Interdisziplinäre Prozesse: So arbeitet der Cross Innovation Hub
Wenn Unternehmer auf Game-Designerinnen und bildende Künstler treffen: Der Cross Innovation Hub in Hamburg bringt unterschiedlichste Disziplinen zusammen. Dabei helfen ein klarer Prozess und Kollaborationsmethoden
2. Synthesise: The Core
Was? Die »Core«-Methode stammt aus den Bereichen Werbung und Design. Bei ihr geht es darum, den Kern eines Produkts oder Services zu finden und zu formulieren. Aufbauend auf einer vorab erfolgten User Research entwickelt man eine eindeutige Idee und gibt dem Team so eine klare Richtung für das weitere Vorgehen.
Wie? Zuerst gilt es sicherzustellen, dass alle Teammitglieder sich in puncto Nutzeranalyse und Produktanforderungen auf dem gleichen Wissensstand befinden. Dann teilt man das Team in Zweiergruppen auf, die als Interviewpartner agieren. Über eine Zeitspanne von circa 20 Minuten stellt der Interviewer Fragen zum Produkt, die der andere spontan und intuitiv beantwortet. Danach reflektiert jedes Zweiergespann seine Ergebnisse und formuliert deren Essenz in einem Slogan.
Leitfragen Was ist der Kern? Was könnte ein vielversprechender Endpunkt des Projekts sein? Was macht das unverwechselbare Wesen des Produkts oder Services aus?
3. Ideate: Search the Odd
Was? Die Idee, das Widersprüchliche, Seltsame, Groteske oder Geheimnisvolle zu suchen, stammt aus den Bereichen Literatur und Design. Mit diesem explorativen Herangehen lassen sich aufregende und vollkommen neue Aspekte einer Idee finden – und ein potenzieller USP.
Wie? In einem ersten Schritt werden die bestehenden Ideen gepitcht, wobei sich jeder Notizen macht. Im Anschluss sind alle aufgefordert, die Ideen zu verdrehen, beispielsweise indem sie sie ausweiten, übertreiben oder extrem ins Detail ausdifferenzieren. Lächerliche und widersprüchliche Ideen sind in dieser Phase ausdrücklich erwünscht! Alles wird in Bild oder Text festgehalten, wobei das Potenzial zur Lösung des bestehenden Problems hervorgehoben wird. Im nächsten Schritt präsentieren die Teilnehmenden sich gegenseitig die verfremdeten Ideen. Gemeinsam wählt das Team dann die vielversprechendsten aus und diskutiert, wie man die skurrilen Aspekte entfernen, die Potenziale aber behalten könnte. Ziel ist es, Neues zu entlarven und Altes aufzuwerten. Zum Schluss formuliert das Team einen USP für einen neuen Prototyp.
Leitfragen Welche Aspekte des Pitches führen zu Spannungen? Was ist unstimmig – und dennoch faszinierend?
4. Realise: Vertical Slice
Was? Die Methode stammt aus dem Game Development und bezeichnet das Vorgehen, einen Teil des Produkts (zum Beispiel ein Level) komplett auszuarbeiten, um eine Vorschau auf das Gesamtprodukt zu bekommen. So lassen sich Schwachpunkte erkennen und wichtige Eigenschaften testen, bevor alles fertiggestellt ist. Dies bietet sich besonders bei der Entwicklung von komplexen Produkten, Prozessen oder Services an.
Wie? Die größte Herausforderung besteht darin, den Teil des Produkts zu definieren, der das Ganze am besten widerspiegelt. Dafür muss das Team in einem Workshop zunächst alle Bestandteile sammeln, die sich überhaupt für eine individuelle Umsetzung eignen, und sich dann für einen entscheiden, der möglichst viele Aspekte der finalen Lösung umfasst. Dieser wird dann entwickelt und getestet.
Leitfrage Welcher Teil enthält möglichst viele relevante Aspekte des finalen Produkts, Prozesses oder Services und ist geeignet, das Endergebnis am besten widerzuspiegeln?
So gelingen interdisziplinäre Prozesse!
Immer mehr Designprojekte lassen sich nur mit interdisziplinären Teams bearbeiten. Dafür braucht es neben Fachkenntnissen viel Fingerspitzengefühl – und die richtigen Methoden. Wir verraten, wie interdisziplinäre Prozesse bei Designprojekten gelingen.
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