Für selbstbewusstes Bluten – und gegen Stereotypen: Die Sieger des ersten Gender Design Awards
Unter großer Beachtung sind die ersten iphiGenia Gender Design Awards verliehen worden. Die Designerin und Mitinitiatorin Tanja Godlewsky erklärt, warum der Preis für gendersensibles Design so dringend nötig ist.
»Gestalter müssen
stereotype Vorstellungen überwinden« sagt Tanja Godlewsky, Designerin und Mitinitiatorin des iphiGenia Gender Design Award, der letzte Woche verliehen wurde – und das an zwei herausragende Arbeiten: an das New Yorker Unternehmen Thinx und ihre Produkte »for real menstruating humans« (siehe auch PAGE 07.17) und der Image-Hack von Shutterstock Fotos von Mindshare Danmark für Dove.
Warum ist ein Gender Design Award nötig?
Tanja Godlewsky: Uns werden ständig Produkte, Dienstleistungen und Kampagnen zugemutet, die stereotype Vorstellungen von Gender etablieren. Das beginnt im Kinderwagen und zieht sich von rosa Chipstüten über Mach3-Turbo-Rasierer durch alle Konsumbereiche. Viel schwerer aber ist es, kluges, gendersensibles Design zu finden – deshalb möchten wir mit unserem Wettbewerb intelligente Konzepte sichtbar machen. Das Motto: Bitte mehr davon!
Was für eine Relevanz hat gendersensibles Design für Unternehmen – und für Kreative?
Das verbreitete und zum Teil verzweifelte Gender-Marketing offenbart zweierlei: Zum einen wurde der zahlungskräftige Kundenkreis der Frauen als eigenständige Zielgruppe entdeckt. Zum anderen ist die Erkenntnis gewachsen, dass es unterschiedliche Menschen mit vielfältigen Bedürfnissen gibt. Das ist erst mal positiv. Aber jetzt sind aufmerksame Designerinnen und Designer gefragt, die im Gestaltungsprozess nicht nur ihre eigenen stereotypen Prägungen und Vorstellungen überwinden, sondern auch offene Lösungen für alle Menschen entwerfen und dabei die benannten Diversitäten einbeziehen. Um das zu fördern, müssen Unternehmen mutig sein und ausgetretene Pfade verlassen. Mit den Preisträgerinnen möchten wir zeigen: Das lohnt sich, auch ökonomisch!
Was zeichnet die Preisträger Thinx und Mindshare Danmark aus?
Die »Image-Hack«-Kampagne der Agentur Mindshare Danmark hat uns schon deshalb gefallen, weil Legal Hacking ein probates Mittel ist, um die geltenden Klischees in der Werbeindustrie öffentlichkeitswirksam zu kritisieren. Gemeinsam mit Dove hat Mindshare Danmark das Archiv der Bildagentur Shutterstock gehackt, indem sie unter dem Suchbegriff »beautiful women« Fotos von unabhängigen, starken und authentischen Frauen verschlagwortet und so den Algorithmus unterwandert hat.
Thinx hingegen gestaltet und produziert neuartige und nachhaltige Menstruationsslips – Produkte »for real menstruating humans«, wie das New Yorker Unternehmen das nennt. Außerdem hat Thinx eine Stiftung für Mädchen gegründet, um diese aufzuklären und in armen Ländern mit Produkten zu unterstützen. Neben dem Design und dem Engagement hat uns auch das Bildkonzept beeindruckt. Die Darstellungen von Frauen und Mädchen in den Fotos und Videos sind ungewohnt, lustig und provokativ. Sollte man sich unbedingt anschauen, aber Achtung: Es fließen keine Ersatzflüssigkeiten!
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