Ein Buch über arbeitslose Illustratoren, Klima und Beziehungen im Wandel
»Der Hausmann«, geschrieben von Wlada Kolosowa, illustriert von Raúl Soria, vereint Roman und Graphic Novel in sich – Lektüre von Kreativen und (nicht nur) für sie.
Die kürzlich im Leykam Verlag erschienenen 320 Seiten handeln von einer schrägen Nachbarschaft, Team-Schieflagen und einer Reise durch diverse (Gefühls-)Klimazonen. Die Autorin Wlada Kolosawa und der Illustrator Raúl Soria bringen in »Der Hausmann« leichte wie ernste Themen als Hybriden aus Roman und Graphic Novel zusammen.
Der freiberufliche und arbeitslose Illustrator Tim ist der Hausmann, während seine Partnerin Thea bei einem Start-up für veganes Hundefutter die Miete für die beiden verdient. Apropos Miete: Wegen einer Erhöhung musste das Paar in eine neue Bleibe ziehen – und das Haus inklusive Bewohner:innen wird zum weiteren Protagonisten mit Eigenarten.
Hauptsächlich erzählt Wlada Kolosawa aus Tims Perspektive davon, was dem Paar in ihren vier Wänden und vor der Wohnungstür im sommerheißen Berlin passiert. Raúl Sorias Illustrationen, die als Tims Graphic Novel im Buch auftauchen, entführen nach Sibirien, wo ein im Eis konservierter Leichnam einer Permafrostwissenschaftlerin langsam auftaut.
Amüsante und manchmal besorgniserregende Bilder
Kolosawa und Soria zeichnen durchweg amüsante und manchmal besorgniserregende Bilder. Ein irgendwo ständig schreiendes Tier, Maxim aus der Ukraine, der Zwiebeln wie Äpfel isst, Drogen und Touris sind nicht die einzigen Sorgen der Hauptcharaktere. In einem Streitgespräch des Paars wird Social-Media-Marketing als »Flaschensammeln im Internet« bezeichnet, Tim und seiner Arbeit gegenüber verliert Thea ebenfalls keine guten Worte: »… du arbeitest auch nicht gerade am Kyoto-Protokoll.«
Chatverläufe, Blogging und Tagebucheinträge liefern weitere Einblicke in das, was die sehr unterschiedlichen Menschen in dieser Geschichte beschäftigt. Allen scheint zumindest etwas gemeinsam zu sein: der Gedanke, dass sich die Welt wie Gemüter dringend beruhigen und runterkühlen sollten.
»Deutsche mit Bildung lieben Klimawandel und tiefe Literatur, besonders wenn sie sich keine große Mühe geben müssen und es nur 30 Minuten dauert, es zu lesen«, so die These des Nachbarns Maxim. Ja, das könnte sein, »Der Hausmann« unterhält in jedem Fall ein paar Stunden, allein schon wegen seiner erfrischenden Form und der auf vielen Ebenen fein gezeichneten Figuren.
Raúl Soria studierte und lebt in Berlin, seit 2015 illustriert er als Freelancer hauptsächlich für Magazine, darunter Le magazine du Monde, The New Yorker und fluter.
Wlada Kolosowa ist studierte Publizistin und Creative Writer. »Der Hausmann« ist ihr zweiter Roman nach dem Debut »Fliegende Hunde« (Ullstein, 2018), außerdem ist sie Redakteurin bei ZEIT Online.
Wlada Kolosawa
Der Hausmann
Graz 2022, Leykam Verlag
320 Seiten, Hardcover
24,50 Euro
ISBN 978-3-7011-8253-4
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