Schreibschrift? Ja bitte!
In einem neuen Buch brechen Renate Tost und Frank Ortmann eine Lanze für die Schreibschrift.
In der Grundschule lernen die Kinder in der Regel keine verbundene Schrift mehr, obwohl dies die sprachliche, motorische und kognitive Entwicklung unterstützt. Renate Tost, Gestalterin der Original-Schulausgangsschrift (SAS 1968), und Grafikdesigner Frank Ortmann haben jetzt das Buch »Schreibenlernen mit der Hand bildet Formsinn und Verstand« für Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern herausgebracht, mit dem sich Schreibschrift wieder erfolgreich erlernen und vermitteln lässt (Verlag Dr. Dieter Winkler, 230 Seiten, 29,50 Euro, 978-3-89911-288-7).
Die begleitenden Texte sind in Reimen verfasst, was manchmal etwas bemüht klingt, Kindern aber sicher Spaß macht. Besonderen Wert legen Tost und Ortmann auf klare Instruktionen sowie die Darstellung der drei Verbindungs- beziehungsweise Anschlussmöglichkeiten zwischen den Buchstaben. Ich hätte mir so ein Buch für meinen jüngsten Sohn gewünscht. Der hat gerade seine Federtasche entsorgt und schreibt in der Schule und zu Hause nur noch auf dem iPad.
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Es erfüllt mich mit großem Bedauern, dass die Entwicklung einer eigenen Handschrift vom Lehrkörper heutzutage als Überforderung der Kinderköpfe eingestuft wird. Ich erinnere mich an die Entwicklung meiner eigenen Handschrift, zu der ich andere Handschriften, insbesondere von Vorbildern wie der Lieblingslehrerin, “studiert” habe, um zu sehen, welches “t”, welches “r” welchen n- und m-Schwung etc. ich einbauen wollte. Später hatte ich an der FH Augsburg Unterricht bei einer hervorragenden Kalligraphin, Lisa Beck, ihrerseits Schülerin von Eugen Nerdinger, deren Bücher zerschlissen wurden vom vielen Hin- und Herblättern. Ich erfreue mich noch heute an der Ästhetik des Schönen Schreibens, wenn gleich auch bei mir der Rechner mit seinen Grafikprogrammen all zu oft den Arbeitsstil diktiert. Es steht für mich im Widerspruch, dass ein Staat, der Bürgerinnen und Bürger mit Innovationsgeist und eigenständigem Denken so dringend nötig hat, die entsprechenden Weichenstellungen in der Bildung und Ausbildung abschaltet.
Dieser Artikel spricht mir aus der Seele.
Den Verlust der Handschrift bedaure ich schon seit Jahren. Die Generation Z textet lieber per Handy oder Mail. Die gute alte Postkarte zu Weihnachten, Ostern, Urlaub oder Geburtstag wird durch eine Shortmessage mit Bildanimation ersetzt.
Digitalisierte Unterschriften sind im Job zwar nützlich, doch den Verlust der
individuellen Unterschriften verliert sich leider spätestens nach der 2.Klasse mit der vorgegeben Druckschrift im Rollpen-Wahn.
Wer hat noch Geduld mit seinen Kindern individuelle 25 Postkarten zu Weihnachten zu schreiben?
Woher die “ Zeit “ nehmen wollen, wenn es per vorgefertigtem “Klick” so einfach und schnell geht.
Gegenbewegung: Lettering-Scene ist leider klein.?
Ich hoffe der Wert der Handschrift wird anhand solcher Literatur wieder in den Fokus der Gegenwart gerückt.
Vielen Dank dafür!
Dieses Buch sollte an keiner Grundschule und in keinem Haushalt mit Kindern im Grundschulalter fehlen!
Ich bin der Designer, der in den 70er Jahren den inzwischen berühmten Lamy-Safari mitentwickelt hat. Dem Füller, Kugelschreiber und Druckbleistift habe ich ein damals neuartiges Griffstück mit Griffmulden verpasst, das nachher fast alle bedeutenden Schreibgerätefirmen, die sich mit demselben Marktsegment beschäftigen, in ähnlicher Form benutzt haben. Lamy hat später noch den Lamy-ABC – den Füller zum Schreibenlernen – nachgeschoben. Das Schreiben von Hand ist so einfach und ohne Handy oder Tablett verfügbar, dass es wohl nie verschwinden wird.