Eins werden mit Leben und Werk: Der Berlinale-Gewinner »Genius Loci«
Der Franzose Adrien Mérigeau, der den begehrten Audi Short Film Award der 70. Berlinale gewann, erklärt, warum das Zeichnen und Malen von Hand entscheidend für seine preisgekrönte Arbeit war.
Die Reise durch die Nacht, die der Filmemacher und Artdirektor Adrien Mérigeau in seinem preisgekrönten Animations-Kurzfilm »Genius Loci« erzählt, ist ein Seelentrip, bei dem zarte Zeichnungen und fließende Farben einen durch eine Großstadt führen.
16 Minuten lang, in durchscheinenden Gouachen, Bleistiftzeichnungen, satten Farbflächen, in Splitscreens und mit Lichtpartikeln, die wie Sterne durch die Luft schwirren, kann man sich gar nicht satt sehen an den Erlebnissen der jungen Reine, die rauchend und mit Freunden, über das menschliche Sein, die Musik und das Suchen sinniert.
So surreal und gleichzeitig ganz nah am Leben, erinnern die Bilder Mérigeaus manchmal an Klee, an Matisse oder Kandinsky. Immer dann, wenn sie sich zu Formen auflösen, verschmelzen.
Handarbeit, die verbindet
Es ist die zweite Regiearbeit des Franzosen, der zuvor im irischen Animationsstudio Cartoon Saloon an zwei Oscar-nominierten Langfilmen mitgearbeitet hat – und zentral für die Entstehung und Ästhetik von »Genius Loci«war das Zeichnen und Malen mit der Hand.
»Es war wichtig für mich auf Papier zu arbeiten«, sagt er. »Im Gegensatz zur digitalen Zeichnung fordert traditionelles Malen Konzentration und eine meditative Herangehensweise der eigenen Gesten. Das hilft mir, eine direkte, affektive Bindung zu dem Element aufzubauen, das ich zeichne.«
Die Jury der 70. Internationalen Filmfestspiele Berlin war begeistert und mittlerweile hat »Genius Loci« neben dem mit 20.000 Euro dotierten Audi Award der Berlinale und zahlreichen anderen Auszeichnungen, auch den Grand Prix und FXX Award des GLAS 2020 Animation Festival in Berkeley, Kalifornien, gewonnen.
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