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Online weiterbilden in der Kreativbranche: MOOCs

Massive Open Online Courses (MOOCs) sind eine neue Form der Online-Weiterbildung. Welche Möglichkeiten sie Kreativen bieten …

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Gerade in der Kreativbranche gilt: Der Markt und die Tools entwickeln sich stetig und in rasantem Tempo weiter, Studieninhalte sind schnell veraltet, Weiterbildung ist daher essentiell. Massive Open Online Courses (kurz: MOOCs) sind eine interessante Möglichkeit, sein Wissen aufzufrischen oder neue Fähigkeiten zu erlernen.

Die Online-Kurse kombinieren multimediale Inhalte wie Videos von Lehrveranstaltungen, Leselisten, Animationen und Grafiken, Übungen und Tests mit virtuellen Lerngruppen und Diskussionsforen. Produziert werden sie meist von Hochschulen, die Inhalte sind entsprechend hochwertig. Bei MOOCs können unbegrenzt viele User kostenlos mitmachen, nur für Teilnahmenachweise beziehungsweise Zertifikate muss man zahlen.

Während die frühesten und heute größten MOOC-Plattformen wie Udacity (www.udacity.com) oder Coursera (www.coursera.org) aus den USA stammen, gibt es mit iversity (https://iversity.org) seit Juli 2011 auch einen deutschen Anbieter. Das Herkunftsland ist allerdings relativ egal, da die meisten Kurse ohnehin international offen und auf Englisch sind.

MOOCs für Kreative

Bei iversity finden Kreative beispielsweise berufsrelevante MOOCs zu Themen wie Design Thinking, Innovatives Filmemachen oder Prototyping Interaction von Hochschulen wie der Macromedia University of Applied Sciences München oder IdLab (siehe Liste unten). Die Kurse dauern meist zwischen vier und acht Wochen und nehmen zwei bis sieben Stunden pro Woche in Anspruch.

Die Teilnahme ist immer kostenlos, für Zertifikate muss man zwischen 49 und 99 Euro zahlen. Für manche Kurse bietet Iversity auch Leistungspunkte an, die dem European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) entsprechen. Sie kosten derzeit rund 150 Euro (Einführungspreis). Dafür müssen allerdings meist Präsenzprüfungen abgelegt werden. Generell sollte man den Aufwand, der für MOOCs nötig ist, nicht unterschätzen. Laut iversity schließen nur rund 5% der eingeschriebenen Teilnehmer einen Kurs auch ab. Es braucht Disziplin und Organisationstalent – wie bei allen anderen Studiengängen auch.

Iversity hat derzeit rund 60 Kurse von 40 Universitäten im Angebot. Der bislang erfolgreichste Kurs mit 90.000 Teilnehmern war laut Unternehmensangaben »The Future of Storytelling«. Abgelaufene Kurse können noch angeschaut werden, allerdings ohne Interaktion mit anderen Teilnehmern und Dozenten oder die Option auf einen zertifizierten Abschluss.

Vernetzung und Austausch

Neben der Wissensvermittlung steht bei MOOCs laut Susanne Hamelberg vom UdK Berlin Career College (www.ziw.udk-berlin.de) vor allem die Interaktion im Mittelpunkt. Tests, Diskussionsforen, Gruppenarbeiten und manchmal sogar Events wie Ausstellungen oder Workshops im echten Leben dienen der Vernetzung. Der Austausch mit internationalen Teilnehmern kann sowohl kreativ bereichernd sein als auch konkret berufsfördernd. Derzeit entwickelt Hamelberg mit dem Career College einen eigenen MOOC, voraussichtlich zum Thema Digital Brand Management. Er soll als eine Einführung dienen zu einem größeren Kurs über Storytelling und Marketing.

Der MOOC »Design 101« von der Accademia di Design e Arti visive in Sizilien, der im Frühjahr 2014 auf der Plattform iversity stattfand, war eine Art Experiment, inwieweit Design auf diese Art und Weise gelehrt werden kann. Laut Stefano Mirti, Architekt, Designer und Dozent des Kurses, sind MOOCs hier nur beschränkt sinnvoll. Seines Erachtens eignen sie sich vor allem für die Grundlagen der Designdenke, tiefergreifende Themen und tatsächliche Skills ließen sich damit jedoch nicht lehren. »Für den Lehrenden ist es unmöglich, Nähe zu den Studenten aufzubauen«, wendet er ein.

»Wir als Veranstalter schaffen vielmehr das Setting, geben Übungen und Referenzen vor – und dann drücken wir auf play

Auch er rückt die Vernetzung und den Austausch zwischen den Teilnehmern in den Mittelpunkt. So endete der Kurs mit einer Ausstellung und einem Workshop in Berlin, ausgerichtet von designtransfer und dem Career College. Besucht wurde die Veranstaltung immerhin von 100 der 629 Teilnehmern, die bis zum Schluss dabei waren. Sie stellten ihre Abschlussprojekte zum Thema »Blaue Blume« vor (siehe unten). Derzeit bietet die Accademia de Belle Arti den Kurs Architecture 101 an, der zum Großteil über Apps läuft und besonders Instagram stark einbindet.

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MOOCs für Nischenthemen

Neben Grundlagen-Vermittlung eignen sich MOOCs auch für die Erschließung von Nischenthemen, glaubt Frank Kloos, Dozent an der Amsterdam University of Applied Sciences. Er hat mit drei Kollegen den Kurs »Prototyping Interaction« entwickelt, der am 27. April auf iversity startet. Statt auf trockene Vorlesungsvideos setzt das Team auf Interviews mit Designern und Wissenschaftlern aus aller Welt, die den Rahmen für den Kurs bieten. Die Teilnehmer können Zertifikate in Interface Prototyping oder Internet of Things Prototyping erwerben – durchaus relevante Fähigkeiten, die in Agenturen heute gefragt sind.

Kloos sieht das Ganze als Forschungsprojekt. Das Team arbeitete rund sechs Monate an dem Kurs, die Produktion kostet rund 100.000 Euro. Das verdeutlicht: Für die Produzenten sind MOOCs keineswegs billig. Die Plattformen stellen hohe Qualitätsansprüche – was auch im Interesse der Hochschulen liegt. Immerhin dienen ihnen MOOCs vornehmlich zur Bekanntheits- und Reputationssteigerung. Gleichzeitig können – und wollen – auch sie vom Austausch mit den Studenten lernen und die Online-Kurse zudem bei sich weiterverwenden.

Das Hasso Plattner Institut in Potsdam hat mit openHPI (https://open.hpi.de) eine eigene MOOC-Plattform geschaffen, auf der es Kurse zu IT-Themen anbietet wie Grundlagenwissen über die Funktionsweise des WWW, Cloud Computing, Semantic Web oder Programmiersprachen. Die Dozenten stammen aus dem Wissenschaftlerteam des HPI am Lehrstuhl Internet-Technologien und Systeme. Wer regelmäßig Hausaufgaben einreicht und die Abschlussprüfung macht, erhält ein Abschlusszertifikat vom HPI – kostenlos, wohlbemerkt.

MOOCs sind natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten, seine Fähigkeiten über Online-Kurse aufzufrischen und zu erweitern. In PAGE 6.15, die am 6. Mai erscheint, geben wir einen Überblick über relevante Online-Schulen und Tutorial-Plattformen.

Interessante MOOCs für die Kreativbranche:

iversity

Coursera

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