Wir haben uns einen Tag auf der weltweit größten Spielemesse umgeschaut und einige wirklich schöne, schlaue und besonders lustige Games entdeckt.
Sie ist DAS Ereignis des Jahres in der Gaming-Szene: wenn die gamescom stattfindet, zieht sie jedes Jahr hunderttausende Besucher:innen nach Köln, wo sie die neuesten Spiele antesten, exklusive Ankündigungen erleben und sich mit anderen Gaming-Fans austauschen können.
In diesem Jahr waren wir zum ersten Mal auch dabei, als Privatbesucher:innen mit Kindern (USK 12) am Freitag vor dem großen Ansturm am Wochenende. Voll war es trotzdem, oft sehr laut und man konnte selten etwas ausprobieren, ohne vorher anstehen zu müssen.
Big 3: Xbox, Nintendo und Playstation
Dafür lohnt es sich aber in den meisten Fällen, wie etwa in der großen Microsoft Xbox-Area, wo Besucher:innen auf verschiedene Weise Token sammeln können, um am Schluss kleine oder größere Preise damit zu gewinnen.
So probierten wir unter anderem das noch unveröffentlichte Spiel »All you need is help« von Q-Games aus. Ein super niedliches Puzzlespiel für vier Spieler:innen, die kooperieren müssen, um die verschiedenen Level zu knacken. Das passt nicht nur zum diesjährigen gamescom-Motto »Die größte Gemeinschaft der Welt«, sondern auch zur These, dass nirgends so intensiv zusammengearbeitet und sich so begeistert ausgetauscht wird, wie in Games.
Allerdings sucht man die beiden anderen relevanten Konsolenanbieter Sony und Nintendo vergebens, denn die Wettbewerber blieben der Messe fern. Über die Gründe kann man spekulieren, aber die immensen Kosten und die Erkenntnis, dass man Events auch einfach digital ausrichten kann, spielen sicher eine Rolle.
Über 1400 Aussteller – darunter namhafte wie LG, Samsung oder Ubisoft – auf rund 230.000 Quadratmetern sind dennoch rund 15 Prozent mehr als noch im Jahr davor und der Veranstalter Köln Messe geht von mehreren hunderdttausend Besucher:innen bis Sonntag aus. Das Blöde: mehr Aussteller:innen auf der gleichen Ausstellungsfläche bei mehr Besucher:innen bedeutet weniger Platz für alle.
Innovation pur: Indie- und Arthouse Games
Das merkt man besonders in unserer favorisierten Halle 10.2. Hier stellen die Retro- Indie und Arthouse Games-Entwickler:innen und Publisher aus. Die Halle wirkt in vielen Bereichen vollgestopft bis an die Decke und wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll, sucht man zuerst nach Bekannten – also Thorsten S. Wiedemann und seinem Stand vom A.Maze Festival.
Bei der diesjährigen Ausgabe waren wieder explizit alternative Controller gefragt, so dass die hier ausgestellten Spiele besonders innovativ sind und von einer VR-Geisterjagt ohne VR-Headset über ein holografisches Geschicklichkeitsspiel bis hin zum »Crashboard«-Skating mithilfe eines echten Skateboards in Retro-Grafik reichen. Außer Thorsten und seinen fleißgen Helfer:innen entdeckten wir dort noch zwei angekündigte Spiele von Spiele-Entwickler Andreas Diktyopoulos und seinem Team bei Beyondthishills aus Athen.
Katzen, Kabel und Dinge mit Gesicht
»Cat Detective Albert Wilde« (vorher Quantum Pi) ist ein extrem humorvolles Interactive Fiction Detektivspiel in einem Film noir-Setting, das durch seine humanoiden Tiercharaktere besticht. Ein Twist, der Diktyopoulos erst spät in der vierjährigen Entwicklungsphase einfiel, um seinem Spiel das gewisse Extra zu geben – was eindeutig funktioniert: Über drei Level und eine Spielzeit von fünf Stunden löst man als neugieriger Kater in Nadelstreifen einen skurrilen Mordfall.
»Placeground«, das zweite Spiel von Beyondthishills, ist eine Architektursimulation in sehr klarer grafischer Ästhetik. Man gestaltet und dekoriert Innen- oder Außenräume während NPCs in den Bauwerken herumlaufen und mit den Gegenständen interagieren – auch das sorgt für Unterhaltung und unvorhergesehene Spielwendungen.
Ein weiteres faszinierendes Indie-Game ist »Rogue Voltage« von Entwickler Luca Beisel aka Horizont Computergrafik aus Berlin. Er selbst beschreibt es als »absolut nerdig« und ganz ehrlich, wir haben die komplexe Spielmechanik immer noch nicht 100%ig verstanden. Aber den Dopaminkick, wenn der Stromkreislauf richtig verschaltet ist und das Monster explodiert, kennen wir.
Daneben dürften das handgezeichnete Design des side-scrolling Adventuregames »Button Man« des Kanadiers Ron Ismach alle Hergé-Fans ansprechen und »Henry Halfhead« von Lululu aus Zürich alle jene, die Kulleraugen mögen und Dinge mit Gesicht sehen wollen.
8Bit-Musik und Sprössling-Frisurentrend
Womit wir bei der nächsten Leidenschaft wären, der man bei der gamescom in Halle 10 frönen kann: 8Bit- und Videospiel-Musik. So begeisterten etwa Retro Game Dev. und Chiptuner »Tronimal«, Musikproduzent Patric Cremer »Catani« oder die Videogame Jazzband »Endgegner« ihr Publikum und sorgten für ausgelassene Stimmung in der Halle.
Und schließlich dürfen der Hardwarehersteller Corsair und das Indie-Tower-Defense-Spiel »Rabbit Haul« auf keinen Fall ungenannt bleiben – an beiden Ständen gibt es Clips mit einem kleinen Spross 🌱, den man sich ins Haar stecken kann. Massenhaft verteilt und so befestigt, prägen diese ganz locker DEN Frisurentrend der gamescom24 und verbreiten ein positives Gefühl von Neuanfang – vom Kopf aus.