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Ousa Collective: Zeichnen für soziale Gleichberechtigung

Gemeinsames Zeichnen, um Erlebnisse und Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten – das ist der Ansatz des inklusiven Zeichenkollektivs Ousa, das sich vor allem an (post-)migrantische und marginalisierte Menschen richtet.

Filipa und Irem, die Gründerinnen des Ousa Collective
Filipa und Irem, die Gründerinnen des Ousa Collective

Manchmal ist es besser, Erlebnisse und Emotionen durch die eigene Kreativität auszudrücken als nur in Gesprächen. Deshalb haben die Illustratorinnen Irem Kurt und Ana Filipa Maceira das Ousa Collective gegründet, das junge Menschen ermutigt, mit den Mitteln der Illustration den sozialen Wandel positiv mitzugestalten.

Die beiden veranstalten Kreativworkshops, Kunst- und Kulturprojekte, um den multikulturellen Dialog zu fördern und mehr Sichtbarkeit für (post-)migrantische und marginalisierte Stimmen in Deutschland zu schaffen. Für ihr Engagement wurden sie gemeinsam mit 31 weiteren Projekten von der Bundesregierung als Kultur- und Kreativpilotinnen 2021 ausgezeichnet. Wir sprachen mit ihnen über ihre Motivation und darüber, wie es mit Ousa weitergehen soll.

Wie ist Ousa entstanden und was ist euer Ziel?

Irem: Alles hat 2020 mit einem Festival angefangen, bei dem wir einen Illustrationsmarkt und ein Rahmenprogramm mit Musik, Lesungen und Workshops angeboten haben. Wir wollten mehr Sichtbarkeit schaffen für Illustrator:innen, die eine migrantische Biografie (Migrationsbiografie) haben oder sich als BIPoC identifizieren. Danach haben wir eine Ausstellung mit dem aequa Community Centre kuratiert, zu der wir Illustrator:innen aus unserem Netzwerk eingeladen haben. Im Sommer 2021 startete unsere monatliche Online-Workshop-Reihe »Drawsome«, mit der wir uns auch für Personen aus der Community geöffnet haben, die keine Illustrator:innen sind, sondern einfach Lust haben, kreativ zu sein und neue Ausdrucksmöglichkeiten auszuprobieren.

Wie laufen diese Workshops ab?

Filipa: Sie finden über Zoom statt, die Einladung erfolgt über unsere Website und E-Mail-Liste. Die Workshops sind ein Safer Space für Menschen mit migrantischer Biografie, solche, die in der Diaspora leben, sowie BIPoC. Wir machen Zeichnungen und reden über Themen wie Mental Health oder was es bedeutet, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Wichtig ist, dass alle die Möglichkeit haben, mitzureden. Deshalb achten wir darauf, dass die Gruppen nicht zu groß sind.

Irem: Wir starten meist mit einfachen Übungen, um erst mal ins Zeichnen zu kommen. Wir sind der Meinung, dass jede und jeder zeichnen kann. Aber viele haben Angst und brauchen Ermutigung. Im nächsten Schritt entwickeln wir gemeinsam Ideen, wie sich ein Thema oder eine Emotion visuell ausdrücken lassen. Am Ende haben alle Teilnehmenden eine eigene Illustration gemacht. Es sind auch schon Zines und Comics entstanden. Die Ergebnisse teilen wir dann auf Instagram – natürlich nur, wenn die Urheber:innen damit einverstanden sind. Ganz wichtig: Wir sind keine »normale« Zeichenschule, sondern bieten ein Spielfeld, um sich kreativ auszuprobieren und Themen visuell zu verarbeiten. Wir verstehen uns als fluides Kollektiv: Es können immer neue Leute dazukommen. Derzeit überlegen wir, einen zweiten Raum zu entwickeln, der offen für alle ist, um mehr in den Dialog zu treten.

Ousa Workshop
Ergebnisse eines Ousa Workshops

Was habt ihr noch vor?

Irem: Wir möchten unser Workshopformat weiter ausbauen und mehr junge Menschen erreichen, also Schülerinnen und Schüler. Jugendliche beschäftigen sich mit so vielen Fragen, werden aber zu selten darin bestärkt, sie mit Kreativität anzugehen. Besonders (post-)migrantische Menschen und BiPoC hilft aber genau das sehr: Dinge mit einem künstlerischen Ansatz aus einer anderen Perspektive betrachten, statt nur darüber zu reden oder zu schreiben. Derzeit entwickeln wir Angebote für Institute und Organisationen.

Ihr werdet also unternehmerischer?

Irem: Wir sind gerade dabei, neue und bessere Strukturen zu schaffen, das kann auch ein Verein sein. Unser Ziel ist es, unser Workshopangebot so aufzustellen, dass wir nebenbei unseren Creative Playground weiter bespielen und neue Formate entwickeln können. Dabei unterstützen uns die beiden Mentor:innen, die wir als Kultur- und Kreativpilotinnen zur Seite gestellt bekommen haben. Uns ist wichtig, finanziell unabhängig zu sein, damit wir bei der Gestaltung unserer Projekte ganz frei sind. Gerade unser Festival, das wir in diesem Jahr wieder vor Ort in Berlin veranstalten möchten, soll offen für alle sein – auch für Menschen, die sich keinen Eintritt leisten können.

Filipa: Wir werden aber auch unsere Onlineworkshops weitermachen, weil daran Menschen aus ganz Deutschland teilnehmen können. Wir freuen uns auf alle, die sich bei uns melden und Lust haben, bei Ousa mitzumachen!

Ousa Fest
»Ousa« ist übrigens portugiesisch und heißt »etwas wagen« Bild: Mark Weigelt
Bild: Mark Weigelt

 

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