Apps, Plattformen, Devices: Die Keytalks der Digitalkonferenz next zeigen, wie unser Leben in Zukunft aussehen wird. Hier die wichtigsten Trends.
Der Blick des britischen Trendforschers David Mattin in die Zukunft ist ein positiver. Nicht so provokativ-naiv wie der des Trendwatchers Richard van Hooijdonk, der später, selbst mit diversen implantierten Chips ausgerüstet (ja, es tut weh, sie sich einsetzen zu lassen, wie ein Video zeigt), die totale digitale Vernetzung preist. Das selbstfahrende Auto, das mit dem Google-Kalender verbunden ist und automatisch vor der Tür steht wenn man los muss, die Lebensmittel, die gemäß des ständig gescannten Gesundheitszustandes zusammengestellt werden, der Arzt, der bei abweichenden Werten automatisch angesteuert wird oder der Kühlschrank, der die Einkäufe übernimmt. Man hätte sich einen Cory Doctorov gewünscht, der diese Zukunftsfantasien in ein kritisches Licht rückt.
Mattins Visionen hingegen, der mit seinem Talk die Konferenz eröffnete, orientierten sich weit mehr an bereits vorhandenem und zeigten, wie zutiefst menschliche Bedürfnisse, heute dank neuer Technologien befriedigt werden – und bietet eine interessante Reise durch die Welt aktueller Apps, Devices und Plattformen.
Doch braucht man solche Services wie airfrov, der einen mit Reisenden connected, die den Lieblingskuchen aus Singapur mitbringen oder das Lieblingsshampoo aus den USA? Und was ist mit catstacam, einer Kamera für Katzen, die den Besitzer den Alltag aus Sicht seiner Katze erleben lässt und die Bilder beim Futterhersteller Wiskas ins Netz stellt. Erstaunlich, wie viele Besucher die Plattformen bei der anschließenden Abstimmung interessant fanden.
Im wesentlichen stellte er vier zentrale Trends vor:
Das Internet Of Shared Things, ganz so wie Audi eine Plattform entwickelt, auf der fünf Freunde oder Bekannte sich ein Auto teilen können. Die New Yorker Plattform Breather Orte in der Stadt anbietet, an denen man sich zum entspannen oder tagen, für 30 Minuten zurückziehen kann. Bitlock hingegen ist ein Schloss, das per App funktioniert und das unkomplizierte Teilen von Fahrrädern ermöglicht und Umbrella here lässt ein kleines Licht an der Regenschirmspitze leuchten, das anderen Fußgängern signalisiert, dass sie gerne mit unter den Schirm schlüpfen können. Das neue Tinder, wie Mattin lachend bemerkte.
Zum Internet Of Caring Things hingegen gehören zum Beispiel Essstäbchen von Baidu, die anzeigen, wie frisch das Öl ist, in dem das Essen gekocht wurde.
Als wesentlich sieht er zudem die Two-Way-Transparancy, die Plattformen wie Airbnb, Uber oder auch Savanna praktizieren, ein »Uber für Friseure« bei dem auch die Haus-Friseure selbst ihre Kunden bewerten. Stefan’s Head hingegen prüft im Social Net, ob das Profil der vermeintlichen Kunden nett genug ist, dass sie bei ihnen einkaufen dürfen, während die Sandwich-Kette Pret a manger den Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, besonders freundlichen Kunden Ermäßigungen zu geben und die australischen Art Series Hotels ihre Gäste bewertet.
Folgt man Mattin, verwandeln sich klassische Statussymbole wie Haus, Auto oder Handtaschen in Soziale Statussymbole, die sich durch das Bild, das man im Social Web abgibt, manifestieren.
Will man dabei ganz vorne sein, benutzt man meitu xiuxiu, eine App, die jedes Selfies sofort hübscher macht, die Drohne Hexo, die einem folgt und spektakuläre Fotos macht oder den Make-up-3D-Printer Foreo Moda, der einem den gewählten Look, steht man seinen Kopf in eine Box, umgehend aufsprüht – und man einfach wunderbar aussieht.
Kritische Worte fand hingegen Anab Jain von Superflux, die an vielen Beispielen aufzeigte, dass in Zeiten von GPS Tracking und Algorithmen, Anonymität das wahre Luxusgut ist – und den herrlichen Film »Uninvited Guests« ihrer Design Practice präsentierte, in der ein Rentner, der von seinen Kinder mit smartem Besteck, smarter Matratze und smartem Gehstock überwacht wird, das alles geschickt und old fashioned austrickst.
Heute geht es weiter mit der ausverkauften next, die nach Jahren in Berlin erstmals wieder in Hamburg und diesmal im Rahmen des Reeperbahnfestivals stattfindet – und zu den Ausblicken auf selbstfahrende Autos, der Zukunft des Shopping und der Musikbranche, den Eintritt zu mehr als 400 Konzerten auf St. Pauli bietet.
Univited Guests von Superflux:
Uninvited Guests from Superflux on Vimeo.