Remote? Vor Ort? Hybrid! Wie sich die Kreativbranche mit neuen Raumkonzepten und Organisationsstrukturen auf die Arbeit nach dem Lockdown einstellt.
Schicke, großzügige Räumlichkeiten? Top-Lage am Düsseldorfer Medienhafen? Für Stagg & Friends ist das Vergangenheit. Im September vergangenen Jahres zog die Branding-Agentur aus ihrem Büro aus und arbeitet seither ausschließlich remote. »Gute Kreation und effiziente Arbeit definieren sich nicht über ein exklusiv gestaltetes territoriales Refugium«, sagt Adone Kheirallah, geschäftsführender Partner von Stagg & Friends. Stattdessen entscheide nun jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter selbst, an welchem Ort eine bestimmte Leistung entsteht. »Ein Zurück in die Käfighaltung wird es nicht mehr geben, weder für die Kreation noch fürs Projektmanagement oder die Kundenberatung, weder für den Trainee noch für die Geschäftsführung.« Um diesen Schritt – Kheirallah spricht von einem Kulturwandel – operativ zu stemmen, ging die Agentur eine Kooperation mit Design Offices ein, einem Anbieter von Coworking-Spaces in ganz Deutschland, in die sich die Mitarbeiter:innen einbuchen können, wenn sie nicht zu Hause arbeiten können oder wollen.
Für einen derart radikalen Schritt wie bei Stagg & Friends entscheidet sich kaum eine Agentur. Offen für Veränderungen sind aber viele. Seit die meisten Teams vor mehr als einem Jahr ins Homeoffice gewechselt sind, hat ein Umdenken eingesetzt. Fragen nach der Notwendigkeit von Präsenzen kamen auf, Kontrollmechanismen wurden hinterfragt, verschiedene Formate und Tools ausprobiert. Und während man immer besser darin wurde, Kunden aus der Ferne zu betreuen, remote zu präsentieren und im virtuellen Raum zu kollaborieren, wuchs die Sehnsucht danach, wieder physisch zusammenzukommen – damit wieder kreative Reibung entstehen kann. Und so geht es bei allen Überlegungen, wie die Kreativbranche in Zukunft arbeiten möchte, nicht um ein Entweder-oder, sondern darum, einen Mix zu etablieren aus »mobilem« Arbeiten und einer »Base« für bestimmte Aufgaben, die Präsenz erfordern.
Die Herausforderungen für Agenturen: Bestehende Räume müssen in Richtung einer flexiblen Nutzbarkeit und einer Shared Desk Policy umgestaltet und stabile Rahmenbedingungen für langfristiges Hybrid Working entwickelt werden. Damit verbunden ist auch ein grundsätzlicher Haltungswandel, denn: »Remote Work setzt eine ganz andere Arbeitskultur voraus, als wir sie in den meisten Agenturen derzeit sehen«, erklärt Juliana Danner, Gründerin der Recruiting- und Beratungsplattform On and Offer im Interview.