Die neue Rolle des Designs – Joint Adventures
Jetzt oder nie: Wirtschaft und Politik brauchen kreative Lösungen, um sich nach der Krise neu aufzustellen, und sind dabei auf die Unterstützung von Designern angewiesen. Es ist an der Zeit zu beweisen, dass Design dabei mehr leisten kann, als Oberflächen zu gestalten! Wir stellen Initiativen und Kooperationen vor.
Hackathon: Guter Impuls, aber Luft nach oben
Eine erfolgreiche Digitalisierung erfordert Human-Centered Design und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Wenn verschiedene Sichtweisen auf ein Problem sowie unterschiedliche Kompetenzen zusammenkommen, entstehen oft innovative Ideen und eine ganz besondere Dynamik. Das zeigte zum Beispiel der bundesweite Hackathon #WirVsVirus, den die Bundesregierung Ende März initiierte. Von dem Claim »Kreative Ideen und Lösungen gesucht« fühlten sich viele Gestalter angesprochen – auch die Freiburger Designerin Anke Huber. Sie ging mit ihrer Projektidee für ein digitales Gutscheinsystem für den lokalen Handel in den Hackathon, machte aber leider keine allzu guten Erfahrungen: »Einige angehende Manager von Business Schools haben mich als Designerin nicht ernst genommen und dachten, ich sei hauptsächlich dafür da, das Logo zu gestalten und die Präsentation hübsch zu machen. Sie haben nicht verstanden, dass Design von Anfang an ein wichtiger Teil des Prozesses ist. Da müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten.«
Hubers Projekt wurde – wie alle anderen aus der Kategorie »lokale Unternehmen« – nicht in das Umsetzungsprogramm »Solution Enabler« des Hackathons aufgenommen, doch sie machte einfach selbst weiter und realisierte mithilfe von Partnern das Portal »Gutsein mit Gutschein« (mehr dazu weiter unten). »Der Hackathon war sicher eine gute Idee, aber bei der Umsetzung muss man noch nachbessern und vielleicht Leitplanken für eine gute, gleichberechtigte Zusammenarbeit definieren«, so ihr Fazit. Stefan Wölwer hat mit seinem Team dagegen ganz andere Erfahrungen gemacht, dem unter anderem Thorsten Jankowski angehörte, der als User Experience Lead bei Volkswagen mit der Bedeutung und Rolle von Design bei der digitalen Produktentwicklung bestens vertraut ist. »In unserem Team war Design ein grundlegendes und verbindendes Element, das dafür gesorgt hat, dass alle Mitglieder das gleiche Ziel vor Augen hatten und gut zusammenarbeiten konnten«, sagt Stefan Wölwer. Ihr Konzept für ein Lieferservicesystem, das Händler mit Kurieren verbindet, wurde in das »Solution Enabler«-Programm von #WirVsVirus aufgenommen und wird derzeit weiterentwickelt.
Coronakrise: Der große Beschleuniger
Schon vor dem Hackathon beschäftigten sich verschiedene Institutionen damit, Wirtschaft und Politik enger mit der Kreativbranche zu vernetzen. Diese Aktivitäten haben mit Corona deutlich an Fahrt aufgenommen. So beobachtet Anna Hupperth, Kommunikationsleiterin der staatlichen Fellowship-Programme Tech4Germany und Work4Germany, dass der Bedarf an digitalen Produkten und agilen Prozessen sowie die Offenheit dafür in den Ministerien in den letzten Monaten enorm zugenommen haben. Die Initiativen treiben unter der Schirmherrschaft der Bundesregierung die Digitalisierung des Regierungsapparates mit dem Fokus auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger voran (siehe hier).
Auch das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes verzeichnet ein großes Interesse an den branchenübergreifenden Creative Labs, mit denen es Innovationen an der Schnittstelle verschiedener Branchen und Technologien fördert. Für die nächsten drei Jahre sind fünf solcher Labs vorgesehen – das erste startete im Mai und beschäftigt sich mit nachhaltigen Szenarien für eine wünschenswerte Welt nach Covid-19. Nach Kick-off-Workshops, in denen Visionen entworfen wurden, fand im Juli ein Innovation Camp statt, in dem Kreative sich an der Konzeption und Ausarbeitung konkreter Lösungen beteiligten (siehe hier).
Regional sorgt die Hamburg Kreativ Gesellschaft mit ihrem Cross Innovation Hub seit einigen Jahren für eine engere Zusammenarbeit zwischen der Hamburger Wirtschaft und Kreativbranche. Anlässlich der Krise hat sie die Emergency Labs ins Leben gerufen, in denen kleine und mittelständische Unternehmen gemeinsam mit selbstständigen Kreativen an akuten Problemen arbeiten. Die Kreativ Gesellschaft vermittelt die Partner und zahlt die Tagessätze für die Selbstständigen – mit dem Ziel, dass dadurch zwischen den Beteiligten eine längerfristige Zusammenarbeit entsteht (siehe hier). »Wir erreichen derzeit Unternehmen, die wir vor Corona wahrscheinlich nicht erreicht hätten. Viele sind jetzt offener, was neue Wege angeht«, sagt Projektmanagerin Lea Jordan.
Aber nicht nur von staatlicher Seite geförderte Programme zeigen jetzt das große Potenzial von Design. Auch Gestalter selbst beweisen mit selbst initiierten Projekten den Wert von kreativen Herangehensweisen – wobei oft die Bereitschaft und Fähigkeit zur interdisziplinären Kooperation eine wesentliche Rolle spielen. So arbeitete die Hamburger Agentur care&creation eng mit einem Kunden und PR- und Content-Experten zusammen, um ein Krisenkommunikationspaket für Pflegeeinrichtungen umzusetzen, das weit über den einen Kunden hinausreicht (siehe hier).
»Die Gefahr besteht, dass Kreative und Designer als querdenkende Springteufel missbraucht werden, die in der Krise schnell mal aus der Trickkiste gezogen werden. Wir müssen aufpassen, dass sie nach Corona nicht wieder darin verschwinden«
Richard Anjou, selbstständiger Marken- und Designmanager, München
www.richardanjou.biz
Designer: Nutzt eure Chancen!
Agile Arbeitsweisen, Speculative Design, Design Thinking und Methoden aus dem UX Design erweisen sich gerade jetzt als nützlich – zum Teil sogar als zwingend notwendig. Designer übernehmen dabei eine zentrale und beratende Rolle – vorausgesetzt, sie lassen sich darauf ein und positionieren sich entsprechend. »Designer sind längst keine Alleingänger mehr, sondern arbeiten heute in interdisziplinären Teams mit Strategen, Programmierern und Projektmanagern«, sagt Richard Anjou. »Sie sollten jede Chance nutzen, interdisziplinär zu arbeiten, um ökonomische beziehungsweise organisations- und gesellschaftspolitische Zusammenhänge ganzheitlich zu verstehen und so ihr Kompetenzfeld zu erweitern.« Doch natürlich müssten auch die Kunden mitspielen. »Die Gefahr besteht, dass Kreative und Designer als querdenkende Springteufel missbraucht werden, die in der Krise schnell mal aus der Trickkiste gezogen werden. Wir müssen aufpassen, dass sie nach Corona nicht wieder darin verschwinden«, so Anjou.
Wie man sich als »beratender Designer« aufstellt, positioniert und vermarktet, beleuchtet zum Beispiel Maren Martschenko in ihrem gerade erschienenen Buch »Design ist mehr als schnell mal schön – Die Wirtschaft hat einen neuen Auftrag für Sie: Gestaltende Beratung«. Als freiberufliche Markenberaterin mit einem Hintergrund in Betriebswirtschaftslehre und Organisationspsychologie arbeitet Maren Martschenko regelmäßig mit Kommunikationsdesignern zusammen und hat schon oft die Erfahrung gemacht, dass die Beratung dadurch besser und nachhaltiger wird. Zahlreiche Designer beraten Maren Martschenko zufolge ihre Kunden bereits, rechnen diese Leistungen jedoch nicht ab und verkaufen eher Produkte als Prozesse. »Ich bin überzeugt, dass Unternehmen und Marken von morgen nur dann erfolgreich sind, wenn sie Design nicht als reines Mittel der Ästhetik betrachten, sondern als kreativen Prozess, der ihnen hilft, ihr gesamtes Unternehmen strategisch am Kunden beziehungsweise an der Kundin auszurichten«, schreibt Maren Martschenko.
Für eine entsprechende Weiterentwicklung und deutliche Positionierung als beratender Gestalter gab es selten eine bessere Zeit als jetzt. Sorgen wir dafür, dass die Springteufel nicht zurück in die Kiste kommen!
Tech4Germany: Fellowship-Programm für die digitale Zukunft
Das Ziel von Tech4Germany ist es, die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung Deutschlands voranzutreiben und agile Arbeitsweisen zu verankern. Die seit 2018 bestehende Initiative ist Teil der »Tech- und Innovations-Taskforce« 4Germany unter Schirmherrschaft des Chefs des Bundeskanzleramts, Professor Dr. Helge Braun. In zwölfwöchigen Projekten erstellen jeweils vier Fellows gemeinsam mit Mitarbeitern der Ministerien konkrete Digitalprodukte. Die Teams bestehen in der Regel aus einem Engineer, einem Designer, einem Product Owner und einer weiteren Person aus diesen Disziplinen oder einem für das jeweilige Projekt relevanten Bereich. Alle Fellows müssen ein bis drei Jahre Berufserfahrung haben.
Im letzten Jahr entwickelte das Team um Katharina Hasenlust (Design), Sarah Hilker (UI/UX Design), Antonia Borkenhagen und Carolin Ullrich (beide Product Owner) einen neuen Webauftritt für den Bundesbericht Forschung und Innovation. Dabei ging es vor allem darum, die Seite benutzerfreundlicher und interaktiver zu gestalten, sowie darum, mehr Menschen damit zu erreichen. In einem vorbildlichen Designprozess von User Research über Prototyping und Testing bis hin zum finalen Design entwickelte das Team eine Website, die im Mai 2020 online ging (www.bundesbericht-forschung-innovation.de). Die Entwicklung und Umsetzung sollen für andere Ministerien als Beispiel dienen, weshalb unter https://tech.4germany.org/projekte eine ausführliche Dokumentation des Projekts zur Verfügung steht.
Dieses Jahr startete zusätzlich die Initiative Work4Germany, die weniger auf konkrete Projekte bezogen ist, sondern deren Fokus vielmehr auf der langfristigen Implementierung von agilen Methoden innerhalb der Ministerien liegt. Hierbei werden einzelne Fellows mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung als Coaches einem Ministeriumsmitarbeiter direkt an die Seite gestellt. Die Fellowships für 2020 sind bereits vergeben, bei Interesse am besten @tech4germany und @work4germany auf Twitter folgen. Dort werden die nächsten Bewerbungstermine verkündet.
Emergency Labs: Gemeinsam akute Probleme lösen
Unterstützt von der EU, fördert die Hamburg Kreativ Gesellschaft mit ihrem Cross Innovation Hub bereits seit drei Jahren die Zusammenarbeit zwischen Hamburger Firmen und der regionalen Kreativbranche. Anlässlich der Coronakrise, die Unternehmen und Agenturen ebenso wie die selbstständigen Kreativen hart trifft, rief das Team die sogenannten Emergency Labs ins Leben. Bisher fanden diese zwei Mal statt, das zweite in Kooperation mit dem Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum und der Handelskammer Hamburg. Je drei Firmen wurden dabei mit je zwei Kreativschaffenden zusammengebracht, die innerhalb von zweieinhalb Tagen Sofortlösungen zur Krisenbewältigung entwickelten. Die Teams stellte die Kreativ Gesellschaft zusammen und achtete dabei darauf, dass je eine Gestalterin aus einer naheliegenden Disziplin sowie ein Kreativer aus einer fernerliegenden Disziplin beteiligt waren, um möglichst vielfältige Perspektiven auf ein Problem zu ermöglichen.
Das Feedback der Beteiligten war sehr positiv. »Die Unternehmen sind besonders überrascht, wie viel in nur zwei Tagen entstehen kann«, sagt Projektmanagerin Lea Jordan. So ging es auch Petra Jette Roitsch, Betriebsleiterin von Panik City, dem Udo-Lindenberg-Multimedia-Erlebnis auf der Reeperbahn. Dieses ist zwar seit 17. Mai wieder geöffnet – macht aber nur 20 Prozent des notwendigen Umsatzes. Im Emergency Lab ging es darum, sowohl neue Erlösquellen als auch neue Zielgruppen zu erschließen. Brand Designer Matthias Weber und Medieningenieur Dominic Korte entwickelten zusammen mit dem Team von Panik City das Konzept für eine Sightseeing-App, mit der man Udos Spuren in Hamburg folgen kann – ohne dabei zu viel von der eigentlichen Panik City vorwegzunehmen. Eine solche App könnte nicht nur kurzfristig für mehr Aufmerksamkeit und Einnahmen sorgen, sondern auch langfristig, zum Beispiel bei Gästeflauten wegen guten Wetters. Ergebnis des Emergency Labs ist ein Pitch-Kit für die App, mit dem Panik City auf die Suche nach Partnern und Fördermitteln geht.
»Selbst wenn in den Labs am Ende kein konkretes Produkt entwickelt wird, hilft den Teilnehmenden die Außenperspektive der Kreativschaffenden enorm. Sie führt immer zu neuen Denkanstößen«
Raffaela Seitz, Organisatorin des Cross Innovation Hubs, Hamburg
»Idealerweise entstehen aus diesen kurzen, von uns geförderten Workshops Folgeaufträge von den Unternehmen für die Kreativschaffenden«, erklärt Raffaela Seitz, Organisatorin des Cross Innovation Hubs. Beim ersten Emergency Lab ergab sich bei zwei der drei Teams schon eine weitere Zusammenarbeit. »Selbst wenn in den Labs am Ende kein konkretes Produkt entwickelt wird, hilft den Teilnehmenden die Außenperspektive der Kreativschaffenden enorm. Sie führt immer zu neuen Denkanstößen«, so Seitz.
Creative Labs: Interdisziplinär die Post-Corona-Welt gestalten
https://kreativ-bund.de/creative-lab-covid-19
Das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes (kurz: Kreativ-Bund) hat in diesem Jahr die Creative Labs ins Leben gerufen, die sich in einem Zeitraum von je sechs Monaten aktuellen wirtschaftspolitischen Fragen widmen, so etwa Strukturwandel, Mobilität oder Ökologie. Das erste, im Mai gestartete Creative Lab beschäftigt sich mit kreativen Lösungen, um den negativen Auswirkungen der Coronakrise für Wirtschaft und Gesellschaft entgegenzuwirken. Dabei geht es vor allem um langfristige Szenarien und weniger um akute Hilfsprojekte.
In ersten Workshops wurden zunächst Visionen für die Themenbereiche Arbeitswelt, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Medien entworfen. Dabei wandten die Teilnehmer aus Wissenschaft und Industrie Methoden wie Speculative Design, Worldbuilding und Futures Wheel an. Es folgte ein Innovation Camp, zu dem gezielt Kreativschaffende eingeladen wurden, um konkrete Lösungsansätze in Form von Produkten und Services zu entwickeln (konkrete Resultate gab es vor Redaktionsschluss noch nicht). Anfang August wählt eine Jury die besten Ergebnisse aus, die dann im Rahmen von Residencies und Projektförderungen weiterentwickelt werden.
Im Gegensatz zu dem breit angelegten Hackathon #WirVsVirus ging es beim Creative Lab Covid-19 um vorab definierte Themen und Szenarien, für die gezielt zusammengestellte Teams Lösungen entwickeln. Ziel des Kreativ-Bunds ist es, eine langfristige Zusammenarbeit zwischen den teilnehmenden Firmen und Institutionen mit den Kreativen zu erreichen – sowie die Erkenntnis, dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, bei der Designer von Anfang an mit am Tisch sitzen, zu innovativeren und besseren Ergebnissen führt.
Corona-Krisenkommunikation: Mit einem Medienpaket vielen helfen
www.care-and-creation.de/portfolio_page/covid-19-krisenkommunikation
Die Hamburger Agentur care&creation ist auf Pflege- und Health-Kommunikation spezialisiert und hat von Natur aus ein enges Verhältnis zu ihren Kunden – Mitgründer Ulrich Zerhusen ist selbst Leiter einer Pflegeeinrichtung. Und als solcher war er Ende März besonders betroffen, als in seiner Einrichtung mehrere Covid-19-Fälle auftraten. Zur Sorge um die Erkrankten und die Aufrechterhaltung des Betriebs kamen unzählige Kommunikationsaufgaben: Bewohner, Mitarbeiter, Behörden und Presse mussten informiert werden – und das möglichst zielgruppengerecht.
Daher suchte care&creation sich Unterstützung bei der Krisenkommunikationsberaterin Gila Thieleke sowie der Healthcare-Kommunikationsberatung MedServation. Gemeinsam entwickelten und gestalteten sie ein Medienpaket mit Ratgebervideos, ein begleitendes E-Book, Checklisten und Mustertexte – vertrieben durch den Fachverlag Vincentz Network. So entstand ein Angebot, das nicht nur unmittelbar Ulrich Zerhusen zugutekam, sondern von allen Pflegeheimen genutzt werden (zum Preis von circa 170 Euro). »Corona fordert auch uns Kreative heraus und zeigt, wie wichtig es ist, sich schnell zusammenzuschließen, um unbürokratisch und schnell Ideen zu teilen und diese zum Leben zu erwecken«, sagt Anna-Carina Thygs, Mitgründerin von care&creation. »Keiner von uns hätte ohne diese Kooperation Ähnliches produzieren und auf den Markt bringen können.«
»Corona fordert auch uns Kreative heraus und zeigt, wie wichtig es ist, sich schnell zusammenzuschließen, um unbürokratisch und schnell Ideen zu teilen und diese zum Leben zu erwecken«
Anna-Carina Thygs, Mitgründerin von care&creation, Hamburg
Gutsein mit Gutschein: Den lokalen Handel stärken
Die Freiburger Kommunikationsdesignerin Anke Huber hatte gleich zu Beginn des Lockdowns die Idee für ein bundesweites, branchenübergreifendaes Gutschein-Portal zur Unterstützung des lokalen Handels. Diese Idee brachte sie bei dem Hackathon #WirVsVirus ein, wurde aber wie alle Projekte aus der Kategorie »lokale Unternehmen« im Anschluss nicht gefördert. Also nahm sie die Sache selbst in die Hand und fand für die Umsetzung mit it-werke Service einen Kooperationspartner, der die technische Infrastruktur für das Gutschein- und Zahlungssystem bereitstellte. Zudem wird sie von lokalen Unternehmen mit kostenlosem Hosting sowie bei Kundenservice und Reichweite unterstützt. Insgesamt investierte sie eigenes Kapital in vierstelliger Höhe, Zeitaufwand und eigene Kreativarbeit nicht eingerechnet – Branding, Website und Social-Media-Marketing stammen komplett von ihr.
Innerhalb von drei Wochen war es dann so weit: Seit Anfang April kann man über https://shop.gutsein-city.de Gutscheine für Geschäfte kaufen, die bei dem Portal registriert sind. Noch ist das Ganze stark auf Freiburg bezogen, doch langfristig sollen auch andere Städte das System nutzen. Denn für Anke Huber handelt es sich dabei nicht nur um eine kurzfristige Hilfsaktion: »Der Bedarf an zusätzlichen, digitalen Umsatzkanälen wird nicht auf einmal wieder verschwinden.« Daher ist sie aktuell auf der Suche nach passenden Sponsoren.
Hamburg packt’s zusammen: Bedürftige unterstützen
Auch, wenn sie vielerorts bereits abebbt: Die Welle der Solidarität, die Corona ausgelöst hat, wird vielen von uns in Erinnerung bleiben. »Hamburg packt’s zusammen!« ist eine der Aktionen, in der sich diese Solidarität über verschiedene Branchen und Unternehmen hinweg manifestiert – ohne Kundenauftrag von der CSR-Beratung Scholz & Friends Reputation initiiert und mithilfe der Kreativagentur Scholz & Friends Hamburg umgesetzt. Und so funktioniert es: 16 Hamburger Unternehmen (darunter About You, Beiersdorf, Budni, Edeka, Gruner + Jahr) spenden Produkte – von Verbandszeug über Zeitschriften bis Schokolade –, die in Tüten verpackt an Bedürftige verteilt werden. Mindestens 20 000 solcher Tüten will die Initiative packen. Dabei wird sie von der gemeinnützigen Organisation Hanseatic Help mit der notwendigen Infrastruktur unter anderem für die Verteilung unterstützt.
Statt einer bloßen Solidaritätskampagne hat das Team von Scholz & Friends also selbst eine Spendeninitiative ins Leben gerufen, die es mit einem professionellen Design- und Kommunikationskonzept unterstützt. Dabei haben die Kreativen schon weitergedacht: Das Konzept von »Hamburg packt’s zusammen« ließe sich auch auf weitere Städte (und andere Krisen) ausweiten. Als Nächstes ist eine Plakat- und Anzeigenkampagne geplant, um zusätzlich private Spenden zu sammeln.