ls Pluto noch ein Planet war: Die transmediale 2013 blickt ein wenig zurück und weit voraus – und wird immer interessanter!
Es rauscht und ruckelt im Haus der Kulturen der Welt in Berlin, seltsame gelbe Tentakel schlängeln sich durch das Haus, nehmen die gesamte Lobby ein, gehen hoch auf den Balkon, hinunter in den Keller, an Treppengeländern entlang und um Säulen herum. OCTO-P7C-1 heißt die Installation, die in Zusammenarbeit von reSource transmedial culture, den Telekommunisten und der raumlabor berlin group entstanden ist – und Rohrpost durch das Gebäude jagt und Mail-Art.
»Vergisst Apple Aktien, kauft euch bei OCTO ein«, empfehlen die Macher, die mit Staubsaugern Botschaften auf den Weg bringen oder ansaugen und preisen das Zukunftspotential ihres Projekts, denn schließlich wollen sie alle Haushalte und Firmen weitweit mit OCTO verbinden …
Es wird während der transmediale (29.1. – 3.2.) auch regelmäßig Performances bei der OCTO-P7C-1 Installation geben, die symptomatisch ist für das Thema des diesjährigen Festivals für Kunst, Kultur und Technologie ist, das unter dem Motto BWPWAP – Back When Pluto Was a Planet von der Vergangenheit aus einen kritischen Blick in die Zukunft wirft, alte Technologien noch mal aufgreift, um zukünftige zu hinterfragen, analoge und digitale Techniken miteinander verschränkt, um das vermeintlich Selbstverständliche in Frage zu stellen und scheinbar Gegebenes anzufechten.
Sie tut es in usstellungen, in einer Konferenz, in Screenings und Performances – sechs Tage lang, in einem spannenden Programm und einem Titel, BWPWAP – Back When Pluto Was a Planet, einem Akronym aus dem Internet, das Dinge beschreibt, die sich sehr schnell und unvorhergesehen verändert habe. So wie der eigentlich unumstößliche Status des Pluto als Planet, den dieser 2006 im Zuge der Neudefinition von Planeten verlor.
Am 29.1., zur Eröffnungsveranstaltung wird es genau darum gehen, es wird umfassende Information zu dem Thema geben, Experten sind vor Ort – und es kann erneut über den Status von Pluto abgestimmt werden.
Das Programm, was die nächsten Tage folgt, teilt sich in die Kategorien Users, Networks, Paper und Desire ein. Es wird die Funktion des Users hinterfragt und das Netzkonzept, dass jeder ein Producer ist, in Networks werden Methoden der Partizipation beleuchtet, in Paper die Bedeutung von Papier diskutiert, das, obwohl es schon so häufig für überlebt erklärt wurde, noch immer eine zentrale Rolle spielt. Papier als kulturelle Form wird untersucht, als Comic, Publikumskultur und Kunst, wie in der tollen Ausstellung über die Arbeit von Sonia Landy Sheridan (*1925), die in ihrer Auseinandersetzung mit Kommunikationsgeräten wie z.B. Fotokopierern entstanden und erstmals in Deutschland zu sehen sind. Desire hingegen beschäftigt sich mit Sexualität, Gender und Pornografie und einer vielleicht neuen Definition von Schönheit.
Dazu gibt es zahlreiche Partnerveranstaltungen und das Musikfestival CTM, das 2013 das Golden Age feiert, eine Musikkultur im Übergang, der Vergnügen und Zumutung zugleich ist.
Hier das gesamte Programm der transmediale.