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Jobprofil & Gehalt: Illustrator

Meist arbeiten Illustratoren von Anfang an selbstständig – wie kommen sie an Kunden, wo liegen aktuell Illustratoren-Honorare?

Kati Szilágyi, Illustratorin in Berlin, www.katiszi.com

Kati Szilágyi (gesprochen Siladji) hat ihr Studium erst 2016 abgeschlossen, sie arbeitet aber schon für Auftraggeber wie »WirtschaftsWoche«, »New York Times«, »Missy Magazin« oder Google. Ihr Erfolg liegt nicht nur an ihrem Talent, komplexe Sachverhalte auf den Punkt zu bringen, sondern auch an ihrem klugen strategischen Vorgehen.

Berufsbezeichnung: Illustrator
Ausbildung: Nur an wenigen staatlichen Hochschulen – etwa der HAW Hamburg, UdK Berlin oder FH Münster – kann man explizit Illustration studieren. Üblicher ist ein Schwerpunkt Illustration im Studiengang Kommunikationsdesign. Seit 2012 bietet die AID Berlin als Berufsfachschule eine sehr praxisorientierte Ausbildung an.
Verdienst: In der Werbung können Tagessätze bei über 1000 Euro liegen, doch solche Aufträge sind rar. Die Illustratoren Organisation e. V. stellt für Mitglieder auf ihrer Website verschiedenste Vergütungsbeispiele zusammen (www.io-home.org). Richtwert bei Auftragsarbeiten ist ein Stundenlohn von mindestens 80 Euro.

Woran arbeitest du gerade?
Kati Szilágyi: An Illustrationen für einen Reisebericht in dem Magazin »The Weekender«, der sich kritisch mit dem wirtschaftlichen Einfluss Chinas in Kenia befasst. Es geht vor allem um Transportmittel, etwa einen von China finanzierten Zug von Nairobi nach Mombasa, der die Wege von Elefantenherden abschneidet.

Kein unkompliziertes Thema!
Ich illustriere gerne anspruchsvolle, auch mal politische Texte. Hier musste ich viel »wimmeliger« und mit mehr Farben arbeiten als sonst. Es wurden sehr eklektische Kompositionen, fast schon Collagen – zum Beispiel Straßenszenen mit verschiedensten Fahrzeugen, mit kleinen Hinweisen auf China, die nicht unbedingt jedem auffallen. Das Cover durfte ich dann auch gestalten.

 

Illustration: Kati Szilagyi

 

Wie bist du überhaupt Illustratorin geworden?
Zeichnen war immer meine Leidenschaft. Mehr als freie Kunst interessierte mich aber das Erzähleri­sche, das Bebildern von Texten oder Comics. Ich komme aus der Nähe von Frankfurt, habe bei einem Mappen­kurs mehr übers Kommunikationsdesignstudium er­fahren und mich an der Hochschule Mainz be­wor­ben. Dort hatte gerade eine tolle Illustrations­professorin angefangen, Monika Aichele, die mich sehr beeinflusst hat. Mit ihr und einigen Kommilito­nen haben wir eine Studienreise nach New York unternommen, wo sie einige Zeit gearbeitet hatte. Nach dem Bachelor habe ich an der Kunstakademie Stuttgart 2016 das Kommunikationsdesigndiplom ge­macht. Einer der Professoren dort, der Siebdruckkünstler Patrick Thomas, brachte mich zu Instagram – ein wunderbares Tool, um sich zu vermarkten.

Hast du über Instagram Kunden gewonnen?
So genau weiß ich das gar nicht. Jedenfalls folgen Artdirek­toren meinem Account @katiszi, und ich folge ihnen. So haben potenzielle Kunden einen auf dem Radar – egal, ob man schon für sie gearbeitet hat oder nicht.

Was tust du sonst für die Kundenakquise?
Nach dem Studium habe ich rigoros mein Portfolio an Artdirektoren von Magazinen in Deutschland und den USA geschickt und dafür systematisch Adressen gesammelt – es ist gar nicht so leicht, die heraus­zufinden. Es ergaben sich erste Auftragsarbeiten, die das Portfolio interessanter machten. Zudem erhielt ich internationale Aufträge über Behance. Auch an Awards habe ich teilgenommen, obwohl das recht teuer ist. Beim Wettbewerb American Illustration bin ich dieses Jahr dabei. Ich fliege nach New York zur Ausstellung und will mal persönlich bei einigen Artdirektoren vorbeischauen. In der Regel habe ich ja nur digital Kontakt mit Kunden.

 

Illustration: Kati Szilagyi, Thema »Wohnungsmangel«, Augustin Magazin

 

Wie läuft die Kommunikation normalerweise?
Mit Editorial-Kunden ist das meist sehr angenehm. Sie haben Erfahrung, wissen, was sie wollen, und können das gut ausdrücken. Außerdem nennen sie Budget, Deadline und Umfang. Ich frage dann, welche Arbeiten sie von mir mögen, ob eher den Buntstift- oder den Scherenschnittstil, eher clean oder mit Strukturen, farbig-fröhlich oder zurückhaltend. Besonders bei Kunden, die nicht so oft mit Illustratoren arbeiten, sollte man das am Anfang klären!

Lässt du dich lieber telefonisch oder schriftlich briefen?
Telefonieren ist gut, um über Zwischenstände zu sprechen. Aber am liebsten habe ich alles schwarz auf weiß per Mail. Auch Änderungen zwischendurch sollte man schriftlich festhalten, damit für beide Seiten klar ist, was gesagt wurde. Vor allem übers Budget verhandle ich sehr ungern am Telefon. Gerade als Anfänger wird man da oft überrannt.

Wie werden Honorare vereinbart?
Bei den gängigen Magazinen sind die Honorare gesetzt, manchmal kann man ein wenig mehr aushandeln. Außerhalb des Editorial-Bereichs schreibe ich einen Kostenvoranschlag oder prüfe, ob ein genann­tes Budget angemessen ist – nicht nach Stunden, son­dern nach Größe und Komplexität der Illustration. Wichtig ist auch, Honorare für Skizze, Zwischenschritt und finale Illustration zu definieren, sodass man bei jedem Schritt ein Ausfallhonorar bekäme.

Sehen die Kunden ein, dass dazu noch Nutzungsrechte kommen?
Man merkt schnell, ob der Kunde überhaupt realisiert, dass die Illustration nicht das Teuerste ist, sondern die Nutzungsrechte. Bei diesen spielen Verbreitung und Dauer eine Rolle – ob also die Illustrationen in Deutschland, Europa oder weltweit, für eine Woche, ein Jahr oder zeitlich unbegrenzt veröffentlicht werden, ob sie online oder in Print, exklusiv oder nicht exklusiv genutzt werden. Das sogenannte Total Buy-out gibt es vor allem in den USA, in Deutschland bleibt man immer Urheber.

 

Illustration: »Bin ganz Ohr« – Kati Szilagyi für den Blog der Messaging-Plattform Intercom

 

Wie legst du die Kosten für die Nutzung fest?
Ich orientiere mich an einem Buch aus den USA, es heißt »The Graphic Artists Guild Handbook: Pricing & Ethical Guidelines«. Die Preise beruhen auf Umfragen unter Mitgliedern der Vereinigung und ihren Kunden. Daraus wird ein Durchschnitt für die diversen Disziplinen berechnet, von Kinderbuch über Editorial bis Packaging.

Und wie gut lebt man als Illustratorin?
Ich selbst bin total happy. Auch die Kollegen, mit denen ich das Büro teile, können von ihrer Arbeit leben. Man braucht einen Mix aus Disziplin, Glück und Talent – aber wie es in Zukunft weitergeht, ist schwer einzuschätzen. Print ist nicht toll bezahlt, meist gibt es bei Editorial-Kunden keine Nutzungs­rechte. Zunehmend bekomme ich auch Anfragen für die Illustration von Webseiten – vielleicht ist das ja ein neuer Markt.

Du hast auch schon Doodles für Google gezeichnet.
Es ging um den Geburtstag des deutschen Physikers Max Born. Google hat einige fest angestellte Illustratoren, arbeitet aber auch viel mit Freien. Auch bei Doodles für den deutschen Markt sind die Ansprechpartner in den USA. Über Behance kam eine Anfrage von Travelstop, einem Start-up aus Singapur, für das ich eine illustrative Identität entwickelt habe. Ich bin gespannt, wie sich diese Art von Aufträgen weiterentwickelt.

Illustration: Kati Szilagyi, Google-Doodle Max Born

 

Wie gefragt ist Animation für Webjobs?
Mich in After Effects einzuarbeiten, steht auf meiner To-do-Liste, ist aber nicht ganz leicht, da ich mit Pixeln und nicht mit Vektoren arbeite … Meist reichen schon in Photoshop erstellte Stop-Motion-GIFs. Um Aufmerksamkeit zu erzeugen, wollen die Kunden nur, dass sich ein bisschen was bewegt. Da ist weniger sogar mehr.

Wie arbeitest du überhaupt? Und welches Equipment hast du?
Ich arbeite gerne per Hand mit Buntstiften, habe aber auch ein Wacom-Intuos-Zeichentablett. Ich überlege gerade, noch ein mobileres Device für unterwegs zu kaufen, vielleicht ein iPad Pro oder ein Wacom Cintiq Companion. Außerdem gibt es einen Lichttisch, ein Schneidebrett und einen Scanner. Analoge Scherenschnitte mache ich aber nur noch für freie Arbeiten, für kommerzielle Jobs ist das zu aufwendig.

Wirst du von Werbeagenturen gebucht?
Bisher sehr selten. Die Honorare sind viel besser, aber es ist anstrengender, denn die Ansprüche sind konkreter und es gibt mehr Korrekturschleifen.

 

Illustration: Kati Szilagyi, Pizza-Ausstellung »A Slice of Heaven« im NRW-Forum Düsseldorf

 

Was für Honorare berechnest du im Editorial-Bereich?
Für eine Vignette 250 bis 350 Euro, für eine Viertelseite 300 bis 450, für eine halbe 500 bis 600 und für eine ganze Seite 800 Euro. Ein Cover kostet mindes­tens 1500 Euro.

Du unterrichtest auch an der FH Würzburg.
Ja, Grundlagen des Zeichnens und der Bildfindung im Studiengang Kommunikationsdesign.

Was würdest du jungen Illustratoren mit auf den Weg geben?
Dass der Beruf anfangs eine zähe Sache sein kann. Man sollte sich drei Jahre Zeit geben, wenn es danach nicht läuft, sollte man vielleicht etwas anderes machen. Trotzdem solltet ihr euch nicht unter Wert verkaufen, bloß weil ihr froh seid, den ersten Job zu haben. Damit schadet man nicht nur sich selbst, sondern der ganzen Branche. Aber wenn es läuft, lässt sich supertoll Spaß und Geldverdienen verbinden. Und man taucht in unterschiedlichste Themen­gebiete ein. Mein Anspruch ist, dazu im besten Fall selbst eine Meinung aufzubauen und genauso den Betrachter zu animieren, ins Thema einzusteigen. Diese Herausforderung liebe ich.

Illustration: Kati Szilagyi, Thema »Sapiosexualität«, Wienerin Magazin

 

Und hier geht’s zu unserem Übersichtsartikel zahlreicher kreativer Berufe

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