ie Henri Cartier-Bresson die Welt sah: Tolle Doku über den Magnum-Fotografen auf arte.
»Ich bin nicht nervös, ich bin nur ungeduldig, die Zeit vergeht, vergeht«, befand Henri Cartier-Bresson (1908-2004) – und pickte sich die ganz besonderen Momente der vergehenden Zeit mit seiner Kamera heraus.
Dazu gehörten die Menschen im Senegal, wohin er mit nur 21 Jahren reiste, später Ghandi, die Revolution in China, die Studentenunruhen in Paris, das Leben in der UDSSR, wo er als erster Fotograf einen Blick hinter den Eisernen Vorhang werfen durfte, Albert Camus, Marilyn Monroe, Simone de Beauvoir, Martin Luther King, die Dekadenz der Oberschicht, aus der auch er kam, und die Surrealisten deren Haltung ihn so nachhaltig prägte.
Ganz aus der Sicht von Cartier-Bresson und durchgängig mit Zitaten aus Interviews von ihm unterlegt, führt die Dokumentation durch die Bilderwelt des Fotografen – und schlüsselt seine Art des Sehens auf.
»Es gibt nichts zu sagen, man muss sehen«, hat Cartier-Bresson gesagt und der Film zeigt Dokumentarmaterial, das er selbst drehte – und demonstriert, warum er wann abdrückte. Freude an der Geometrie nannte er selbst als ein Auswahlkriterium – und dass der Rest aus dem Unterbewusstsein kommt.
Cartier-Bresson beschreibt, wie er im Reflex auf ein Motiv reagiert, das es im nächsten Moment nicht mehr gibt, beschwört seine visuelle Neugier und erklärt, warum der Hintergrund eines Porträts genauso wichtig ist wie das Gesicht.
Es ist eine spannende Reise tief in das Werk Cartiers-Bresson hinein, rund um die Welt und durch die Weltgeschichte, den Krieg und die Kriegsgefangenschaft und zu den Anfangen von der Agentur Magnum, die Cartier-Bressons Freund Robert Capa gründete, der zu Beginn die finanziellen Löcher mit Pferdewetten stopfe, für die er von einer Kioskbesitzerin Tipps bekam.
Nur eines blieb Cartier-Bresson ein Rätsel. Wie man sich ganz der erbefotografie verschreiben konnte. Und auch das erklärt er …
7.11.2012, 21.30 Uhr »Das Jahrhundert des Cartier-Bresson«, arte
Abb. oben: Henri Cartier-Bresson: Berlin 1962, © ARTE France / © Henri Cartier-Bresson/Magnum Photos