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Kreative & Dienstleister

Ab sofort im Handel: PAGE 05.2011

Editorial: Das O und A

„Dienen heißt zuvorkommen“ – kürzer hätte es Johann Wolfgang von Goethe kaum auf den Punkt bringen können. Der aufmerksame Dienstleis­ter weist auf Probleme hin, ehe es zu spät ist. Er hält im Zweifelsfall sogar die Druckmaschinen an. Und wenn uns dennoch ein Satzfehler entgeht, hat er auch dafür eine Lösung parat. Noch be­vor es der Auftraggeber merkt, ist die verdruckte Seite herausgetrennt und unmerklich eine neue eingefügt.

Gute Dienstleister sind Gold wert, keine Frage. Doch es wäre in der Tat et­was zu kurz gefasst, sie lediglich als Erfüllungsgehilfen zu sehen. Der wahre Dienstleis­ter vermeidet oder korrigiert nicht nur Pannen. Um das optimale Resultat bemüht, produziert er selbst Fehler und nimmt damit auch so manche Gold­idee vorweg. Ja, die ADC-Bücher sind voll von Werken, die perfekt exekutiert sind, deren Originalität aber nur auf ei­ner Reihe zuvor gemachter Fehler fußt.

Bei steigendem Budget-, Zeit- und Konkurrenzdruck sowie zunehmen­der Automatisierung und Massenproduktion können wir außerordentliche Ide­en nur mit begeisterungsfähigen, experimentierfreudigen Mitstreitern rea­lisie­ren. Nicht zuletzt deshalb kommt bisweilen auch die alles entscheiden­de Frage auf: Wer ist hier eigentlich wessen Dienstleister? Postproduktioner etwa sind längst keine techni­schen Dienstleister mehr. Sie rücken im Krea­tionsprozess immer weiter nach vorn. Da kommt es schon mal zum Rollentausch: Der Digital Artist führt Regie und der ihn beauftragende Krea­tiv­­direktor stellt sich in seine Dienste.

Auftraggeber, die nur fordern, aber nicht bereit sind mitzuarbeiten, können keine Meisterleistung erwarten. Qualität ist, wenn man etwas dafür tut. Und das besteht nun mal einerseits darin, bewährte Workflows und Standards einzuhalten, um unnütze Fehler von vornherein auszuschließen. Und andererseits darin, gemeinsam Neues zu wagen. Nur so können wir mit überzeugender Arbeit ganz vorne mitmischen (siehe Seite 22 ff.). Wir alle sind Dienstleister und sollten es daher auch am besten wissen: Ein zuvorkommen­des Miteinander ist und bleibt Grundvoraussetzung für 1a-Ergebnisse.

Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher

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