Frank Egel – FotosNico Spindler – InterviewsGunter Schwarzmaier – LayoutDie Arbeit zeigt ein kieztypisches und unverkäufliches Panorama vielfältigen Lebens in einem der heißestenSpekulationsobjekte Hamburgs.
Die Arbeit zeigt ein kieztypisches und unverkäufliches Panorama vielfältigen Lebens in einem der heißesten
Spekulationsobjekte Hamburgs.
Reeperbahn 157 – Portrait einer ungewöhnlichen Hausgemeinschaft in Bild und Text
Bewohner des Hochhauses Reeperbahn 157 öffnen die Türen zu ihren Appartments und erzählen vom Wohnen in einer vertikalen Straße mit 17 Etagen mitten in St. Pauli. Der Blickwinkel ist immer der gleiche: Von der Eingangstür in den Wohnraum mit Panoramafenster. Portraits im persönlichen Rückzugsbereich einer einmaligen Hausgemeinschaft.
Das »Niebuhr«-Hochhaus
Die öffentliche Wahrnehmung auf das Hochhaus an der Reeperbahn 157, an der Grenze zwischen Hamburg und Altona, hat in den über 40 Jahren seines Bestehens einen bemerkenswerten Wandel durchgemacht. Seit seiner Erbauung im Jahre 1971 war das sogenannte Niebuhr-Hochhaus fast vier Jahrzehnte lang das einzige Wohn-Hochhaus in St. Pauli. 150 Parteien wohnen auf 17 Etagen Tür an Tür.
In den 80er und 90er Jahren war das Haus als »Nuttenbunker« und »Todes-Turm« verschrieen. Das Milieu wohnte hier, viele der Appartments wurden vom Rotlichtgewerbe genutzt.
Bis Ende der 90er Jahre änderte sich die Bewohnerschaft, das Hochhaus wurde »solide«. Seinen schlechten öffentlichen Ruf jedoch behielt es bei.
Mit Beginn des neuen Jahrhunderts, als St. Pauli mit städtebaulichem Nachdruck zur Touristenattraktion ausgebaut wurde, blieb das Haus zunächst für weitere 10 Jahre fast unbeachtet, ehe es in Folge des Hypes um die “Boomtown” Hamburg fast über Nacht zur Traum-Immobilie und zum begehrten und umkämpften Spekulationsobjekt wurde.
Im Jahre 2012 ist die Umwandlung des einstigen Mietshauses in einzelne Eigentumswohnungen bereits in vollem Gange. Die seit Anfang 2012 geltende Soziale Erhaltensverordunung für St. Pauli Süd einschließlich Reeperbahn kann daran nichts ändern, da die Eigentümer bereits 2011 eine “Abgeschlossenheitserklärung” erwirkten und jede Wohnung einzeln ins Grundbuch eintragen ließen.
Die rasanten Umwandlungsprozessen verunsichern viele Bewohner. Die Mietpreise steigen sprunghaft an, der Quadratmeterpreise für Neuvermietungen hat sich verdoppelt. Die Appartments werden jetzt als Eigentumswohnungen verkauft. Die Hausverwaltung trickst bei Vertragslaufzeiten und Nebenkosten. Extremer Lärm und Dreck von ungenehmigten Sanierungsarbeiten sind an der Tagesordnung. Die Bewohner mussten hinnehmen, wie ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit Asbest-verseuchter Bauschutt über die Fahrstühle abtransportiert wurde.