Wie transportiert man ein Gefühl – nur mit Farben, einem Stift? Ohne sich in zu vielen Details zu verlieren, illustriert Rebecca Camen für ihre Bachelorarbeit wunderbar leichte Metaphern zu einem schweren Thema und fragt: Wann hast du dich das letzte Mal einsam gefühlt?
Fachhochschule Münster. Einsamkeit. Mal ist sie ein vorübergehender Besucher und manches Mal ein anhänglicher, schmerzender Begleiter. Gerade in der Pandemie hat das Alleinsein für viele Menschen eine neue, herausfordernde Dimension angenommen. So ging es auch Rebecca Camen, deren Leben sich in vielen Aspekten veränderte – Einsamkeit war ein Teil davon. Für ihre Bachelorarbeit im Studienschwerpunkt Illustration an der Münster School of Design reflektierte sie ihre Gefühle und bereitete ihre Einsichten in dem illustrierten Buch »Heimweh Zuhause« auf.
Illustrierte Gefühle: Schönheit im Alleinsein?
Ihre Illustrationen wirken freundlich und orientieren sich im Stil an Kinderbüchern, während der handgeschriebene Text die Lesenden direkt anspricht und dazu bewegt, in sich hineinzuhorchen und sich mit der Erfahrung von Einsamkeit auseinanderzusetzen. Die Bilder entstanden zunächst analog – auf Materialien wie Tapete oder Karton, mit Buntstiften, Pastell- sowie Ölpastellkreiden. Anschließend bearbeitete Rebecca Camen die einzelnen Elemente in Photoshop, um sie dann in InDesign zusammenzusetzen.
»Heimweh Zuhause« soll kein Ratgeber sein
Neben ihrem Protagonisten, einem freundlichen, zotteligen Wesen, spielen Häuser als Motiv eine wichtige Rolle: »Krumm und schief stehen sie da, so individuell wie ihre Bewohner, wir können nur ihre Fassade betrachten. Was in ihnen vorgeht, bleibt uns verborgen.« Und so soll ihr Buch auch nicht die eine Antwort vermitteln: »Es gibt keine genaue Auflösung, wofür das Wesen oder die Häuser stehen. Vielmehr möchte ich die persönliche Interpretation der Leser:innen anregen – durch Farbstimmung, Weißraum, Text und Illustration.« Trotzdem sagt sie, müsste sie sich für eine Antwort entscheiden, dann wäre es diese: »Alles wird gut!«.
Bereits zum Ende ihres Studiums machte sich Rebecca Camen als Illustratorin selbstständig. Neben aktuellen Kalender- und Buchprojekten ist sie inzwischen auch in der Grafik eines Münsteraner Verlags beschäftigt