Spektakulär schlicht: Der japanische Bildhauer Shinroku Shimokawa, der in Stuttgart lebt, hat ein besonderes Kochbuch geschrieben. Jetzt wurde es mit dem Preis der Stiftung Buchkunst und 10.000 Euro prämiert.
So auf den Punkt wie die japanische Küche es ist, mit verschiedenen Texturen, klaren Geschmacksnoten und einem »weniger ist mehr« ist auch das Kochbuch »Man kann keine Steine essen« das jetzt mit dem mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis der Stiftung Buchkunst 2021 ausgezeichnet wurde.
Seit 10 Jahren lebt der japanische Steinbildhauer Shinroku Shimokawa in Stuttgart, liebt das Vesper, selbstgebackenes Brot, aber natürlich auch die Küche seiner Heimat. Und mit seiner Kunst im Kopf, hat er ein Kochbuch geschrieben, das Buldhauerei und Kochen verbindet, Japan und Schwaben.
Schon allein der Titel »Man kann keine Steine essen« ist so ungewöhnlich wie wunderbar für ein Kochbuch. Und wie die Rezepte selbst, die von schlichten Snacks zu anspruchsvollen Kreationen führen, ist auch das Buch selbst ein Genuss.
Tolle Gestaltung, klarer Druck
»Bezaubernde Fotos, samtiges Papier, glasklare Schrift, schöner Rücken«, heißt es von der Stiftung Buchkunst über den Gewinner des schönsten Buchs des Jahres.
Die Bilder sind auf mattes Naturpapier gedruckt und zeigen, dass sie »in bestimmten Fällen weit bestechender sein können als auf gestrichenem Bilderdruck.«
»Hier belohnt ein frequenzmoduliertes Feinraster die akribisch komponierten Fotografien mit der Wiedergabe eines faszinierenden Detailreichtums – selbst in den Dreivierteltönen –, mit erhöhtem Farbumfang und mit einer Brillanz sondergleichen«, heißt es weiter.
Die harmonische, weiche und mit geometrischen Rundungen versehene Serifenlose, wird pro Seite immer nur in einem Schriftgrad genutzt, die Bindung des Buches »als Schweizer Broschur ohne Fälzel lässt den abgeleimten Rücken mit den Fadenverschlingungen sichtbar. Ein besseres Aufschlagverhalten gibt es nicht.«
Zudem bringt Shimokawa Raps auf den Teller, der in Deutschland zwar viel wächst, aber selten gegessen wird und inszeniert geröstete Sojabohnen, die man gut auf langen Fahrten naschen kann, auf der Mittelkonsole eines Autos.
Japan im Schwabenland
Denn so umwerfend schlicht, so zenmäßig und konzeptionell das ungewöhnliche Kochbuch ist, versprüht es gleichzeitig mitreißende Nonchalance.
Für Shimokawa ist Kochen so ähnlich wie das Bildhauern, man studiert das Material, schneidet, zerkleinert, zerlegt es und setzt es neu zusammen. Während er für seine Kunst Steine aussucht, sammelt er für seine Küche Pilze, Giersch und Raps, Samen oder Farn und kombiniert japanische Kochkunst mit schwäbischen Zutaten.
Das schönste Buch des Jahres entstand in Zusammenarbeit mit den Grafikerinnen Clara Neumann und Christina Schmid.
Shinroku Shimokawa: Man kann keine Steine essen. Kochbuch eines japanischen Bildhauers, 240 Seiten, Deutsch, Schweizer Broschur, Verlag: Prima.Publikationen (Stuttgart/Basel), 32 Euro. ISBN 978-3-9821198-4-7