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Fashion als digitale Avantgarde – PAGE 02.2022 ist da!

Welche neuen Chancen und Gefahren die Medienrevolution in der Fashionbranche für Designer:innen mit sich bringt – in der aktuellen PAGE steht’s // Digital Couture

 

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»Wir sehen unsere Welt durch einen Filter – perfektioniert, poliert, angepasst, gephotoshopt. Wir unterscheiden nicht mehr zwischen unbearbeitet und verändert, echt und gefälscht, greifbar und kon­zeptuell, Fakt und Fiktion, Fake und Deepfake«, mit die­sen Worten begann Balenciaga das Video ihrer Fa­shion­show, das am 6. Juni 2021 die kommende Früh­jahrskollektion vorstellte. »Die Technologie schafft alternative Realitäten und Identitäten, eine Welt digi­taler Klone.« Das subversive Luxuslabel sorgte damit weit über die Modewelt hinaus für Furore. Denn die Prêt-à-porter-Präsentation hatte so nie stattgefunden.

Deepfake: Balenciagas Ready-to-wear-Show im Juni 2021 (Screenshot)

Sowohl die Gestalten auf den Rängen als auch die auf dem Laufsteg waren mittels KI- und Deep­fake-Technologie in ein absolut steriles, virtuelles Ambiente gesetzt. Doch der eigentliche Clou: Die 44 Looks wurden nur scheinbar von einem einzigen Model getragen, nämlich von der Performerin Eliza Douglas. In Wahrheit waren es CGI-Klone von ihr, die da über den Catwalk schritten, Douglas’ Gesicht wurde erst in der Postproduktion auf die Körper ihrer Doubles montiert. Dieses Deepfake-Event war denn auch nicht nur hinsichtlich der coronabedingten Be­schränkungen eine kluge Inszenierung. Es zeigt, wozu eine sich stets neu erfindende Branche fähig ist.

Als Balenciaga dann zu der Paris Fashion Week den Livestream ihrer 50th Couture Collection Show mit einer Story auf Instagram ankündigte, war die ­Span­nung entsprechend groß. Welche Trompe-l’œil­-Effekte würden uns wohl diesmal geboten? Nun, man fand sich im originalgetreu wiederhergestellten Salon von Cristóbal Balenciaga ein, inmitten specki­ger Wän­de und vergilbter Vorhänge. Während des Defilees keine Musik, kein Ton. Nur der Sound der Roben war zu hören: das Rauschen der Gewänder, das Reiben der Jeans, jedes noch so leise Knistern. Erst verhalte­nes Hüsteln, doch dann vor Ort und vor den Bildschir­men: Begeisterung pur. Immersion vom Feinsten!

Immersive: Balenciagas Haute-Couture-Show im Juli 2021 (Screenshot)

In PAGE 02.2022 feiern wir sodenn die Fashionbranche als digitale Avantgarde im virtuellen wie im echten Leben und sondieren die Auswirkungen auf die un­ter­schiedlichsten Designmetiers. Und ja, wer weiß, viel­leicht hat sich unser Gegenüber im nächsten Video­call ja auch schon rein digital in kostspielige Schale geworfen (in beiden Balenciaga-Kollektionen gibt es großartige Bademäntel in XXL!). Ein auf den Leib ge­schneidertes Pixelunikat vom Modelabel The Fabricant soll immerhin bereits für schlappe 9500 Dollar die Besitzerin gewechselt haben.

PAGE 2.2022

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English version

“We see our world through a filter – perfected, polished, conformed, photoshopped. We no longer decipher between unedited and altered, genuine and counterfeit, tangible and conceptual, fact and fiction, fake and deepfake.” With these words, Balenciaga began the video of their June 6, 2021, fashion show for the upcoming spring collection: “Technology crea­tes alternate realities and identities, a world of digital clones.” The subversive luxury brand caused a stir beyond the fashion world. Because the prêt-à-porter presentation had never really happened in this way.

Via AI and deepfake technology, the figures in the audience as well as those on the runway were put into completely sterile, virtual surroundings. But the real showstopper was: It only seemed like the 44 looks were presented by one and the same model, performer Eliza Douglas. In reality, there were CGI clones strut­ting along the catwalk, Douglas’ face was fit onto the bodies of her doubles in postproduction. This deep­fake event was an intelligent production, not only in regards to Coronavirus limitations. It points out what an industry constantly reinventing itself is capable of.

When Balenciaga announced the live stream for their 50th Couture Collection Show for the Paris Fashion Week on Instagram, people were excited. Which trompe l’oeil effects would they come up with this time? Well, the audience arrived in the precise repro­duction of Cristóbal Balenicaga’s salon, among grea­sy walls and yellowed curtains. No music during the parade, not a note. Just the sound of the garments: the swooshing of robes, the swishing of jeans, every little hiss amplified. At first, some hemming and haw­ing, but then pure rapture on site and at the screens. Immersion at its best!

Thus, in PAGE 02.2022, we are celebrating the fashion industry as digital avant-garde in virtual and in real life, and are exploring the effects on different design disciplines. And yes, who knows, maybe in the next video call our counterpart will have dressed up digitally in costly couture (both Balenciaga collections feature fantastic bathrobes in size XXL!). A custom fit, one of a kind pixel creation by fashion label The Fabricant is said to have sold for the measly sum of 9500 Dollars already.

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