Sprachassistent DoubleTwo klingt sowohl männlich als auch weiblich und zugleich weniger menschlich. Er antwortet rational, ohne jede Emotion oder gar Humor, um jeder Vermenschlichung entgegenzuwirken
Macromedia University of Applied Sciences. Ob Siri, Alexa, Google oder Cortana – bei ihrer Markteinführung hatten all diese Sprachassistenzsysteme eine weiblich klingende Stimme, erst nach und nach kamen männliche dazu. Genderneutrale Stimmen aber bieten die großen Tech-Unternehmen nicht an – obwohl es mit Q (www.genderlessvoice.com) sogar eine ausgereifte Variante gäbe. Welche negativen Langzeiteffekte dies für das Verhalten der User:innen hat, untersuchte Isabelle Schmit in ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Medien und Kommunikationsdesign. Vor allem interessierte sie, ob die gängigen Sprachassistenten nicht-binäre Menschen ausschließen, inwieweit ihre Personas Einfluss auf mögliche Geschlechtervorurteile derjenigen haben, die sie verwenden, und ob durch ihren Einsatz eine Normalisierung von Beleidigungen stattfindet.
Isabelle Schmit interviewte Experten und Expertinnen für Voice User Interface und Inclusive Design, für Feminismus und Genderneutralität und führte eine Cultural Probe mit acht Personen durch. Diese erhielten eine Anleitung sowie Materialien, mit denen sie eigenständig arbeiteten. Dabei stellte sich heraus, dass sich alle eine menschliche Gestalt oder immerhin einen Androiden hinter der Stimme vorstellten. Zwar verbessert anthropomorphes Design allgemein die User Experience, für Voice Interfaces muss man jedoch eine andere Balance finden zwischen natürlich wirkender Kommunikation und einem gewissen Maß an Robotik, damit die Nutzenden vor allem die maschinellen Fähigkeiten wahrnehmen und sich keine Stereotype festigen.
Ausgehend von diesen Überlegungen entwickelte die 22-Jährige DoubleTwo, den funktionsfähigen Adobe-XD-Prototyp eines Sprachassistenten, der im Frequenzbereich von 165 Hertz sowohl männlich als auch weiblich und zugleich weniger menschlich klingt. Selbst auf Beleidigungen antwortet er rational und ohne jede Emotion, besitzt aber auch keinen Humor, um jeder Vermenschlichung entgegenzuwirken. Damit hat DoubleTwo den marktführenden Technologien eine Menge voraus: »Ich sehe mein Projekt als Empowerment. Denn viele der von mir Befragten würden eine geschlechtsneutrale Stimme in ihrem Alltag gern ausprobieren«, sagt Isabelle Schmit. Dem schließen wir uns an.
Isabelle Schmit begeistert sich für Experience und Service Design und möchte sich auf das Thema Inklusion spezialisieren. Dazu will sie als Nächstes ihren Master für Service Systems Design an der AAU in Kopenhagen machen
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