Er ist Designer und Drucker zugleich. In einem bunten Mix aus digitalen und analogen Techniken gestaltet und produziert der Schweizer Dafi Kühne in seinem Atelier babyinktwice frische Plakate. An zwei Beispielen zeigt er step-by-step mit welchen Techniken er seine Plakatprints umgesetzt hat
Was seinen Job betrifft, ist Dafi Kühne die Konsequenz in Person. Er fertigt Plakate im Buchdruck. Keine Logos, kein Editorial Design, kein Packaging. »Ich möchte keine schlechte Gestaltung machen«, sagt der Schweizer. »Und wenn ich mich auf Buchdruckplakate spezialisiere, muss ich mich darauf konzentrieren, wenn es perfekt werden soll.« Kleinere Kompromisse geht er ein, etwa bei der Frage, ob ein Buchstabe hellrot oder doch eher dunkelrot werden soll. Bei jenen Dingen aber, die in seinen Augen zu einer nur mittelmäßigen Gestaltung führen würden, bleibt er sehr strikt. »Dann würde ich dem Kunden sagen, dass ich das Plakat nicht in einem vertretbaren Rahmen abschließen kann, und vom Projekt abspringen.« Zum Glück kommt so etwas nur sehr, sehr selten vor.
Dank dieser Konsequenz arbeitete der Familienvater anfangs nebenher als DJ oder Barkeeper, um Geld zu verdienen. »Hinter der Bar mixe ich für meine Gäste die Drinks, die sie wollen, ob ich die gut finde oder nicht«, so Dafi Kühne. »In der Grafik aber verkaufe ich meine Seele nicht.« Mittlerweile haben sich die Nebenjobs verändert: Er lehrt als Gastdozent und veranstaltet Workshops an verschiedenen Hochschulen in Europa und den USA.
Plakatgestaltung: 40 Tonnen Material
Während seines Studiums der visuellen Kommunikation an der Zürcher Hochschule der Künste absolvierte Dafi Kühne verschiedene Module zu den Themen Plakatgestaltung, Bleisatz und Buchdruck. Trotzdem dachte er damals nicht daran, damit sein berufliches Leben zu verbringen. Erst ein Praktikum bei Hatch Show Print in Nashville, Tennessee, einer traditionsreichen Letterpress-Druckerei, weckte sein Interesse an alter Drucktechnik. »Ich habe dort einige kleine Betriebe gesehen, die von Letterpress leben. Allerdings wirkten die alle ziemlich old-fashioned. Mir war schon klar, dass das in der Schweiz so nicht funktionieren würde, sondern die Gestaltung aktuell sein muss.«
Nur am Rechner Ideen zu entwickeln und auszuarbeiten, um dann ein PDF ins digitale Nirwana zu schicken und sich so die Chance zu nehmen, die Qualität des Endprodukts zu beeinflussen – für Dafi Kühne eine äußerst frustrierende Vorstellung. Und so eröffnete er 2009 in Näfels bei Zürich sein zunächst 60 Quadratmeter großes Atelier babyinktwice mit einer 400 Kilogramm schweren Druckpresse und ein paar Bleischriften, um dort mit alter Technik frische Plakate herzustellen. Heute nimmt es die ganze 400-Quadratmeter-Etage ein, und auch die Ausstattung ist mehr geworden: Etwa 30 Tonnen Material hat er im Atelier, 10 weitere Tonnen im Keller.
Alte Drucktechnik – aktuelle Gestaltung
»Das klingt jetzt nach einem echten Vermögen, aber mein Equipment habe ich größtenteils aus dem Schrott gerettet und wieder funktionsfähig gemacht«, so der Gestalter. Insgesamt sechs Druckpressen aus den 1960er Jahren sind dabei, eine Ludlow-Zeilenguss-Maschine, diverse Holz- und Bleischriften, aber auch neuere Werkzeuge wie ein Lasercutter oder eine Kopierfräse. »Mit der kann ich zum Beispiel Holzbuchstaben erstellen. Auf der einen Seite spanne ich die Originallettern ein, auf der anderen Seite fräse ich Kopien davon, die ich für die Produktion nutze. Für ein Plakat braucht man ja nicht nur ein A oder E.« Zu den Lieblingsmaterialien, aus denen er seine Druckformen schneidet, gehören Linol-, Span- oder Polymerplatten.
Was ist im Buchdruck möglich?
Genauso selbstverständlich wie seine alten Maschinen nutzt Dafi Kühne digitale Grafik- und Layoutprogramme und brachte sich kürzlich den Umgang mit einer CAD-Software bei, um das dreidimensionale Modell einer Schrift zu zeichnen. Hinsichtlich technischer Neuerungen up to date zu sein, findet er selbstverständlich. »Es ist generell wichtig, sich umzuschauen und zu informieren – ohne sich davon auf seinem Weg zu stark beirren zu lassen.« Mitzunehmen, was einem gefällt, und alles andere zu ignorieren, verändere über die Zeit auch das Portfolio und die Arbeitsweise.