Let’s talk about money! Teil 6
In unserer Gehaltsserie fragen wir Designer und Designerinnen nach ihrem Umgang mit Geld. Wie viel verdienen sie im Monat und wie verwalten sie ihre Einkünfte?
N.N. UX-Designerin, fest angestellt in einer Digitalagentur, Mitte 30, Berlin
»Seit drei Jahren arbeite ich als UX-Designerin in einer Digitalagentur. Es ist mein erster Vollzeitjob. Ich habe Visuelle Kommunikation mit digitalem Schwerpunkt studiert. Nebenher arbeitete ich mehrere Jahre als Werkstudentin, wodurch ich viel gelernt und einiges an Berufserfahrung gesammelt habe – ich betrachte es als meine Juniorzeit. Mein Einstiegsgehalt in der Agentur lag 2015 bei 38 000 Euro brutto pro Jahr.
Inzwischen verdiene ich knapp unter 50 000 Euro brutto, also ungefähr 4000 Euro im Monat brutto und etwas mehr als 2000 Euro netto. Damit komme ich gar nicht gut zurecht, auch weil ich seit Kurzem mein BAföG und einen weiteren Studienkredit abbezahlen muss. Insgesamt fallen dafür monatlich gut 600 Euro an, noch für einige Jahre. Dadurch ist auch der Puffer, den ich mir in den ersten Berufsjahren angelegt hatte, wieder weg. Für meine Wohnung in Berlin zahle ich samt Nebenkosten 900 Euro, das Monatsticket kostet 100 Euro. Ansonsten gebe ich viel Geld für Essen aus, unter anderem, weil ich Wert auf Bioqualität lege.
»Da meine derzeitige finanzielle Situation auf Dauer nicht haltbar ist und andere Unternehmen zum Teil ein besseres Gehalt plus Benefits wie Übernahme der Monatskarte und Firmenhandy anbieten, ziehe ich einen Wechsel ernsthaft in Betracht«
Von meinem Gehalt bleibt nach diesen Ausgaben am Monatsende nichts übrig. Ich arbeite seit längerer Zeit an meiner Beförderung zur Senior UX-Designerin, die mit einer größeren Gehaltserhöhung verbunden wäre. Doch die Umsetzung zieht sich in die Länge. Dabei sind UX Designer gerade sehr gefragt, mit meiner Berufserfahrung könnte ich auch ungefähr 60 000 oder 65 000 Euro pro Jahr verdienen. Das weiß ich, weil ich jeden Monat mehrere Anfragen von Headhuntern oder Recruitern erhalte, von denen immer zwei bis drei interessant sind und zu meinem Profil passen.
Da meine derzeitige finanzielle Situation auf Dauer nicht haltbar ist und andere Unternehmen zum Teil ein besseres Gehalt mit zusätzlichen Benefits wie Übernahme der Monatskarte und Firmenhandy anbieten, ziehe ich einen Wechsel ernsthaft in Betracht, auch wenn dies aufgrund meiner spannenden Projekte und netten Kollegen keine einfache Entscheidung ist. In die Vorstellungsgespräche gehe ich jedoch entspannt rein. Ich nehme mir die Zeit, die Unternehmen (und Teams) kennenzulernen und herauszufinden, wo mein derzeitiger Marktwert liegt und wo ich die größten Entwicklungschancen für die nächsten Jahre habe.«
Das war unsere UX-Designerin, Mitte 30, fest angestellt in einer Berliner Digitalagentur. Schauen Sie nächste Woche wieder rein und lesen Sie weiter, wenn es heißt: »Let’s talk about money!«
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Hier geht’s zu den anderen Folgen unserer anonymen Serie zum Thema Honorare und Gehälter …
Mehr über zum Thema »Was verdienen die kreativen Berufe« lesen Sie im PAGE eDossier »Designwirtschaft in Zahlen«. Mit Honorarübersichten und Gehaltstabellen aus den Bereichen Fotografie, Illustration, Digitale Werbung, Projektmanagement, Text etc. (Stand 2016), die Sie bei der Kalkulation Ihrer Stundensätze und bei Ihrer Kundenakquise unterstützen.
Wären Sie lieber Freelancer? Fest angestellte Designer, die eine Selbstständigkeit erwägen, lesen weiter in PAGE 10.2018.
Honorare & Gehälter verhandeln von A bis Z und wie Sie sich darauf vorbereiten, lesen Sie in PAGE 11.2018.
Versichert euch!
»Wer gar nichts macht, wird fast gar nichts haben. Spätestens mit 35 Jahren sollte jeder Kreative mit einer privaten Vorsorge starten, um den Faktor Zeit für sich zu nutzen«, sagt Christian Büning vom Berufsverband BDG. Wie umfassend Kreative sich absichern sollten – von Rente über Arbeitsunfähigkeit und Berufshaftpflicht bis Rechtschutz, erklärt er in unserer Rubrik zum Thema Versicherungen.
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