Für Demokratie, Gleichberechtigung und Diversität: Proteste werden besser, wenn sie gut gestaltet sind. Hier zeigen wir euch, wie ihr selbst aktiv werden, oder andere unterstützen könnt.
Bild: Chris CampeIn den letzten Wochen gingen Hunderttausende gegen rechts auf die Straße, darunter zahlreiche Kreative – leicht zu erkennen an ihren humorvollen, eindrücklichen Postern, Illustrationen und Letterings. Wir haben die schönsten Designs für euch gesammelt und zeigen, wie ihr selbst aktiv werden könnt, oder andere unterstützt.
Communitybuilding durch Demoschilder
In Hamburg lief mehrfach die Designerin Chris Campe mit, deren handgezeichnete Typo-Botschaften viele begeisterten, sodass sie diese fotografierten und teilten. Große Demonstrationen stellen für manche aber auch eine Barriere dar: Menschenmassen, Gegendemos – all diese Faktoren können besonders Einzelpersonen davon abhalten, sich zu beteiligen.
Chris Campe will deshalb ihre Reichweite nutzen, um andere Kreative und Bekannte zu mobilisieren. Dazu hat sie kurzfristig einen Lettering-Workshop ins Leben gerufen und lädt unter dem Motto »Demo-Schilder gegen rechts« in den Open Space des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe ein.
Im ersten Workshop Mitte Februar sammelten die Teilnehmenden zunächst Ideen für Formulierungen, testeten Schriften sowie Möglichkeiten der DIY-Produktion eigener Schilder mit Acrylfarbe und Pinsel. Entscheidend für Chris Campe ist das Gemeinschaftsgefühl, das dabei entsteht – um sich für die nächsten Demos zu verabreden und einander Sicherheit zu geben, damit sich noch mehr zusammen auf die Straße trauen.
Solidarität zeigen
Das politische Engagement der Kreativbranche zeigt sich in der aktuellen Protestwelle gegen Rechtsextremismus aber nicht zum ersten Mal. Immer wieder mischen Agenturen, Freelancer:innen und Studierende in politischen und gesellschaftlichen Aktionen mit.
So illustriert der Konstanzer Kommuniaktionsdesigner Philipp Herrmann für jede Demonstration, an der er teilnimmt, ein eigenes Schild – egal ob gegen rechts, auf dem CSD, oder bei der Kundgebung gegen Antisemitismus.
Bild: Philipp Herrmann
Zudem positionieren sich unterschiedliche Design-Verbände und Agenturen. Besonders prominent: die Kampagne des GWA, die zahlreiche Unternehmen der Kreativwirtschaft unterstützen und aktuell über alle Plattformen hinweg ausspielen. Ihr findet sie auch auf dem Umschlag der der aktuellen PAGE 04.24, denn obwohl wir Design für Demokratie oft thematisieren, braucht es manchmal doch auch lautere Zeichen.
Social Media Reichweiten nutzen
Ähnlich wie wir, nutzt auch Schriftgestalter Albert-Jan Pohl seine sozialen Reichweiten. Er findet auf Demonstrationen inspirierende Schilder und teilt sie unter anderem auf LinkedIn, um sein Netzwerk zu den Demonstrationen aufzurufen.
Social Media ist übrigens auch eine tolle Variante, um mitzudemonstrieren, wenn die Teilnahme an physischen Demos nicht möglich ist. So rief die Autorin und Anti-Diskriminierungs-Aktivistin Luisa L´Audace dazu auf, eine Online-Demo zu starten, an der auch Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen teilnehmen können, indem sie ihre Demo-Schilder auf Social-Media posten und in ihren Kanälen ihre politische Haltung zum Ausdruck bringen.
Information und Anleitung
Kreative können aber nicht nur visuell einen wichtigen Beitrag zu Demonstrationen leisten, sondern auch durch Information und Aufklärung.
So bietet das Online-Netzwerk Kreaktivismus Anleitungen zum Design eigener Demoschilder, erklärt, wie man Versammlungen korrekt anmeldet, Pressearbeit macht, oder sogar im Schulunterricht auf kreative Weise politische und soziale Themen aufarbeiten kann.
PAGE lesen für Demokratie
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