Wie sieht der Alltag von Designstudierenden derzeit aus? Wie läuft die erzwungen digitale Lehre? Wir haben uns an verschiedenen Unis umgehört. Hier berichtet David Kern, der Fotografie an der UE in Hamburg studiert.
Hochschulen und Kunstuniversitäten mussten innerhalb kürzester Zeit umdisponieren und die Lehre komplett ins Digitale verlegen. Was das für die Designlehre bedeutet, beleuchten wir im Detail in PAGE 7.20, die Anfang Juni erscheint.
Vorab haben wir uns mal umgehört, wie die Studierenden diese Zeit erleben, was ihnen an der digitalen Lehre gefällt – und was vielleicht sogar nach der Krise bleiben soll.
David Kern: Ich stehe um 7:30 Uhr auf und bin dann ab 8:30 am Schreibtisch. Nach dem Beantworten einiger Emails mache ich mir einen Tagesplan. Morgens und Vormittags beschäftige ich mich meistens mit meiner freiberuflichen Arbeit.
Mittags bis abends arbeite ich dann an hochschulinternen Projekten. Entweder bin ich draußen unterwegs und fotografiere, bearbeite Bilder, stelle Bildauswahlen zusammen, baue Webseiten oder beschäftige mich mit Aufgaben im Zuge meiner Stelle als studentische Aushilfskraft für den Studiengang Fotografie.
Zwei Mal die Woche habe ich digitale Kurse, die überwiegend von 14:00 bis 19:00 Uhr stattfinden und sich bestimmten Themen und Genres der Fotografie widmen. Dazu kommt alle zwei Wochen ein Philosophie-Kurs, der Dienstagvormittag stattfindet. Mittwochabend nehme ich zudem an einer dreistündigen Feedbackrunde teil, welche ich mit meinem Kommilitonen Alex Harbich gegründet habe. Hier treffen sich verschiedenste Fotografen/innen, um sich gegenseitig Feedback zu ihren Arbeiten zu geben und fotografische Projekte voranzutreiben. Ansonsten bereite ich abends dann alles für den kommenden Tag vor.
Zwischendurch arbeite ich zudem an der neuen Ausgabe unseres Hochschulmagazins »QUER«, welches ich mit zwei Kommilitonen 2018 gegründet habe. In diesem zeigen wir studentischen Arbeiten aus allen Art&Design-Studiengängen.
Um nach den langen Arbeitstagen etwas Ausgleich zu schaffen, versuche ich abends spazieren zu gehen und genieße die Grünanlagen Hamburgs.
Was funktioniert gut, was nicht so?
Ich finde es wirklich toll, wie die Professoren und Dozenten mit der aktuellen Situation umgehen. Ruhig, besonnen und gut strukturiert geht jeder meiner Kurse von statten. Auch die technische Umsetzung ist prima und funktioniert wirklich gut mit den genutzten Programmen, da habe ich anderes erwartet.
Leider ist der virtuelle Unterricht nicht ganz so effektiv und produktiv wie die Arbeit am Campus.
Das liegt nicht zuletzt natürlich auch daran, dass alle Prozesse länger dauern. Zudem finde ich die Online-Kurse sehr viel anstrengender und konzentrationsfordernder als die Lehre am Campus.
Weniger gefällt mir, dass wir durch die COVID-19 Lage keinen Zugriff auf die Räumlichkeiten der Hochschule haben. Vor allem die Dunkelkammer als auch der Druckraum fehlen mir als Fotografie-Student im Alltag. Dadurch lassen sich nicht alle Ideen einwandfrei umsetzen.
Trotzdem sehe ich auch positive Seiten und Chancen in der Situation. Einerseits kann ich die Zeit, die ich für die Anreise zum Campus benötige, effektiv nutzen, um an einzelnen Projekten zu arbeiten. Auch entstehen in meinem Umfeld, inspiriert von den digitalen Kursen, tolle Ideen zu Gemeinschaftsprojekten. Zum Beispiel die Feedbackrunde, in der wir uns gegenseitig mit den Arbeiten weiterhelfen, losgelöst von der Hochschule.
Und nicht zuletzt lernen die Studierenden mit den diversen Online-Kanälen umzugehen, was mit Sicherheit einen positiven Effekt auf das zukünftige Arbeitsleben hat. Denn in der Krise sehe ich die Chance, dass unsere Gesellschaft versteht, dass man sich nicht für jede Kleinigkeit physisch treffen muss, sondern die technischen Mittel dafür nutzen kann.
Was soll bleiben?
Was die neue Formate anbelangt sehe ich eine große Chance im Umgang mit Absprachen. Im kommenden Semester werde ich an meiner Bachelorarbeit und dem damit verbunden fotografischen Projekt arbeiten. Hier fände ich es toll, wenn diverse Absprachen mit den Professore, digital abgehalten werden würden.
Wie wir momentan sehen, funktionieren Absprachen wunderbar über Videokonferenzen.
Das würde viel Fahrzeit sparen und mir ermöglichen noch intensiver an meinem Abschlussprojekt zu arbeiten.“
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