7 Fragen an Isabel Gabor
Isabel Gabor mischt mit klaren Worten und Werten die Werbebranche auf. Im Q&A spricht sie darüber, was sie glücklich macht und was Agenturen und Kund:innen in Zukunft besser machen müssen
Isabel Gabor ist der kreative Kopf hinter Kampagnen, Texten und Diskussionen in der Kreativbranche. Als Freelance Creative Director Diversity arbeitet sie als Texterin und Konzepterin häufig für Agenturen und Kund:innen, die ihre Werbung sensibler gestalten wollen.
Wichtig: im Print ist uns an dieser Stelle ein Fehler unterlaufen. Gabor berät Scholz & Friends und Jung von Matt nicht bei Diversitäts-Themen, sondern hat früher für beide Unternehmen als Texterin in Festanstellung gearbeitet.
Besonders wichtig sind ihr aber Initiativen wie der Ad Girls Club, den sie 2020 mitgründete, um auf Sexismus innerhalb der Werbebranche aufmerksam zu machen.
Gemeinsam mit Co-Gründerin Lisa Eppel erarbeitete sie verschiedene Konzepte und Problemlösungen, wie eine Anlaufstelle für Betroffene und ein Manifest für die Interessen der Arbeitnehmer:innen. Heute ist der Ad Girls Club zu einem Kollektiv angewachsen, und Isabel Gabor spricht auf unterschiedlichen Bühnen über Design, Werbung, Text und Diversity – und darüber, wie wir in der Branche neue Grenzen setzen und Barrieren abbauen können.
»Es ist wichtig, dass man sich nicht nur Diversität ins Team holt, sondern dass diese Diversität auch einen Platz am Tisch hat«
Isabel Gabor im PAGE Q&A
1. Was hat dich heute glücklich gemacht?
Besonders schön war der Spaziergang mit meinem Hund in der Sonne und die riesige Vorfreude aufs Derby am Freitag und Daumendrücken, dass der FC St. Pauli den Aufstieg sichern kann.
2. Wen müssen wir aus deiner Bubble unbedingt kennenlernen?
Ganz klar TLNT & TLNT e.V., die junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte mit Mentor:innen verknüpfen und so beim Einstieg in die Kreativbranche unterstützen. Außerdem die Dear Human GmbH, die Personal- und Diversity Beratung machen. Und Shitshow, eine Agentur für mentale Gesundheit.
3. Worauf kommt es bei einem divers aufgestellten Team an?
Dazu muss man einordnen, was mit divers gemeint ist. Denn es spielen so viel mehr Faktoren als die Hautfarbe oder das Geschlecht eine Rolle: zum Beispiel die soziale Herkunft oder unterschiedliche Generationen, verschiedene Interessen und Hobbys.
Außerdem ist wichtig, dass man sich nicht nur Diversität ins Team holt, sondern ihr auch einen Platz am Tisch einräumt. Eine Stimme, die gehört wird. Es bringt nämlich gar nichts, wenn man fünf Frauen mit an den Tisch setzt, am Ende aber nur Männer reden und alle Entscheidungen treffen.
4. Wenn das Texten nichts geworden wäre – welchen Beruf würdest du heute ausüben?
Ich glaube ja, es ist nie zu spät, den Job zu wechseln. Daher kann es gut sein, dass ich irgendwann mal Psychologie studiere und in die Kriminalpsychologie wechsle.
5. Was würdest du gerne einmal in PAGE lesen?
»Ich habe meine Position aufgegeben, damit eine marginalisierte Person Platz hat.« – Thomas
6. Was wolltest du schon immer gefragt werden?
»Sind wirklich Agenturen das Hauptproblem?« Denn meistens kommen Kund:innen und deren Marketingabteilungen viel zu gut weg, wenn wir über Probleme in der Branche sprechen. Denn wer weder fair bezahlt noch faire Timings ansetzt und unbezahlte Pitches okay findet, darf sich nicht über das Klima in Agenturen echauffieren.
7. Was sollten wir öfter einmal aussprechen?
»Nein.« Und zwar immer dann, wenn man es eigentlich gerne sagen würde, sich aber nicht traut. Denn ein »Nein« ist ja auch immer ein »Ja« zu etwas anderem. Und oft ein »Ja« zu den eigenen Bedürfnissen.
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