PAGE hat sich in der Designszene umgehört. Die Meinungen gehen stark in eine Richtung …
Der erste Blick auf ein neues Logo ruft oftmals ein Erschrecken, ja sogar Empörung, hervor – so zeigten es einige Beispiele in diesem Jahr. Man erinnere sich an Instagram, Uber, Hewlett Packard und Co. Nach längerer Betrachtung verstummten viele Kritiker im Netz, vor allem sobald sich das Auge an die neuen Signets gewöhnt hatte. Im Falle des Redesigns von Mastercard lassen Stimmen positive Meinungen verlauten.
Weitere Kommentare folgen hier in Kürze …
Olaf Stein, Partner Branding bei Factor
Abwurf von visuellem Ballast: Mastercard hat sein Logo nach 20 Jahren überarbeitet. Der wichtigste Grund war sicherlich die weltweite Einführung des digitalen Bezahldienstes Masterpass. Dieser machte eine Veränderung notwendig, da das alte Logo den Namen MasterCard enthielt. Die wichtigsten Elemente – die beiden sich überlappenden Kreise – wurden freigelegt und vom Namen befreit und nun in den visuellen Mittelpunkt gerückt. Das neue Logotype bildet je nach Einsatzort die Basis oder wird rechts neben der Bildmarke platziert. Die Bildmarke ist die starke Klammer und kann fortan mit neuen Produktnamen, wie Masterpass gekoppelt werden. Durch die gewählte Kleinschreibung ordnet sich der Name der Bildmarke unter.
Es wurde wirklich alles richtig gemacht
Viele Brand Identity-Überarbeitungen der letzten Jahre gaben Anlass zur Kritik, in diesem Fall finde ich, wurde wirklich alles richtig gemacht. Ein großes Kompliment an das Pentagram-Team um Michael Bierut. Abschließend frage ich mich, wann das Unternehmen den Mut aufbringen wird nur noch die Bildmarke einzusetzen, denn die physische Mastercard wird ohnehin verschwinden und die Bildmarke ist doch bereits Synonym für bargeldlosen Zahlungsverkehr.
Jens Grefen, Executive Creative Director, Interbrand Germany
Das neue Logo wirft erfreulicherweise sein Element mit dem höchsten Wiedererkennungswert, die überlappenden Kreise, nicht über Bord. Ich finde die Vereinfachung der Kreise konsequent, die Darstellung der dritten Farbe durch die ineinandergreifenden Linien war zu Ihrer Zeit sicher clever, ist heutzutage aber nicht mehr nötig. Das Besinnen auf die noch ältere Symbol-Darstellung (bis Ende der 70er), kombiniert mit einem Sans-Schnitt, der die Formensprache des Symbols aufgreift finde ich ebenfalls stimmig.
Ich finde die Vereinfachung der Kreise konsequent
Wie sich das Ganze im Markenerlebnis widerspiegelt, muss man dann sehen. Am Ende ist es ja »nur« das Logo. Das Markenerlebnis entsteht aber nicht durch den Auftritt, sondern durch die Erfahrungen, die der Kunde mit der Marke macht. Dort entsteht Unternehmenswachstum.
Hendrik Weber, Type-Director, Monotype GmbH, Berlin
Runderneuert: Beim ersten Blick auf das neue Mastercard-Logo dachte ich: »Oha, sehr sachliche Schrift. Vielleicht zu sachlich.« Weitere Änderungen sprangen mir gar nicht ins Auge. Als ich danach auf meine Kreditkarte schaute, war ich erstaunt, wie antiquiert das 20 Jahre alte Signet plötzlich wirkte. Diese erste Begegnung war eigentlich schon der Beweis, wie schnell der neue Auftritt akzeptiert werden wird.
An der Trennung von Bildzeichen, leicht wiedererkennbar, und Name kommt heute keine Marke vorbei. Man denke nur an die Profilbilder für die Social-Media-Kommunikation. Mit der Kleinschreibung des Markennamens konnte ich mich zunächst nicht anfreunden, bis ich Michael Beiruts Erklärung las und weitere klein geschriebene mastercard-Dienste in den Entwürfen sah: masterpass, priceless cities, securecode. Pentagram versucht, die zirkulare Bildmarke in das geschriebene Wort zu übertragen, getragen von den Gemeinen der geometrischen Schrift FF Mark.
Die Praxis wird zeigen, ob diese Strategie aufgeht.
Olaf Schroeter, Head of Creation, MetaDesign
Nach fast 20 Jahren überarbeitet Mastercard erstmals sein Logo. Eines der bekanntesten Markenzeichen der Welt, denn schliesslich nutzen 2,5 Milliarden Menschen die Kreditkarten des Unternehmens.
Aus meiner Sicht eine konsequente Weiterentwicklung. Das neue Logo wirkt durch die Reduktion deutlich smarter und zeitgemäßer. Es verzichtet auf Extravaganzen und suggeriert Einfachheit in einer komplizierten Welt. Auch die FF Mark als Schrift funktioniert gut im Zusammenspiel mit der Formensprache des Logos. Hinzu kommt: Digitale Technologie ist ein wesentlicher Teil des Geschäfts geworden. Mastercard hat sich in den letzten Jahren durch die digitale Transformation stark verändert. Daher macht es Sinn, durch den Verzicht auf das versale »C« in der Wortmarke den Fokus nicht mehr auf die Karte als haptisches Produkt zu legen.
Aus meiner Sicht eine konsequente Weiterentwicklung
Und am Ende hat sich nicht nur das Logo verändert: der gesamte Auftritt basiert auf der Form des Kreises und die medienübergreifenden Anwendungen zeigen, wie kreativ sich damit spielen lässt. Kurzum: das Einfache ist schwer zu machen. Dem Designer Michael Bierut und seinem Partner Luke Hayman ist es gelungen.
Sehen Sie hier das Video zur Entwicklung der Mastercard Brand Identity:
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