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Auftragsakquise – Tipps für Agenturen und Freelancer

Ab sofort im Handel: PAGE 06.2016

Editorial: Geben & Nehmen

»Sind wir im Geschäft, ist das jetzt ein Auftrag?« – eine Frage, die wir Gestalter unserem Gegenüber viel zu selten stellen. Wir setzen lieber den zweiten Schritt vor den ersten und breiten schon beim ersten Kennenlernen unsere Ideen aus. Wer kennt sie nicht diese leidenschaftlichen Momente. Und werden wir dann um einen »unverbindlichen« Entwurf gebeten, auch dann zögern wir nicht lang: Na klar, gerne machen wir das. Toller Auftrag  – oder etwa nicht?

Ein Blick in unsere AGD-Berufspraxis-Kolumne lohnt: Selbst ein eindeutiges »Gut, der Auftrag geht an Sie, legen Sie los« hätte wohl nicht ausgereicht. Mündliche Verträge sind hierzulande zwar genauso gültig wie schriftliche. Aber ihnen fehlt nun mal die Eindeutigkeit. Kunden denken meist in fertigen Produkten. So ist der Entwurf für sie lediglich eine Vorstufe dazu. Aus Sicht des Gestalters ist der Entwurf aber die eigentliche Leistung. Durch ihn werden die kundenspezifischen Gedanken, die Ideen sowie das Wissen und Können des Designers sichtbar.

Wie sorgen wir also für Klarheit und mehr Rechtssicherheit? Eine Lösung kann hier sein, sich aus dem Gespräch mit »Vielen Dank für den Auftrag, ich freu mich auf die Zusammenarbeit, tolles Projekt!« zu verabschieden. Wenn das Gegenüber dann keinen Einspruch erhebt, lohnt der nächste Schritt: nämlich eine schriftliche Übersicht zum begonnenen Auftrag nachzureichen oder ein Protokoll – einfach der guten Ordnung halber.

Anstatt gleich mit Ideen zu brillieren, könnten wir auch einfach sagen: »Ein ähnliches Projekt habe ich schon mal gemacht, schauen Sie hier …« Und falls wir dann doch direkt nach ersten Skizzen gefragt werden: »Sind wir im Geschäft, ist das jetzt ein Auftrag? Ich mache Ihnen gerne erste Entwürfe und berate Sie. Mein Stundensatz beträgt soundsoviel Euro netto. Falls Sie mehr möchten, mache ich Ihnen gerne ein gutes Angebot.«

Doch jetzt zurück auf Los, machen wir den ersten Schritt! Ein erfolgreicher Auftragsabschluss beginnt schließlich weit vor dem ersten Kennenlerngespräch. Erst einmal müssen wir den Fuß in die Tür bekommen. Wie das gelingt, das erläutern wir in PAGE 06.2016.

Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher

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