Erfolgreiche Membership-Finanzierung: »Hauptsache, das Produkt ist nützlich«
Membership-Plattformen wie Patreon oder Steady helfen Kreativen, sich über ihre Communitys zu finanzieren. Wir sprachen mit Armin Unruh, Designer und Developer aus Berlin darüber, wie er mit seinem Portfolio-Template für Designer dauerhaft Gewinn erzielt und damit auch anderen Kreativen zu einem Zusatzeinkommen verhilft.
Aber es hat super funktioniert, und besonders dein Netzwerk hat zum Erfolg beigetragen.
Ja, von Anfang an eine Community zu haben war wirklich ein entscheidender Faktor. Ein paar Freunde und ich hatten die Facebook-Gruppe »Crazy Cool Websites« gegründet, die ziemlich schnell auf über 5000 Mitglieder anwuchs. Lay Theme ist ein Mix aus meiner Expertise und den vielen Ideen anderer Leute. Besonders als es noch nicht so viele Features und Optionen gab, habe ich auf die Wünsche der User gehört, und bevor das Template herauskam, hatte ich mich schon mit anderen Designern hingesetzt und sie es ausprobieren lassen. Da habe ich ganz schnell gemerkt, was ich noch optimieren musste, und habe wirklich guten Input bekommen.

Wie hast du das Template dann vermarktet?
Lay Theme war zunächst ein Jahr lang kostenlos, da ich zuerst einmal schauen wollte, wie es ankommt und was ich verbessern muss. Ich habe den Link in unsere Gruppe gepostet und alle möglichen anderen Designer mit großen Netzwerken gefragt, ob sie ihn teilen. Das sorgte für einen derartigen Ansturm auf meinen Server, dass ich den Webhoster wechseln musste. Die Leute haben sich Lay Theme untereinander empfohlen, ich brauchte keine bezahlte Werbung zu schalten. Hauptsache, das Produkt ist nützlich und die Leute sind zufrieden, dann empfehlen sie es einander, und schon hat man eine Community für das Produkt.
Dennoch behandelst du Lay Theme nicht als Selbstläufer, der dir schlafend zu Reichtum verhilft, sondern du entwickelst das Angebot ständig weiter. Wie skalierst und planst du?
Ich wusste von Anfang an, dass es ein nie endendes Projekt ist. Also zumindest so lange, wie die Leute Lay Theme verwenden, und es gab immer so vieles, was ich noch verbessern wollte. Es war superwichtig, dass ich mir irgendwann Hilfe für den Support geholt habe. Ich würde es zeitlich auch gar nicht schaffen, den Support zu machen und gleichzeitig Lay Theme weiterzuentwickeln. Aber auch dabei haben andere geholfen: Felix Albert hat eine Zeit lang den Gridder neu programmiert und Oskar Stahlberg ein kleines Selectbox-Feature. Doch wenn man einen Programmierer fair bezahlt, wird das auf Dauer teuer, und ich finde es gut, dass ich nach wie vor die volle Kontrolle habe. Außerdem kommt man nicht unbedingt schneller voran, wenn man immer mehr Developer an ein Projekt setzt. »Neun Frauen können kein Baby in einem Monat haben«, hat der Informatiker Fred Brooks gesagt.
Also geht es eher darum, sich einerseits langfristig etwas vorzunehmen und andererseits eine Beziehung zu den Nutzern aufzubauen?
Genau, viele Leute sind sehr beharrlich und diszipliniert und schaffen dann nice Sachen, obwohl sie nicht einmal besonders begabt sind. Im Informatikunterricht in der Schule war ich einer der Schlechtesten, aber wenn man etwas lange genug jeden Tag tut, kommt man auch weiter. Und bei der Bindung der Nutzer hilft es, wenn sie merken, dass du nicht nur ihr Geld willst. Das Image-Hover-Add-on hab ich kostenlos herausgebracht für alle, die eine Pro- oder Studio-Lizenz hatten, und demnächst wird das neue Shop-Update ohne Aufpreis gelauncht. Es geht mir darum, etwas zu entwickeln, womit andere Kreative etwas anfangen können.
Und es gibt das Affiliate-Modell für Lay Theme.
Genau. Wer Lay Theme gut findet und etwas Geld verdienen möchte, erhält einen Affiliate-Link, den er in seine Website einbetten kann, wo dann steht: »Made with Lay Theme«. Klickt jemand diesen Link und entscheidet sich einige Tage später, Lay Theme zu kaufen, bekommt der Affiliate 20 Prozent Provision. Ich realisiere das über Gumroad, das auch fürs internationale Rechnungswesen und die diversen Steuersätze eine praktische Plattform ist. Gumroad handelt das und lässt sich außerdem super mit der Schnittstellenintegration Zapier kombinieren. Die Automatisierungsplattform habe ich angebunden, um über meinen Server Lizenzen zu erstellen und sie dann per E-Mail an Kunden zu verschicken.
Was ist dein Fazit nach mehr als fünf Jahren mit Lay Theme?
Ich bin sehr zufrieden damit, dass ich nur noch daran arbeite. Ich wollte nie irgendwo angestellt und fremdbestimmt sein. Ein Online-Business zu betreiben ist für mich die beste Lösung. Ich kann unter normalen Umständen wirklich viel und lange verreisen und brauche mir keinen Wecker zu stellen.
Geschäftsmodell Lay Theme
Eine einfache Lay-Theme-Lizenz für eine WordPress-Website kostet rund 60 Euro und enthält ein Add-on – Carousel, Image Hover, Fullscreen Slider oder Lightbox – sowie Support und kostenlose Updates. Eine Pro-Lizenz für bis zu drei Sites und mit allen Add-ons gibt’s für rund 110 Euro, die Studio-Lizenz (bis zu zehn Sites) für circa 210 Euro. Zudem ist eine Stand-alone-Version des WordPress-Plug-ins LayGridder erhältlich. Das einfach bedienbare Layouttool für responsive Websites bildet das Herzstück von Lay Theme und ist preislich identisch gestaffelt wie Lay Theme.

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Dieser Artikel ist in PAGE 04.2021 erschienen, die Sie mit Ihrem Abonnement hier komplett runterladen können.



