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Druckveredelung: Lentikulardruck

Bei diesem Veredelungsverfahren werden mithilfe einer Linsenrasterfolie optische Effekte auf einer Drucksache erzielt.

Beim Lentikulardruck werden mithilfe einer Linsenrasterfolie optische Effekte auf einer Drucksache erzielt. Zahlreiche stäbchenförmige Linsen aus einem transparenten Kunststoff werden dabei mit einem speziell aufbereiteten Bild hinterdruckt und geben je nach Blickwinkel andere Teile des Motivs frei. Dies ermöglicht zum einen 3-D-Effekte, die das Dargestellte räumlich wirken lassen, zum anderen Bewegungseffekte, bei denen das Auge eine Sequenz von Bildern nacheinander wahrnimmt. Mög­lich sind inzwischen alle Größen von der Visitenkarte bis zum Plakat.

Bezeichnung
Die gebräuchliche Bezeichnung ist Lentikulardruck. »Lentikular« bedeutet »linsenförmig«.

Varianten
Je nach Bildaufbereitung lassen sich im Lentikulardruck unterschiedliche Ef­­­fekte erzielen. Beim 3-D-Effekt wird ein Bild so zerlegt und auf Ebenen angeordnet, dass die Linsen einen Eindruck von Räumlichkeit erzeugen. Ein Wechselbild entsteht, indem sich je nach Be­trachtungswinkel zwei Motive abwech­seln. Bei der Animation laufen bis zu 30 Einzelbilder in einer Sequenz ab. Durch Morphing verwandelt sich ein Motiv über Zwischenschritte in ein anderes, und beim Zoom nähert oder entfernt es sich.

Stärken
Der Lentikulardruck eignet sich beson­ders dafür, Aufmerksamkeit zu wecken und den Nutzer zur Beschäftigung mit dem Objekt zu animieren.

Technik
Bei allen Effekten bleibt die Produk­tionstechnik die Gleiche, die Unterschiede ergeben sich durch die Bearbeitung der Vorlage. Das 3-D-Motiv oder die Sequenzen werden in Einzelbilder zerlegt, die eine spezielle Len­tikulardrucksoftware dann auf der Druck­vorlage platziert. Bei 3-D ist viel Handarbeit nötig, bei den anderen Effekten erledigt dies der Computer automatisch. Für den Druck muss die Druck­maschine eine entsprechend hohe Auflösung erreichen und die Lentikularfolie verarbeiten können. Wie hoch die Auflösung sein muss, hängt von der Distanz ab, aus der der Betrach­ter das Motiv anschauen soll: Für Straßenplakate reichen relativ niedri­ge Auflösungen von 10 Linsen pro Zoll. Bei dem Mailing der Sparkasse Köln-Bonn (rechts) waren es 100 Linsen pro Zoll.

Einsetzbare Materialien
Die Lentikularfolie lässt sich zusammen mit einem breiten Spektrum von Trägerstoffen einsetzen.

Tipps zur Planung
Der Einsatz des Lentikulareffekts erfordert etwas Vorarbeit bei der Motivwahl. Regel Nummer eins ist, sich an die Vorgaben des Dienstleisters zu hal­ten. Allgemein gilt: Gut sind dunk­le, kontrastreiche Motive. Helle Motive können unter Umständen zu Geis­ter­bildern führen. Bei diesem unerwünschten Effekt scheinen die Bilder einer früheren Phase nach, obwohl sich das Auge schon bei der nächsten Phase befindet. Für einen 3-D-Effekt muss der Gestalter die Bestandteile eines Bildes jeweils auf eigenen Photo­shop-Ebenen freistellen. Für andere Effekte reicht es meist, zwei Schlüsselbilder zu liefern, die Software errechnet die Zwischenschritte. Mehr Schlüs­selbilder zur Verfügung zu stellen, hat den Vorteil, dass sich das Ergebnis bes­ser vorhersagen lässt.

Grenzwerte
Schriften unter 10 Punkt sind nur sehr schwer zu lesen.

Dienstleister
•  Klenke-Druck, Dissen, www.klenke-druck.de
•  PrintPerfection, Zell/Mosel, www.printperfection.de
•  Touchmore, Remscheid, www.touchmore.de
•  Vogt Foliendruck GmbH, Hessisch Lichtenau, www.vogt-foliendruck.de

Preis
Der Lentikulardruck ist in den letzten Jah­ren billiger geworden. Für klei­nere Standardprodukte gibt es inzwischen bei einigen Anbietern recht günstige Sammelformen. Für 1000 Stück im Post­kartenformat kann man mit Kos­ten von rund 800 Euro rechnen. Ein (zu empfehlendes) Proof schlägt noch einmal mit bis zu 450 Euro zu Buche.

Abbildung oben: Ein Bogen mit Linsen für den Lentikulardruck. Je nach Blickwinkel zeigen die Linsen bis zu 32 Bilder an

Die Lentikularfolien lassen sich wie andere Bedruckstoffe an die Druckmaschine anlegen und verarbeiten

 


 

In Bewegung

Die Sparkasse Köln-Bonn nutzte den Animationseffekt des Lentikulardrucks, um eine junge Zielgruppe zu erreichen

Kaum ein Verfahren verbindet Haptik und Optik so aufmerksamkeitsstark wie der Lentikulardruck. So entschied sich Sascha Gundlach, kreativer Kopf der Kassler Agentur neue formen, für diese Technik, als die Sparkasse Köln-Bonn ein Mailing für eine junge Zielgruppe bei ihm in Auftrag gab. Aufhänger für die Aussendung sollten die Geburtstage sein, auf der Rückseite werden die jungen Kunden individuell angesprochen und der Gewinncode für ein Facebook-Spiel wird übermittelt. Als Motiv für die Vorderseite wählte Gund­lach einen jugendlichen Sprayer, der die Worte »Happy Birthday« als farbenprächtiges Graffiti an eine kah­le Betonwand sprüht. Neben der inhaltlichen Aussage des Bildes spielte dabei auch eine Rolle, dass es eher dunkel und kontrastreich ist. Eine wichtige Voraussetzung, um es im Lentikulardruck verarbeiten zu können.

Die aktuelle Foliengeneration kann bis zu 30 Einzelbil­der anzeigen. Für dieses Mailing reichten aber 21 Linsen. Die Agentur musste der Druckerei, Vogt Foliendruck in Hessisch Lichtenau, eigentlich nur ein Schlüsselbild für den Anfang und eines für das Ende der Sequenz liefern, alle Zwischenbilder errechnet die spezialisierte Lentikulardrucksoftware. Sascha Gundlach wollte allerdings mehr Kontrolle über das Ergebnis und bereitete daher vier Schlüsselbilder für die Druckerei vor, mit der er schon bei anderen Lentikulardruck­projekten zusammengearbeitet hatte.

Die weitere Produktion erfolgte dann bei Vogt Foliendruck: Die Software errechnete zunächst die fehlenden Zwischenbilder und zerlegte dann die 21 Bilder der Sequenz in sehr schmale Streifen, die in sich immer wiederholen­den Sequenzen auf der Druckvorlage platziert wurden. Vogt stellte die Karten dann ganz gewöhnlich im Offsetdruck für die Folie und im Digitaldruck für die individualisier­ten Rück­­seiten her. Das Stanzen und Kuvertieren waren danach Routinearbeit. So fanden die jungen Rheinländer in den kommenden Wochen einen gesprayten Geburtstagsgruß ihrer Sparkasse im Briefkasten.

Mit fest definierten Schlüsselbildern als Zwischenschritten konnte Sascha Gundlach den Ablauf des Lentikulareffekts für das Sparkassenmailing optimal steuern

 

Weitere Möglichkeiten zur Druckveredelung finden Sie in unserem Artikel «Druckveredelung: 5 hochwertige Techniken«

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