Wenn es einen Corona-Effekt gibt, dann den: Die Arbeiten von Studierenden, Absolvent:innen und Juniors scheinen immer kreativer zu werden! Wir zeigen euch die besten Arbeiten.
Corona-bedingt fand die Verleihung des ADC Talent Awards 2021 erneut online statt – in diesem Jahr live auf YouTube, moderiert von Daphne Sagner. Wir freuen uns, den Talent Award auch in diesem Jahr wieder als Sponsor begleiten zu dürfen! Leider können wir den Gewinnerinnen und Gewinnern nicht face-to-face gratulieren – deshalb tun wir das hier!
Es gab jede Menge tolle Einreichungen und ausgezeichnete Arbeiten. Wir können hier nur eine Auswahl zeigen. Wer alle entdecken oder einfach ein bisschen stöbern möchte, kann dies in der ADC App tun. Dort sind ab Freitagabend auch die Gewinnerarbeiten des »großen« ADC Awards zu sehen.
Herzlichen Glückwunsch an alle ADC-Nagel-Gewinner:innen!
Die Grands Prix 2021
»Die Arbeiten der Talente sind dieses Jahr vielleicht das Beste am ADC: Fantasievoll, engagiert und auch handwerklich eine Eins. Fast jede Gold-Arbeit hatte das Zeug ein Grand Prix zu werden und wurde in der Jury entsprechend heiß diskutiert. Relevante Themen liebevoll und positiv anzupacken – darum ging es und darum wird es sicher auch in Zukunft gehen«, sagt Gepa Hinrichsen, diesjährige Chairwoman für den ADC Talent Award.
Am Ende einigte sich die Jury auf drei Grands Prix, je eine Semester-, Abschluss- und Praxisarbeit.
Semesterarbeit 2021: Anti Fashion Industry
Team: Kim Jakob Lares, Jago Hintz, Steffen Mumm, Cherin Mohr // Hochschule Niederrhein
Projekt: Der Grand Prix Case Anti Fashion Industry bildet einen Counterpart zur Modeindustrie – eine Bewegung, die die Modeindustrie mit ihren eigenen Waffen schlägt. Das Team nutzt Second Hand Kleidung und lädt sie mit ihrer Haltung und ihren Werten auf. Als Waschetikett werden Informationen zu Missständen, Menschenrechtsverletzungen und Kampagnen vernäht. Das Anti Fashion Industry-Logo zerstört die eigentliche Brand der Kleidung, die Träger:innen werden zu Botschafter:innen und tragen die Message in die Welt.
Jurykommentar: Mit dem Konzept der Anti-Fashion Industry hat das Team nicht nur eine ganzheitlich gedachte Idee konsequent und exzellent exekutiert. Sie haben außerdem gleichzeitig den Second-Hand-Markt neu erfunden. Mit einer Idee, die Kampagne, Marke und Business-Modell zugleich ist.
Abschlussarbeit 2021: Würmlas Wände
Team: Katharina C. Herzog, David Leitner // Universitäi für angewandte Kunst Wien
Projekt: Die Studierenden initiierten ein Kunstprojekt in der Gemeinde Würmla, einem kleinen Ort 60 Kilometer außerhalb Wiens: »Würmlas Wände« bringen urbane Kunst auf ländlichen Fassaden. Insgesamt wurden 13 alte Stadel, Keller und Silos in zehn Ortschaften der Gemeinde gestaltet. Die Motive entstanden in Zusammenarbeit mit den Besitzer:innen der Wände und erzählen persönliche Geschichten der Dorfbewohner:innen von Würmla. Ein Buch informiert ergänzend über die Geschichten hinter den Wänden.
Jurykommentar: Das war die Arbeit, auf die wir alle in der Jury gewartet haben. Sie lässt ein Erlebnis im öffentlichen Raum entstehen, wie man es sich schöner kaum wünschen kann. Unglaublich emotional, konzeptionell stark und wundervoll umgesetzt. Hier prallen Land und Stadt mit voller Wucht aufeinander und es werden ergreifende Geschichten sichtbar. Streetart im unmittelbaren menschlichen Kontext. Wir würden es am liebsten Social Media nennen.
Praxisarbeit 2021: Meltdown Flags
Team: Sandra Lizeth Valencia (Text), Kai West Schlosser (Gestaltung), Thao Vu Phuong (Gestaltung) // Serviceplan
Projekt: Mit der Arbeit Meltdown Flags setzt Serviceplan in Zusammenarbeit mit dem Umwelttechnologieunternehmen Meter ein Zeichen gegen den weltweiten Gletscherrückgang. Daten und Design wurden kombiniert, um das Schmelzen der Gletscher plakativ zu visualisieren: mit der Reduktion der Weißflächen auf den Nationflaggen.
Jurykommentar: Die Kampagne verdichtet eine komplexe, globale Thematik in einem einfachen, zwingenden und sogar beklemmenden Visual! Sie emotionalisiert auf geschickte Art und Weise ein in der vermeintlichen Ferne liegendes Thema und bringt es in das jeweilige Land. In dein Land! Vor deine Haustür! Dazu bedient sich die Kampagne zusätzlich auf innovative Art Daten und hält damit die Kampagne immer aktuell. Gratulation zu dieser Arbeit!
Die Goldarbeiten 2021
Insgesamt gab es 24 goldene Talent Awards (inklusive der Grands Prix). Wir zeigen hier eine Auswahl aus allen Bereichen. Alle Goldgewinner:innen bekommen von uns ein Jahresabo von PAGE Digital.
Jurykommentar: Die Jury ist perplex! Ein Feuerwerk an derart schönen, überraschenden, schrägen, durchgeknallten, aufmerksamen, feinfühligen Texten und Bildern in einer durchgängig extrem hohen Gestaltungsqualität auf 155 Seiten ist außergewöhnlich! Auch ganz besonders deswegen, weil es eine Gruppenarbeit ist – an der unterschiedlichste Studierende nur ein Semester lang gearbeitet haben. Chapeau.
Team: Amelie Bormann, Nathalie Blank, Betremariam Tebebe, Laura Kreuzer, Florian Kapaun, Julian Falkner, Konstantin Kraska, Nathalie Pollok // Hochschule Augsburg
Jurykommentar: Wie sieht perfektes Veranstaltungsmarketing aus? Die Student:innen der Hochschule Augsburg beweisen es. Sie gehen raus aus der Comfort Zone. Das Ergebnis zeigt, wie man es heute macht: Geile Typo, großartige Poster, Hammer Social Media. Over-the-Top AR Filter – mit Mike Meiré – er kam dann auch selbst für die Keynote.
Alle haben gelacht. Die Jury auch. Mehrfach. Wir wollten den Film immer wieder sehen. Viel mehr kann man nicht erreichen. Alle, die über einen Auftritt für eine Veranstaltung nachdenken, sollten sich diesen Case anschauen. Ja, auch alle Profis. Denn: Das ist der latest Shit!
Semesterarbeit – Digital: PS Herald
Team: Lisa Lauer, Manuel Peris, Niklas Blume, Alina Wingert, Philipp Ledulé, Dimitri Saenko, Oliver Stock // Hochschule Kaiserslautern
Jurykommentar: Das herausragende an diesem Jahr waren Semester(!)arbeiten wie diese, die sowohl an handwerklicher Fähigkeit als auch Detailgrad die sogenannten professionellen Arbeiten deutlich übertrafen. Produziert von Studierenden für das National Maritime Museum of Australia stellt dieses Projekt viele der selbst ausgedachten Gold-Cases der professionellen Agenturen sowohl in Konzeption und Umsetzung in den Schatten.
Semesterarbeit – Illustration: Through the Dunes
Gewinnerin: Lucie Langston // Hochschule Mainz
Jurykommentar: Ein Spaziergang in dem Naturschutzgebiet Mainzer Sand, Tee trinken und Kuchen backen. Vermeintlich alltägliche Dinge werden in der Graphic Novel illustrativ verwoben mit einer autobiografischen Auseinandersetzung von Gefühlen und Ängsten während des Lockdowns – und zwar auf so traumhaft schöne und melancholische Weise, dass man von dieser Geschichte total in Bann gezogen wird.
Jurykommentar: Just in case ihr habt diese Arbeit noch nicht gesehen, dann solltet Ihr ihn jetzt sehen. Handwerklich mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet. Jede Szene ist eine Idee für sich. Und führt uns am Ende zur brutalen Erkenntnis: At least it was made with love. Leider umsonst. Umsonst? Ja genau. Denn uns wird mit schönen Bildern eine deutliche Konsumkritik untergejubelt. Unsere Gesellschaft produziert tagtäglich mit viel Aufwand Dinge, Sachen, Produkte, die letztendlich auf dem Müll landen. Das Ganze wird hier plakativ dargestellt am verschwenderischen Setbau für genau diesen Film. Der letztendlich nur einen Zweck hatte: auf dem Müll zu landen. Das bleibt hängen.
Team: Hanna Hofmann, Anna Lina Weiss // Bauhaus Universität Weimar
Jurykommentar: Diese Arbeit ist handwerklich so schlau gedacht, so hervorragend gemacht und mit so viel Gestaltungssicherheit exkutiert, dass man das Nachwuchsproblem der Branche für einen Moment freudig vergisst und seine eigenen Semesterarbeiten noch tiefer im Keller versteckt. Klasse!
Semesterarbeit Medienkunst: Everything is growing. Everything is math
Gewinner: Max Seeger // Fakultät Gestaltung Würzburg
Jurykommentar: Everything is growing. Everything is math. Everything is beautifully crafted. Vom Design und der technischen Umsetzung des Exponats, bis zum Interface der App — herausragend. Einzig schade, dass wir alle diese Arbeit nicht in einer echten Galerie erleben und ausprobieren können — noch nicht.
Jurykommentar: Eine verrückte Reise, mutig genug, uns fragend und neugierig zurückzulassen, ohne jedoch unsere Aufmerksamkeit auch nur für eine Sekunde zu verlieren. Voller nahezu obszessiver Liebe zum Detail, die uns neidisch werden lässt und sehnsüchtig nach dieser jungen alten wilden Liebe zum Design.
Abschlussarbeit – Illustration: Warum so panisch?
Team: Herr Max Bartram c/o Alexander Grahle // HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft
Jurykommentar: »Warum so panisch? – Da ist doch gar nichts«. Ein kleines Buch, das mit den Kulleraugen auf dem rosa Cover erst mal charmant daher kommt. Das Thema ist dagegen ernst, es geht um Panik-Anfälle. Doppelseiten mit Illustrationen im Comic–Raster und Bild–Text–Doppelseiten wechseln sich ab. Die Illustrationen befassen sich humorvoll und spielerisch mit den unterschiedlichsten Ängsten. Die Seiten mit ihren schönen Farbwelten machen alle einzeln Spaß und ergeben in ihrer Gesamtheit ein konsequentes und in sich schlüssiges Ganzes.
Abschlussarbeit – Social Media: Alles statt nix
Gewinnerin: Elvira Breit // Hochschule Augsburg
Jurykommentar: Diese Arbeit hat mir als Jurymitglied die Tränen in die Augen getrieben. Tränen der Traurigkeit, weil ich als Betroffener selbst kaum Vorbilder in Karrierebranchen hatte. Aber auch Tränen der Freude, weil sich junge Studierende dieser Thematik und damit ihrem eigenen Schicksal und dem kommender Generationen angenommen haben. Diese Arbeit spricht nicht über Plastikmüll im Ozean oder Pressefreiheit im Iran, diese Arbeit hat verdient Gold bekommen, weil sie hier relevant ist, in diesem unserem Land: Deutschland.
ADC Talent Award Show 2021
Hier könnt ihr euch die komplette Preisverleihung anschauen mit allen Goldgewinner:innen und inklusive unseres Interviews mit Prof. Richard Jung, Leiter des Fachbereichs Forschung und Lehre beim ADC.