geänderte Optik, Haptik oder Funktion. Irgendwann setzt sich dann durch, dass das Neue auch Vorteile bringt. Branchenspezifisch verhält es sich so, dass Designer oft denken: »Das hätte ich anders/besser gemacht.« Da spielt natürlich das eigene Ego rein. Als Gestalter will man die Dinge verbessern – deshalb zielt die meiste Kritik auf Aspekte ab, die sich optimieren lassen. So schreiben viele eher: Dies und das hätte ich anders gemacht, anstatt dieses und jenes gefällt mir gut. Wenn man dies weiß, kann man mit negativen Kommentaren besser umgehen.
Dieser Artikel ist in PAGE 05.2018 erschienen, die Sie hier komplett runterladen können.