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Manuel Gerres: »Design begleitet uns tagtäglich«

Im Interview berichtet Manuel Gerres, Geschäftsführer DB Digital Ventures, welche Rolle Design bei der Entwicklung neuer digitaler Services spielt.

Manuel Gerres Deutsche Bahn

 

 Manuel Gerres ist  verantwortlich für die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle bei der Deutschen Bahn und als Geschäftsführer der DB Digital Ventures GmbH immer auf der Suche nach  Start-Ups aus den Bereichen Mobilität, Logistik und Smart City. Dabei gilt sein Interesse vor allem neuen Technologien wie IoT, Big Data und Künstliche Intelligenz. Wir sprachen mit ihm darüber, an welchen Start-Ups sich die Deutsche Bahn im Einzelnen beteiligt und welche Rolle Design bei der Entwicklung neuer digitaler Services und Geschäftsmodelle spielt.

In einfachen Worten: Was genau ist deine Aufgabe bei der Deutschen Bahn und was macht DB Digital Ventures?

Manuel Gerres: Meine Verantwortung liegt vor allem im Aufbau und der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen im Bereich Mobilität und Logistik. Mit der DB Digital Ventures GmbH haben wir speziell dafür ein Unternehmen gegründet, welches sich global an vielversprechenden Startups und Technologiefirmen beteiligt.

Welche Technologien und Services umfasst euer Venture-Portfolio? Was sucht ihr aktuell? Was wird zukünftig spannend?

Manuel Gerres: Wir haben unser Portfolio sehr vielseitig aufgestellt. Vom Ridesharing-Anbieter Clevershuttle, über what3words, das ein neuartiges globales Adresssystem anbietet, bis hin zum kanadischen Satelliten-Unternehmen Kepler, das uns bei der Vernetzung von grenzüberschreitenden Logistik-Ketten helfen wird. Ideen rund um neue Mobilität als sinnvolle Ergänzung zur Schiene sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz sind Themen, die uns auch zukünftig stark beschäftigen werden. Mit unseren Investments in diesen Bereichen wollen wir frühzeitig relevante Technologien, Geschäftsmodelle und Gründergeist an uns binden und gemeinsam neue Lösungen für die DB und unsere Kunden entwickeln.

Welche Rolle spielt Design bei der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle und Services bei der Bahn?

Manuel Gerres: Das Thema Design begleitet uns tagtäglich in vielseitigen Fragestellungen. Von theoretischen Ansätzen, wie etwa beim Prozessdesign, bis hin zur konkreten Kommunikation und Integration neuer Mobilitätslösungen für unsere Kunden. Hier muss Design klar und strukturiert vermitteln, welchen Mehrwert ein Angebot erzeugt und wie es unsere Kunden einfach nutzen können. Dabei ist die Herausforderung bei der Bahn, die täglich allein in Deutschland weit über sieben Millionen Menschen von A nach B bringt, Designlösungen zu entwickeln, die für alle Teile der Gesellschaft, sprich alle Zielgruppen, verständlich sind. Dazu nehmen viele verschiedene Fachabteilungen Einfluss auf Design und Kundeninteraktion – aber auch unsere Kunden selbst, die wir oft direkt in den Gestaltungsprozess einbinden.

Mit welchen Methoden testet ihr neue Services und Geschäftsmodelle?

Manuel Gerres: Auch bei neuen Services und Geschäftsmodellen steht der Kunde im Fokus. Bei Startup-Produkten bestehen die Lösungen in der Regel bereits, so dass wir diese rasch am Markt mit und für unsere Kunden testen können. Beispiele sind das innovative Soundsystem von Holoplot für klar verständliche Bahnsteigdurchsagen am Frankfurter Hauptbahnhof oder unsere neue Park+Ride-App, die im Raum Stuttgart Autofahrer zum nächsten freien Parkplatz mit Bahnanschluss navigiert. Bei Startup-Beteiligungen, die Bedeutung über unser Kerngeschäft »Bahn« hinaus haben, passen wir länderspezifisch und je nach Geschäftsmodell die Mobilitätslösungen dann an den Bedarf unserer Kunden an. Auch hier geht es darum, das Nutzungsverhalten unserer Kunden in die Weiterentwicklung des Produkts direkt einfließen zu lassen.

Arbeitet ihr dabei mit Agenturen und externen Designern zusammen?

Manuel Gerres: Wir verfügen über einen guten Mix aus internen und externen Fachexperten. Support und Inspiration von außen sind immer hilfreich, persönlich denke ich, dass das Kernwissen auch im Unternehmen selbst liegen muss.

Agilität, ständiger Dialog, positive Fehlerkultur sind nicht gerade Stichworte, die man mit der Bahn verbindet, wie implementiert und lebt man diese Ansätze im traditionellen Großunternehmen Bahn?

Manuel Gerres: Elementarer Bestandteil ist das eigene Vorleben sowie sichtbar zu machen, dass Fehlerkultur ein gewollter Bestandteil des Unternehmens ist. Dauerhaftes Lernen und Verbessern sozusagen als Mitarbeiter-DNA. Wir zeigen gerade auch über die enge Kooperation mit Startups immer wieder auf, wie Scheitern, daraus lernen, adaptieren und Neustart gut funktionieren kann und Menschen, Produkte und Geschäftsmodelle nachhaltig erfolgreicher macht.

Seht ihr euch bei DB Ventures auch als Accelerator?

Manuel Gerres: Die DB verfügt über ein vielseitiges Konzern-Accelerator-Programm, das in der DB mindbox angesiedelt ist. Dort fördern wir vor allem Partnerschaften zwischen Startups und DB-Geschäftsfeldern mit Fokus auf kurzfristige, konkrete Verbesserungen im Kerngeschäft »Bahn«. Mit der DB Digital Ventures investieren wir hingegen in Unternehmen, die uns technologisch im Zeitraum der nächsten fünf bis zehn Jahren helfen, das Kerngeschäft aus neuen Blickwinkeln heraus mit neuen Lösungen anzureichern und um neue Mobilitätsangebote zu erweitern.

Welche Herausforderungen Designer in diesem Bereich erwarten, berichten die Agenturinhaber Irina und Sven von Osten, deren Fokus auf Neuer Mobilität liegt, in diesem Interview.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Guten Tag, Herr Gerres,
    das sind große Worte. Mir wäre es lieber, im ganz Praktischen eine bessere Kommunikation zu ermöglichen: Seit 5 Jahren, versuche ich vergeblich, meine Bahncard 50 auf automatische Abbuchung zu setzen (Per Mail, per Post und per Telefon), da ich beruflich extrem viel unterwegs bin und nur ÖPNV nutze. Stattdessen muss ich jedes Jahr erneut vorausbezahlen, weil die Bahn.Bearbeitungs.Menschen einen Fehler gemacht haben und nicht bereit sind, ihn zu korrigieren. Wenn ich davon ausgehe, dass ich nicht die einzige bin, bei der Missverstehen Folgen haben, wundert mich nicht, dass frustrierte Kunden wieder ins Auto steigen. Ein weiterer echter – fast analoger Service wäre- bei Pannen nicht erst bis zu einer viertel Stunde wissenslos im Zug zu sitzen, bevor eine Durchsage kommt. Reisende wollen pronto informiert werden, da sie dann ihre Terminpartner ebenfalls informieren können….
    Herzlich aus Würzburg
    Mara Michel

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